Dienstag, 22. Juni 2010

Public Viewing mit der Sonne


Fußball sehen ist in Afrika nichts Alltägliches: Der Großteil des Kontinentes ist nicht ans Stromnetz angeschlossen. So wie das ghanaische Oboadaka. Wenn die Black Stars am Mittwoch gegen Deutschland auflaufen, sind die Bewohner Oboadaka dennoch live dabei: Beim Public Viewing mit Solarstrom. Eine Reportage des Nachhaltigkeitsportals «Wir Klimaretter».

Wenn Ghana gegen Deutschland spielt, sind die Menschen in Oboadaka live dabei. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich: Oboadaka, eine 7.000-Seelen-Kleinstadt liegt eine knappe Stunde von der ghanaischen Hauptstadt Accra entfernt und ist nicht an das Stromnetz angeschlossen. Trotzdem können die Menschen aus Oboadaka heute ihre Mannschaft gegen Deutschland anfeuern: Beim Public-Viewing. Mit Solarstrom.

Ermöglicht hat das die Hamburger "Stiftung World Future Council" in Kooperation mit Energiebau Sunergy Ghana Ltd. "Wir wollen den Menschen zeigen, dass Solarstrom zuverlässig ist - und ganz einfach dezentral installiert werden kann", sagt Jakob von Uexküll vom World Future Council. Es gehe darum afrikanische Politiker zu motivieren, die Nutzung erneuerbarer Energien stärker zu fördern. Von Uexküll: "Und dafür bietet die erste Fußball-WM, die auf dem afrikanischen Kontinent ausgetragen wird, eine hervorragende Gelegenheit".

Bis heute sind 80 Prozent der Afrikaner für ihre Energieversorgung von Holz oder Holzkohle abhängig. Ein ernstes Entwicklungshindernis – und eine große Chance. Gelingt es, die Weichen so zu stellen, dass ein Großteil der notwendigen Entwicklung Afrikas auf der Basis erneuerbarer Energien wie Sonne, Wind und Biomasse geschieht, kann eine große Gefahr für das Weltklima gebannt werden.

Deshalb bringt der World Future Council medienwirksam Solarstrom nach Oboadaka – und deshalb unterstützt er die African Renewable Energy Alliance (AREA), in der sich politische Entscheidungsträger sowie Vertreter von Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus zahlreichen afrikanischen Ländern zusammengeschlossen haben. Vom 21. bis 23. Juni treffen sich AREA-Mitglieder unter dem Motto „Power Kick for Africa“ in der ghanaischen Hauptstadt, um über politische Förderinstrumente, Finanzierungsmöglichkeiten und Technologien zu beraten.

"Was für ein Glück für unser Dorf", freut sich Alex Ahwireng, der junge Gemeindevorsteher von Oboadaka. Ghana hatte als erstes afrikanisches Team einen Sieg bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft errungen. Und sie sind der Hoffnungsträger Afrikas. Am Mittwoch könnte das Team um den Berliner Kevin Prince Boateng Fußball-Geschichte schreiben. Wenn die "black Stars" Schweinsteiger, Podolski und Co. besiegen, steht Ghana im Achtelfinale und Deutschland wäre raus. Selbst ein Unentschieden wäre schon ausreichend - und zum zweiten Male nach 2006 stünden die Westafrikaner in der Vorschlußrunde.

Gemeindevorsteher Ahwireng jedenfalls traut seiner Mannschaft alles zu. Für seinen Ort Oboadaka endet das Glück nicht mit dem Endspiel der Fußball-WM. Die von Energiebau Sunergy Ghana Ltd. gestiftete Solaranlage bleibt im Dorf. Mit dem erzeugten Strom wird dann das kleine Krankenhaus versorgt, dessen Ärzte und Schwestern ihre Arbeit bislang ohne Elektrizität verrichten müssen.

Quelle: Wir Klimaretter

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