Samstag, 12. März 2011

Das Ende aller Atomträume

Die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe hat unabsehbare Ausmasse. Sie hat aber auch die weiterhin vorhandene Störanfälligkeit von Atomkraftwerken in unserer Welt klar gemacht - und damit das Ende aller Atomphantastereien eingeleitet. Ein Kommentar des Solarmedia-Autors Guntram Rehsche.





Der 11. März 2011 wird sich nicht nur einprägen als Ende vom Mythos des absoluten Schutzes vor Erdbeben oder Tsunami-Wellen. Der dramatische Freitag in Japan bedeutet vor allem eines, das Ende vom Mythos der Sicherheit von Atomkraftwerken. Wer seit dem tragischen Ereignis die Berichte aus dem Nordosten Japans verfolgt, kann nur zu einem Schluss kommen. So kann, so darf es mit AKW nicht weiter gehen – vielmehr sind sie niemals sicher.... Die deutsche Wochenzeitschrift Der Spiegel titelt für ihre neueste Ausgabe bereits «Das Ende des Atomzeitalters».

Fünf Reaktorblöcke an zwei Standorten für AKW sind unterdessen von Störfällen betroffen, das Kabinett ist zu einer Atomkrisensitzung zusammen getreten, geht also von einer grossen Gefährdung aus. Die Brennstoffstäbe können nicht mehr gekühlt werden, warum auch immer – es fehlt an Kühlwasser und Notstrom. Das Risiko einer atomaren Verstrahlung ist zumindest gegeben – 50'000 Menschen sollen evakuiert werden.

Ein Atomkraftwerk muss permanent gekühlt werden, da ansonsten sofort die Hitze der Kernreaktion den Reaktor zerstören würde. Durch das Erdbeben wurde die Stromversorgung in Fukushima unterbrochen. Normalerweise stehen Dieselgeneratoren bereit, die den Kühlkreislauf im Notfall weiterbetreiben - doch diese wurden in Fukushima durch das Erdbeben ebenfalls zerstört, zur Zeit wird die Kühlung von einer Notbatterie betrieben, deren Kapazität jedoch nach einigen Stunden erschöpft ist. Das Kraftwerk wurde zwar abgeschaltet, jedoch besteht weiterhin Gefahr: Auch Stunden nach einer Abschaltung sind die Brennstäbe noch so heiß, dass ein Ausfall des Kühlsystems fatal wäre. Unterdessen hat sich die Radioaktivität im Kontrollraum des Kraftwerks die Radioaktivität nach Regierungsangaben um das tausendfache erhöht – und das deute auf eine zumindest partielle Kernschmelze hin, erklärt Heinz Smital, Kernphysiker und Greenpeace-Experte gemäss dem Nachhaltigkeitsportal.

Wie auch immer diese neue Atomgeschichte ausgeht – sie kann nur das Ende aller weit fliegenden atomaren Ausbaupläne bedeuten. Sie zeigt, dass es eine auch nur ausreichende, nicht einmal eine absolute Sicherheit dieser Nuklearanlagen nicht geben kann und niemals geben wird. Genauso wenig wie die Sicherheit gegen Erdbeben oder Tsunami-Wellen, die ja gerade in Japan zur Perfektion getrieben wurden.

Die Alternative allerdings steht bereit, kurzfristig vielleicht mit höheren Kosten belastet – was angesichts der zu erwartenden atomaren Schäden in Japan nicht einmal mehr sicher ist. Anlässlich der konsultativen Abstimmung um die Wünschbarkeit eines Neubaus im bernischen Mühleberg gab es noch eine knappe befürwortende Mehrheit. Diese dürfte unterdessen schlagartig dahin sein. Wer Atomgegnern jetzt einfach billige Schadenfreude unterstellt, liegt daneben. Genau solche Vorfälle wie jetzt in Fukushima waren ja befürchtet worden. Irgendetwas ist am Ende immer unkontrollierbar oder der unerwartete Auslöser. Das ist nun ebenso klar wie die Tatsache, dass die Erneuerbaren Energien als brauchbare Ersatzlösung bereit stehen.

© Solarmedia

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