Das deutsche Bundesland, das der Schweiz am nähesten liegt und damit ähnliche Voraussetzungen für die Nutzung Erneuerbarer Energien hat, ist Baden-Würtemberg. Für diese erfolgreiche Wirtschaftsregion liegt nun ein minutiöses Konzept für den Übergang zur Nutzung Erneuerbarer vor. Lassen Sie sich inspirieren für die Verhältnisse in der Schweiz.
Das Land Baden-Württemberg benötigt für die Zukunft einen Energiemix basierend auf Erneuerbaren Energien. Wie dieser aussehen kann, hat nun das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg erarbeitet. »In einem Konzeptpapier für die Landesregierung haben wir einen Energieentwicklungspfad skizziert«, sagt Prof. Dr. Eicke R. Weber, Leiter des Fraunhofer ISE (siehe Bild). »Dabei zeigt sich, dass ein starker Ausbau der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg technisch möglich und wirtschaftlich durchführbar ist«, so Weber. Die zentrale Erkenntnis der Untersuchung ist, dass die vier Atomkraftwerke in Baden-Württemberg sukzessiv im Zeitrahmen der bisherigen Laufzeiten bis 2022 durch Erneuerbare Energien ersetzt werden können. Die positiven technologischen Entwicklungen und die hohe Geschwindigkeit bei der Neuinstallation von Erneuerbaren Energien haben die Zielvorgabe im mittlerweile veralteten »Energiekonzept 2020« der Landesregierung überholt. Dieses strebt noch einen Energiemix mit nur 20 Prozent erneuerbaren Energieträgern bis 2020 an. »Diese Rechnung bedarf dringend einer Korrektur. Das ›Energiekonzept 2020‹ des Landes sollte unter Berücksichtigung der technologischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten viel ambitionierter angepasst werden«, so Weber. Denn Baden-Württemberg liegt damit deutlich hinter dem Ziel der Bundesregierung, die einen Anteil von 35 Prozent Erneuerbarer Energien in der Stromerzeugung bis 2020 anstrebt. Auch wurde der in dem veralteten Konzept für 2020 angestrebte Wert von 2,7 Terrawattstunden (TWh) für Photovoltaik-Strom pro Jahr bereits jetzt in Baden-Württemberg erreicht – also rund zehn Jahre früher als noch vor kurzem geplant.
Die aktuelle Untersuchung berücksichtigt einen möglichst hohen Anteil an lokaler Stromerzeugung. Darüber hinaus soll die Energieversorgung sicher und finanzierbar bleiben – mit dem langfristigen Ziel einer kompletten Umstellung auf Erneuerbare Energien sowie einer intensiven Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bis spätestens 2050. Laut dem bisherigen Ausstiegsgesetz aus dem Jahr 2002 sollten die Atomkraftwerke in Baden-Württemberg wie folgt vom Netz genommen werden: Neckarwestheim 1 (2009/2010), Philippsburg 1 (2012), Philippsburg 2 (2017), Neckarwestheim 2 (2022). Neckarwestheim 1 hatte im Jahr 2010 aufgrund der geringen Reststrommenge nur noch wenig Strom produziert und eine komplette Abschaltung wäre technisch möglich gewesen. Trotzdem wurde es mit neuen Brennstäben ausgerüstet und ist jetzt wieder voll in Betrieb.
Der starke Zuwachs der Erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg macht es laut Fraunhofer ISE möglich, dass deren Anteil an der Stromerzeugung bereits 2015 den der Kernenergie übersteigt. Bis Mitte der 2020er Jahre können Atomenergie und Steinkohle kontinuierlich heruntergefahren und durch Erneuerbare Energien ersetzt werden. Den größten Anteil daran wird die Photovoltaik haben, da sie die höchsten Potenziale in Baden-Württemberg aufweist. Windenergie soll hauptsächlich durch Investitionen in Offshore-Windparks beigesteuert werden.
»Unser Konzeptpapier legt dar, dass ein zügiger Ausstieg aus Kernenergie und Steinkohle technisch möglich und die Energiesicherheit durch Erneuerbare Energien, Speicherung sowie Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) trotzdem gewährleistet ist«, so Weber. Der Leiter des Fraunhofer ISE fordert aber auch, dazu notwendige Analysen und Forschung weiter zu stärken. »Zunächst sollte es eine präzise Potenzialanalyse für den Ausbau Erneuerbarer Energien in Baden-Württemberg geben«, sagt Weber. Nur so könne ein detaillierter Entwicklungspfad für die Erneuerbaren Energien ausgearbeitet werden. Zudem bedarf es noch weiterer Forschungsanstrengungen in Bezug auf effizientere erneuerbare Technologien, Systemintegration und Speicherung, um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie weiter zu stärken.
Quelle: ISE
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BaWü ist derzeit vielleicht nicht so ein gutes Vorbild. Ministerpräsident Mappus hat das Land mit dem Kauf von EnBW ja direkt an den Atomstrom gefesselt. Siehe auch auch den Kommentar hier:
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