Samstag, 19. Juni 2010

Sonnenkollektoren für Brasilien

Die Nutzung der Sonnenenergie ist in Südländern häufig weiter fortgeschritten als bekannt. So ist etwa China der weitaus grösste Markt für solarthermische Anlagen, also die Aufbereitung von Warmwasser für Gebrauch und Heizung. Aus Brasilien erreicht Solarmedia der folgende Bericht.

In der Sozialsiedlung Vila Feliz in Anapolis installieren derzeit Arbeitsequipen im Auftrag der Stadtverwaltung kostenfrei in über 300 Häusern in Blitzeseile solare Warmwassersysteme. Eine Sensation, denn in der überwiegenden Mehrzahl aller Häuser (auch im wohlhabenderem Mittelstand) gibt es kein Warmwasser – mit Ausnahme der Duschen, wo wie meist in Südamerika stromfressende elektrische Durchlauferhitzer bis 6000 watt Stromaufnahme installiert sind).

Mehrere Arbeiter sagten bei der Installation, die Anlage könnte auch privat erworben werden, sie koste inkl. Installation zwischen 2000 und 2500 Reais für Privatkäufer. Offenbar gibt es grundsätzlich zwei verschiedene Systeme: bei einem - in Brasilien ebenfalls kommerziell angeboten - wärmt die Sonne einen langen Wasserschlauch auf. Notwendig ist ein Mischventil mit Kaltwasser, da bei Sonnenschein das Wasser sehr heiss aus dem Schlauch kommt. Das Problem: die Schläuche halten nicht ewig, sie werden brüchig.

Darum ist das "Direktsystem" nicht unbedingt kostengünstiger als jenes mit Sonnenkollektoren (hier geht's zur Herstellerfirma). Zu vermuten ist, dass die Grosszügigkeit und die Effizienz im Beispiel dieser Solaranlagen, die für die Bewohner in Vila Feliz völlig überraschend kam, mit den bevorstehenden Wahlen im kommenden Herbst zu tun. Die sozialistische Regierungspartei erzielte beim letzten Wahlgang mit einem Bruchteil der Wahlkampfausgaben der bürgerlichen Parteien ein sensationelles Resultat mit über 75 Prozent Anteil (ungefähr Verdoppelung gegenüber des Resultates vier Jahre zuvor). Für die Einweihung von Vila Feliz war im vergangenen Herbst auch eine Rede von Staatspräsident Lula vorgesehen. Er liess sich dann schliesslich aber nur kurz mit dem Helikopter über die Siedlung fliegen. Offenbar hat die PT aber realisiert, dass sie endlich auch etwas im ökologischen Bereich tun muss, um nicht Stimmen an andere Parteien zu verlieren.

© Solarmedia
/ Text und Bild: Martin Enkelmann

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