Damit wir eine lebenswerte Welt gestalten können, bündelt die Sonne die Kräfte. Dieses Naturgesetz wenden sowohl die Initianten der Solarstromanlage in Melchnau (BE) an als auch vier Landwirte, welche den Kuhstall errichten liessen. Er bietet rund 100 Kühen Platz.
Der Vorzeigestall verfügt auf der Basis der Solartechnik über eine Indachphotovoltaikanlage, Sonnenkollektoren und eine Heutrocknung. Die Investition wurde ohne Subventionen realisiert. Auf einer aktiven, nach Süden ausgerichteten Dachfläche (25 Grad Neigung) von 1885 m2 (Dachlängen 102, resp. 94 m, Breite in der Südseite 15 resp. 22 m) erwartet man einen technischen Jahresertrag von rund 250 000 kWh bei einer installierten Leistung von 264 kWp. Damit können rund 65 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Solarmodule wurden in Lyss hergestellt, und zwar von 3S Swiss Solar Systems AG. Es handelt sich um ein MegaSlate®II-Solardachsystem.
Insgesamt wurden 1785 PV-Module montiert. In 9 Tagen war das Dach damit eingedeckt. Lernende von verschiedenen Firmen (Swisscom, Energie Wasser Bern, Industrielle Betriebe Langenthal) waren im Rahmen des von Greenpeace organisierten Jugend Solar Projektes bei der Montage der Module engagiert. Die Dachkonstruktion aus Holz wurde so konzipiert, dass unterhalb der Module ein Luftstrom zirkulieren kann, welcher die Panelen kühlt und dadurch deren Wirksamkeit erhöht, und anschliessend über eine Heutrocknungsanlage sicherstellt, dass ohne zusätzlichen Fremdenergieinput das geschnittene Gras korrekt getrocknet werden kann. Sonnenkollektoren liefern das Warmwasser, um das Innere der hoch modernen Melkanlage zu reinigen. Ein Regenwassertank dient zur Speisung der äusseren Reinigung der Melkanlage. Die Kosten für die Photovoltaikanlage beliefen sich auf rund 2 Mio. CHF. Die Kostendeckende Einspeisevergütung wurde nicht benutzt, hingegen ein günstiges Darlehen. Der Stall bietet rund 100 Kühen Platz Separate Boxen sind für kranke Kühe vorgesehen, ebenso für das Abkalbern.
Für die Realisierung des Projektes wurde die pvenegie ag gegründet. Aktienkapital: CHF 300 000.-) An ihr ist der Initiant der Anlage, Stefan Bigler, beteiligt als auch „Energie Wasser Bern“ sowie die industriellen Betriebe Langenthal und die Betriebszweiggemeinschaft Moosboden. Das Projekt wird durch die Swisscom als grösster Abnehmer des produzierten Stroms unterstützt. Dieses Unternehmen, welches zu den grössten Stromkonsumenten der Schweiz zählt, konsumiert ausschliesslich Strom aus erneuerbaren Quellen, schwergewichtig aus Wasserkraft. Der Photovoltaikanteil beträgt erst rund 1 %.
Grundsätzlich besteht zwischen den Beteiligten eine klare Aufgabenteilung. Die Landwirte haben das Dach zur Verfügung gestellt und sind am finanziellen Ertrag aus dem Stromverkauf mit 10 % beteiligt, kümmern ausschliesslich um die Milchproduktion, die Investoren sind für die solartechnischen Anlagen zuständig und verantwortlich und für die Vermarktung des Stromes zuständig. Eine im Grundbuch eingetragene Dienstbarkeit regelt die Verhältnisse zwischen den Investoren der Indachanlage und den Landwirten, welche den Stall betreiben. Es handelt sich um einen auf 40 Jahre angelegten Vertrag.
Hans Beer, Direktor industrielle Betriebe Langenthal, verwies auf den Beschluss im Kanton Bern, den Ausstieg aus der Atomenergie vorzubereiten. Er sieht dabei ein realistisches Szenario bis zum Jahr 2039. Das Projekt „Kuhstall Moosboden“ verkörpert für Beer auf der Basis einer breiten Zusammenarbeit und einer privaten Initiative eine nachahmenswerte Innovation mit Nachhaltigkeit. Hans Duppenthaler, Landwirt, Betriebszweiggemeinschaft Moosboden, erwähnte, dass schon die Väter der neuen Betriebsgemeinschaft Formen der Zusammenarbeit gepflegt haben, so bezüglich der einzusetzenden Maschinen. Da die Landwirte einem harten grenzüberschreitenden Wettbewerb ausgesetzt sind, neue Auflagen, so im Tierschutz, die Kosten steigern und weitere Rationalisierungen in Form der Reduktion der Handarbeit notwendig sind, haben vier Landwirte der Region die Betriebszweiggemeinschaft Moosboden gegründet. Mit zurzeit 102 Kühen wird silofreie Milch produziert. Der Melkraum ist ein eigentliches Karussell und entspricht hohen hygienischen Anforderungen. Die Arbeitsteilung und die gegenseitige Unterstützung ermöglicht es zudem, dass die Landwirte zu ausgeglicheneren Arbeitszeiten gelangen können.
Fabian Etter, Teamleiter Corporate Responsibility, Swisscom, bekannte sich zum Grundsatz, dass die Swisscom grundsätzlich nur Strom aus erneuerbaren Quellen einsetzen will. Moosboden ist ein weiterer Schritt dabei. In der Diskussionsrunde wurde hervorgehoben, dass man davon ausgeht, genügend Abnehmer zu finden, welche bereit sind, für Solarstrom einen Aufpreis zu bezahlen. Dies soll auch in einem liberalisierten Strommarkt möglich sein. Die regionale Vernetzung wird als Vorteil betrachtet. Aus Sicht der Landwirte gilt, dass die Anwendung der Solartechnik eine Fortführung der von den Landwirten seit langem gepflegten Tradition, im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Die sich ändernden Rahmenbedingungen erfordern zudem die Mulitfunktionalität bei der Erwirtschaftung des Einkommens. Die Solartechnik eröffnet zudem interessante Möglichkeiten für innovative Handwerker, nicht zuletzt für die Dachdecker.
Quelle: Solarbauern / © Text und Foto: Max Meyer
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