Donnerstag, 3. Mai 2012

Nowak: «Potenzial ist enorm»

Stefan Nowak ist einer der renommiertesten Solarstrom-Experten der Schweiz. Er nimmt in einem Interview mit dem Fachverband Swissolar Stellung zu aktuellen Fragen zum Thema Photovoltaik. Nowak leitet seit 1993 im Auftrag des Bundesamtes für Energie das Schweizer Forschungsprogramm Photovoltaik. Er vertritt die Schweiz im Photovoltaikprogramm der Internationalen Energie Agentur (IEA PVPS) und ist Vorsitzender dieses weltweit aktiven Programms.


Bundesrat und Parlament haben den Atomausstieg beschlossen. Solarstrom ist als Alternative in aller Munde. Welche Rolle kann die Photovoltaik in der zukünftigen Stromversorgung realistischerweise spielen?
Stefan Nowak: Das Potential von Solarstrom, in der Schweiz vorzugsweise durch Photovoltaik produziert, ist enorm. Allein auf den bestehenden Flächen unserer Gebäude könnten 20 bis 30 Prozent  unseres Stromverbrauchs durch Photovoltaik gedeckt  werden. Die Frage ist nicht so sehr ob, sondern wann solche Beiträge an unsere Stromversorgung realisierbar sind. Entscheidende Faktoren sind die mögliche Geschwindigkeit des Ausbaus, der politische Wille dazu und mittelfristig die Verträglichkeit grosser Solarstrommengen mit dem elektrischen Netz.  

In Deutschland werden die Förderbeiträge für Solarstrom laufend gekürzt. Ein Solarunternehmen nach dem anderen gerät in Schieflage. Wie sehen Sie die Zukunft der europäischen und schweizerischen Photovoltaik-Industrie?
Stefan Nowak: Der Anteil europäischer, beziehungsweise  schweizerischer Wertschöpfung ist bei der Photovoltaik höher als gemeinhin angenommen, sei dies  im Bereich der Produktionsanlagen für die Herstellung von Photovoltaikmodulen (Exportgeschäft) oder für die weiteren Komponenten einer Solarstromanlage, die lokal produziert werden.. Die aktuelle Entwicklung in der Solarstrom-Industrie ist zwar eine schwierige Konsolidierungsphase. Das bedeutet aber keineswegs das Ende einer qualitativ hochstehenden, innovativen  europäischen Photovoltaikindustrie.

Welches sind die nächsten wichtigen Entwicklungen bei der Photovoltaik? Sind  bald neue Durchbrüche zu erwarten?
Stefan Nowak: Einen technischen Durchbruch sehe ich kurzfristig nicht. Den  braucht die Photovoltaik gar nicht. Ihre Entwicklung entspricht vielmehr einer steten Verbesserung in den vielen Einzelprozessen, welche den technologischen Fortschritt und die Grundlage für eine nachhaltige Kostenreduktion bilden. Die letzten Jahre haben eindrücklich gezeigt, wie schnell diese Entwicklung vonstattengehen kann. Technische Fortschritte erwarte ich allerdings bei der Integration von Solarstrom ins elektrische Netz und  in die  Gebäude, wo die Schweiz über grosses Knowhow verfügt. 

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