Die Höhe der Kosten für die weltweit immer weiter verbreiteten erneuerbaren Energien wird in der Öffentlichkeit mit viel
Leidenschaft diskutiert. Oftmals werden dabei jedoch nicht alle
verfügbaren Daten und Fakten in die Berechnungen einbezogen. Abhilfe
verschafft hier die Studie »Stromgestehungskosten von erneuerbaren Energien«, die nun das Freiburger Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE aktualisiert hat.
»Im Gegensatz zu den steigenden Energiepreisen bei fossilen und
nuklearen Stromquellen sinken die Stromgestehungskosten aller
erneuerbaren Energien seit Jahrzehnten kontinuierlich«, sagt Prof. Dr.
Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE. Die nun vorliegende Studie
analysiert Stromgestehungskosten, die bei der Umwandlung bestimmter
Energieformen aus Photovoltaik, solarthermischen Kraftwerken oder
Windenergieanlagen in Strom entstehen.
Lernkurvenbasierte Prognose von Stromgestehungskosten erneuerbarer Energien in Deutschland bis 2030. Quelle: Studie »Stromgestehungskosten erneuerbare Energien« (Fraunhofer ISE, Mai 2012), Grafik: ©Fraunhofer ISE
In der aktualisierten Version der Studie »Stromgestehungskosten von
erneuerbaren Energien« aus dem Dezember 2010 werden die aktuellen Trends
in der Kostenentwicklung der vergangenen beiden Jahre aufgegriffen. Die
marktüblichen Finanzierungskosten und Risikoaufschläge sind in dieser
neuen Version noch detaillierter und zudem technologiespezifisch sowie
länderabhängig angesetzt. Das ermöglicht einen realistischen Vergleich sowohl von
Kraftwerksstandorten als auch Technologierisiken und
Kostenentwicklungen. »Die Höhe von Finanzierungskosten hat dabei einen
erheblichen Einfluss auf die Stromgestehungskosten und die
Wettbewerbsfähigkeit einer Technologie«, so Weber, »dies ist beim
Vergleich zwischen der Studie von 2010 und der aktuellen Version zu
beachten«.
»Ein wesentliches Ergebnis der Untersuchung ist, dass die
Stromgestehungskosten bei der Photovoltaik nicht nur in Regionen mit
sehr hoher Sonneneinstrahlung, sondern auch in Deutschland unterhalb des
Endkundenstrompreises liegen«, erläutert Weber. So belaufen sich an
deutschen Standorten die Stromgestehungskosten von
Photovoltaik-Kleinanlagen auf 14 bis 20 Cent/kWh. Sie liegen damit auch unter der so genannten Grid Parity - eben den Kosten ab Steckdose im Haushalt.
Für Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Süddeutschland ergibt sich ein
Wert zwischen 13 und 14 Cent/kWh. Im sonnigen Spanien sinken die Kosten
für Freiflächenanlagen zwar nochmals signifikant auf 11 Cent/kWh, aber
weniger stark als erwartet. »Die hohen Kapitalkosten in vielen südlichen
Ländern erhöhen die Stromgestehungskosten erheblich, der Vorteil der
starken Sonneneinstrahlung kommt dadurch nicht so stark zum Tragen wie
er könnte«, so Dr. Thomas Schlegl, Leiter der Abteilung Renewable Energy
Innovation Policy, die diese Studie erstellt hat.
Ähnlich sieht es bei der Nutzung der Windkraft aus: »Auch die
Wettbewerbsfähigkeit von Windenergieanlagen gegenüber konventionellen
Kraftwerken ist an guten Windstandorten erreicht«, sagt Weber. Die
Stromgestehungskosten von Onshore-Windenergieanlagen liegen heute
zwischen 6 und 8 Cent/kWh und damit im Bereich der konventionellen
Kraftwerke aus den Bereichen Steinkohle, Braunkohle und Kernkraft.
Offshore-Windenergieanlagen (also solche auf hoher See) verzeichnen dagegen trotz höherer
Volllastzeiten von jährlich 3200 Stunden mit 12 bis 16 Cent/kWh deutlich
höhere Stromgestehungskosten als Onshore-Anlagen. »Ursachen sind die
teurere Installation sowie höhere Betriebs- und Finanzierungskosten im
Bereich Offshore«, sagt Weber, »damit ist der Strom aus
Offshore-Windenergieanlagen auch teurer als der aus
Photovoltaik-Anlagen«.
Auch solarthermische Kraftwerke wurden in der Studie des Fraunhofer
ISE untersucht. Diese weisen an Standorten mit einer jährlichen
Direkteinstrahlung von 2000 kWh/m² Stromgestehungskosten von 18 bis 24
Cent/kWh auf. »Der Vergleich mit Photovoltaik-Anlagen am gleichen
Standort zeigt aktuell einen Kostenvorteil der Sonnenenergie aufgrund
der starken Kostensenkungen in den vergangenen Jahren auf«, so Christoph
Kost, ein Mitautor der Studie.
Der Vorteil der Speicherbarkeit von Energie und der regelbaren
Stromproduktion von solarthermischen Kraftwerken ist laut Weber dabei
jedoch nicht berücksichtigt. Die Vorteile von höheren Volllaststunden
von Windkraftanlagen, insbesondere von Offshore-Anlagen werden ebenfalls
in den Stromgestehungskosten nicht abgebildet, spielen jedoch für die
langfristige Energiesystementwicklung eine wichtige Rolle.
Fazit: Die Höhe der Stromgestehungskosten von erneuerbaren
Technologien hängt maßgeblich von Parametern wie den spezifischen
Anschaffungsinvestitionen für Bau und Installation der Anlagen ab. Hinzu
kommen natürliche Bedingungen wie das regional unterschiedliche
Strahlungs- und Windangebot am Standort, die Betriebskosten während der
Nutzungszeit, die Lebensdauer der Anlage und die
Finanzierungsbedingungen. Dabei ist festzustellen, dass die Stromgestehungskosten aller
erneuerbaren Energien insgesamt weiterhin kontinuierlich sinken.
»Getrieben wird diese Entwicklung durch technologische Innovationen wie
den Einsatz günstigerer und leistungsfähigerer Materialien«, so Schlegl.
Hinzu kommen ein reduzierter Materialverbrauch, effizientere
Produktionsprozesse und die Steigerung von Wirkungsgraden. Lediglich
Rohstoffpreissteigerungen und eine schlechtere Standortauswahl können zu
steigenden Stromgestehungs-kosten führen.
Quelle: ISE
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