In Schweizer Atomkraftwerken wird Uran aus der berüchtigten russischen Wiederaufarbeitungsanlage Majak eingesetzt. Dies haben in der gestrigen Ausgabe der „Rundschau“ des Schweizer Fernsehens Vertreter der AKW Gösgen und Beznau zum ersten Mal öffentlich zugegeben.
Wie Greenpeace in einer Medienmitteilung schreibt, bestätigt das Geständnis eigene Recherchen, wonach der „saubere“ Schweizer Atomstrom aus überaus dreckigen Quellen stammt. Greenpeace fordert die Schweizer Atomindustrie auf, aus ihren zweifelhaften Uran-Geschäften mit Russland auszusteigen und ihre unlautere Werbekampagne für Atomstrom abzubrechen.
Jahrelang haben die Betreiber der Schweizer AKW die Herkunft ihres Brennmaterials verschleiert. In der gestrigen „Rundschau“ nun gaben AKW-Betreiber erstmals zu: Die Schweizer Atomindustrie setzt in den AKW Gösgen (dessen Kühlturm siehe Bild - Guntram Rehsche) und Beznau Brennstoff ein, der in Majak aus verbrauchtem nuklearem Brennstoff von russischen U-Booten und Eisbrechern wiederaufgearbeitet wird.
Majak gilt neben Tschernobyl, wo 1986 ein Reaktor explodierte, als verstrahltester Ort der Welt. Einerseits, weil in den Fünzigerjahren ein Tank mit hoch radioaktivem Plutonium explodierte, andererseits, weil auch heute noch im laufenden Betrieb radioaktive Abwässer direkt in den Fluss Tetscha geleitet werden. Radioaktive Flüssigkeiten lagern kaum gesichert unter freiem Himmel und gefährden Wasserläufe bis hin zur arktischen See. Die Auswirkungen der Anlage für die ansässige Bevölkerung seien verheerend: Die Krebsrate ist überdurchschnittlich hoch, ebenso die Zahl der Fehlgeburten. Viele Kinder kommen mit genetischen Schäden und zum Teil schwersten Behinderungen zur Welt. Der Leiter den Anlage, Vitali Sadovnikov, wurde zwar 2006 wegen Einleitung von Millionen von Kubikmetern radioaktiver Flüssigabfälle in einen Fluss, der Trinkwasser für die Anrainer liefert, verhaftet, kam aber dank einer Generalamnestie wieder frei.
Wie Greenpeace weiter schreibt, reden die Schweizer AKW-Betreiber nur höchst ungern darüber, dass ihre „sicheren und sauberen“ Atomkraftwerke ohne ausländische Lieferanten und „Wiederverwerter“ nicht betriebsfähig wären. Denn der „einheimische“ Strom wird mit ausländischem Uran, französischer Technologie und russischen Helfern produziert. «Ohne die Einbindung in die internationale Atomindustrie könnten die hiesigen Atommeiler keine einzige Kilowattstunde Strom liefern», sagt Stefan Füglister, Atomexperte und Autor der Greenpeace-Studie „Recycling von Wiederaufbereitungsuran?“. «Dass die verheerendsten Umweltverbrechen an entlegenen Orten wie Majak stattfinden, entbindet die Schweizer AKW-Betreiber nicht von ihrer Verantwortung. Wer mit Partnern Handel treibt, denen schwere Umweltvergehen angelastet werden, macht sich mitschuldig.» Nach dem jetzt vorliegenden Eingeständnis fordert Greenpeace die Schweizer AKW-Betreiber auf, sämtliche Geschäftsbeziehungen mit den russischen Staatsbetrieben zu sistieren und ihre unlautere Werbekampagne für so genannt "sauberen Atomstrom" aufzugeben.
Zum Rundschau-Beitrag vom 8.9.2010 hier
Greenpeace-Recherche „Recycling von Wiederaufarbeitungsuran? Ein Einblick in die Geschäfte der Schweizer Atomindustrie mit russischen Brennstoffproduzenten“, 2009
Quelle: Greenpeace Schweiz
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