Die Hamburger PV-Messe hält in diesen Tagen die Branche in Atem. Jetzt verkündet der arg gebeutelte Weltmarktleader bei kristallinen Modulen einen Strategiewechsel.
Der weltgrößte Solarzellenhersteller Q-Cells will sich breiter aufstellen und künftig Solarkraftwerke errichten. Aufgrund krisenbedingt schwächerer Nachfrage und Billigproduzenten aus Fernost vermuten Experten, dass Konzernchef Anton Milner damit die eigenen vollen Lager abbauen will. Die Wirtschaftskrise mache strukturelle Veränderungen nötig, erklärte Milner in einem Interview mit der Financial Times Deutschland. Als Ziel peilt das Management an, dass die für die Planung und Errichtung von großen Solarfeldern zuständige Tochtergesellschaft Q-Cells International ihren Umsatz noch in diesem Jahr versechsfacht. 2008 hatte der Anteil gerade einmal acht Prozent betragen.
Der Milner zufolge von langer Hand geplante Strategiewechsel sieht unter anderem den Bau einer der größten europäischen Solarparks bei Regensburg vor. Hier sollen all jene Anlagen verbaut werden, die momentan die Lager verstopfen. Branchenkenner begrüßen den Vorstoß von Q-Cells. Erfolgserlebnisse hat das Unternehmen bitter nötig. Gleich dreimal musste man die Erwartungen 2009 senken. Zudem erwirtschafteten die Bitterfelder im zweiten Quartal immense Verluste. Mitte August teilte Milner mit, in Bitterfeld-Thalheim vier von sechs Produktionslinien zu schließen sowie 500 Stellen abzubauen. Am Bau eines Werkes in Malaysia wolle man aber weiter festhalten.
"Die Unternehmen der Solarbranche stellen derzeit ihre Geschäftsbereiche auf den Prüfstand. Die starke Konkurrenz aus Asien bedeutet vor allem preisbezogen eine Herausforderung", so Karsten von Blumenthal, Analyst bei SES Research http://www.ses-research.de, im Gespräch mit pressetext. Laut dem Fachmann profitieren viele Solarfirmen in Fernost vor allem von den kaum vorhandenen Umweltauflagen. Außerdem seien Kreditvergaben in China günstig für die Hersteller. Für Q-Cells bedeutet dies, dass die Solarzellen-Massenproduktion in Deutschland unter Druck gerät. "Vom Prospekt über die Lohnkosten bis hin zum Bau von Anlagen ist in China vieles billiger", erläutert Bernd Schüßler vom Solar Verlag http://www.solar-verlag.de gegenüber pressetext.
Der Wettbewerbsverzerrung, die neben Diskussionen über Schutzzölle nun auch die Kürzung von Subventionen ausgelöst hat, will Milner mit Vorsprung bei Produktionstechnologien entgegentreten. In den letzten Monaten musste Q-Cells Produkte eigenen Angaben nach zeitweise sogar unter den Herstellungskosten verkaufen, um sich dem Preiswettbewerb aus China stellen zu können. Milner plädiert daher ähnlich wie SolarWorld-Chef Frank H. Asbeck (siehe Solarmedia vom 21. September) für politische Veränderungen, lehnt eine Verringerung der Förderung von Solaranlagen derzeit jedoch ab. Schließlich seien Großprojektfinanzierungen schwierig.
Quelle: Pressetext
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