Die Redaktion der Fachzeitschrift Photon sorgt wieder einmal mit unkonventionellen Vorschlägen zur weiteren Förderung der Photovoltaik-(PV)-Branche für Aufsehen. Demnach gilt es, das weit herum als vorbildlich gepriesene deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zu revolutionieren, andererseits die Einspeiseregelungen weltweit anzupassen, so dass überall vergleichbare Renditen anfallen.
Der Vorschlag einer Anpassung erscheint auf den ersten Blick überzeugend. Aber er zeigt gleichzeitig, dass der Anwendung von oberflächlich einleuchtenden rein wirtschaftlichen Argumenten Grenzen gesetzt sind. Die deutsche Solarfachzeitschrift Photon propagiert in ihrer neuesten Ausgabe Juli 2011 die weltweite Angleichung der Renditen von Solaranlagen. Dem Ausgangspunkt der Argumentation ist dabei zuzustimmen: Die Einspeisevergütungen in den rund 60 Staaten weltweit, die eine solche kennen, sind sehr vielfältig und häufig schwierig zu verstehen – und ganz offensichtlich sind aufgrund der Vergütungen sehr unterschiedliche Renditen des investierten Geldes zu erzielen.
Nicht nur wie bislang unterschiedliche Anlagengrössen, sondern auch die geographische Lage würde nach dem Vorschlag der Photon zu einer gestaffelten Vergütung führen - die Solarkarte der Schweiz zeigt, dass also hierzulande selbst innerhalb der Landesgrenzen unterschiedliche Tarife gezahlt werden müssten, da die Einstrahlungsbedingungen differieren.
Die Folge: Auf besonders einträglichen Märkten kommt es zu einem künstlichen Wachstum, alle Anbieter wollen nur dort verkaufen, während es andernorts zu Angebotsverknappungen kommt. Das schnelle Wachstum ist allerdings nicht aufrecht zu erhalten – unter anderem werden auch die StromkonsumentInnen über Gebühr belastet, weil sie ja in den meisten Fällen die Vergütungen berappen durch den auf dem allgemeinen Stromkonsum erhobenen Aufschlag. Und die Märkte kollabieren wieder, wie erstmals in Spanien geschehen und seither in unterschiedlicher Stärke in Ländern wie Tschechien oder Italien – auch im Leitmarkt Deutschland droht ein entsprechender Einbruch nach vielen starken Kürzungen der Einspeisevergütung.
Und doch: Es gibt kaum Güter auf den internationalen Märkten mit gleichen Preisen resp. Renditen in verschiedenen Staaten. Da ist die Schweiz beredtes Beispiel. Die Kosmetikprodukte des Brands Nivea werden wesentlich teurer verkauft als in den Nachbarstaaten – was ebenso bei Autos und Landwirtschaftsprodukten zu beobachten ist. In diesen Fällen sind allerdings nicht nur staatliche Vorgaben (wie bei Landwirtschaftsprodukten) mitschuldig – sondern vor allem die Produkterzeuger. Es ist auch sinnvoll, aus Konsumentensicht gegen solches Gebaren vorzugehen. Aber gleichzeitig scheint es doch verlorene Liebesmüh, eine Angleichung der Renditen anzustreben – zumal selbst Photon im Fall der Solarstromerzeugung gleichzeitig eine Differenzierung der Einspeisevergütung je nach geographischen Gegebenheiten vorschlägt.
Der Vorschlag krankt daran, dass er polit-ökonomische Aspekte völlig ausklammert. Will heissen – politisch bestimmte Preise (wie die Einspeisevergütung) unterliegen stets der Einflussmacht der beteiligten Akteure – eine internationale Angleichung wird nicht erreichbar sein. Und eine Durchsetzung wird viel zu kompliziert und auch nicht widerspruchsfrei sein.
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