Der Solarfachverband Swissolar verschreibt sich einer offensiven Strategie – und zeigt einen Weg auf, wie bis 2025 ein Fünftel des hiesigen Stromverbrauchs solar zu erzeugen ist. Neue AKW wären dann schon allein deshalb überflüssig – und eine 100prozentige Versorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2030 möglich.
Das malerische Städtchen Fribourg sieht am Mittwoch und Donnerstag im Rahmen der Messe energissima vor allem viele Solarfachleute. Rund deren 450 (siehe Bild - Foto: Guntram Rehsche) haben sich für den Photovoltaik-Schweiz-Kongress eingeschrieben. Zu dessen Beginn bekannte sich David Stickelberger, Geschäftsleiter des organisierenden Fachverbands Swissolar zu einem Schwenker. Ursprünglich hatte sich der Verband das Ziel einer 10prozentigen Solarstromversorgung gesetzt. Doch die Atomkatastrophe in Japan hat aufgezeigt: mehr ist nötig – und so sind daraus 20 Prozent geworden. Diese liessen sich problemlos auf den vorhandenen günstig ausgerichteten Dachflächen erzeugen. Dabei bliebe immer noch genug Platz für Sonnenkollektoren, die die ebenfalls notwendige Steigerung der erneuerbaren Wärmeerzeugung ermöglichten (Solarthermie). Die Herausforderung, die sich aus dem 20-Prozent-Ziel (oder einer Produktion von 12 Gigawattstunden jährlich) ergibt, ist allerdings gross.
Stickelberger nennt eine Steigerung der jährlichen Kapazitätserweiterung von heute rund 60 Megawatt auf bis zu 1200 MW. Dass das nicht unmöglich ist, zeigt der Blick ins nördliche Nachbarland, wo allein im vergangenen Jahr das Wachstum sogar rund das siebenfache betrug. Mit dem solaren Energiepfad verbunden wäre auch, ganz anders als etwa mit dem atomaren, dass ein Grossteil der wirtschaftlichen Wertschöpfung im Inland verbliebe. Swissolar rechnet mit rund 5000 zusätzlichen Arbeitsplätzen – und entsprechenden Ausbildungsbedürfnissen - in einer Branche, die übrigens bereits jetzt schon jährlich rund zwei Milliarden Franken umsetzt.
Swissolar’s Töne sind lauter und mutiger geworden, während sich der Fachverband früher um vornehme Zurückhaltung bemühte. Das geschah laut Stickelberger, um nicht vollends ins Reich der Phantasten verbannt zu werden. Aber nach Fukushima ist eben vieles anders und die Solarenergie steht nicht nur vor einer grossen Herausforderung, sondern auch vor einer gewaltigen Chance. Denn sie birgt bei weitem das grösste Potential für die erneuerbare Energieerzeugung, wesentlich mehr noch als andere Formen der erneuerbaren Energien wie etwa Windstrom. Und das weltweite Wachstum der vergangenen beiden Jahre hat bereits bewiesen, dass das eben nicht Phantastereien sind – wurde doch beispielsweise 2010 weltweit rund 18 Gigawatt an neuen PV-Kapazitäten zugebaut, deren Stromerzeugung etwa jener von drei grossen AKW entspricht.
Während am ersten Tag des Photovoltaik-Kongresses vor allem technische Aspekte und Probleme zur Sprache kamen – die sich übrigens allesamt fachgemäss lösen lassen wie etwa ein zweckdienlicher Brand- und Blitzschutz – stehen am Donnerstag die energiepolitischen Aspekte des Übergangs zu einer solaren Wirtschaft zur Diskussion (siehe auch Veranstaltungshinweis in der rechten Spalte). Mehr dazu dann in einem weiteren Solarmediabeitrag - wieder direkt aus Fribourg.
© Solarmedia
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