Der
Übergang zu technologischen Fragen wurde orchestriert durch die neuesten
Angaben zur internationalen Entwicklung der Solarmärkte – Solarmedia hat in den
letzten Monaten laufend darüber berichtet. Und diese Entwicklung sieht insofern
trotz der Überkapazitäten und wirtschaftlichen Schwierigkeiten der
Modulproduzenten insgesamt positiv aus. Erreicht wurde etwa per Ende 2012 die
100-Gigawatt-Schwelle auf weltweiter Ebene. All diese Solaranlagen produzieren
im Jahresverlauf eine Strommenge, die jener von etwa 20 grossen Atomanlagen
entspricht – immerhin! Das bedeutet gemäss Pius Hüsser, dem Vizepräsidenten von
Swissolar, dass einzelne Staaten bereits bedeutende Strommarktanteile der solar
erzeugten Elektrizität erreichen – mithin also statistisch relevant werden (Italien
und Deutschland mit Anteilen von je rund sechs Prozent, Spanien und Belgien
bringen es auf etwa deren drei). Für die Schweiz erwartet Hüsser 2013 das
Überschreiten der Ein-Prozent-Hürde – ebenso für die weltweite Stromproduktion.
Beim Zubau wird China Deutschland den Rang ablaufen (mit bis zu zehn Gigawatt),
starke Zahlen werden auch für Japan und die USA erwartet.
Urs
Wolfer, eines der Urgesteine der schweizer Solarszene, hatte an den PV-Tagen
einen seiner letzten offiziellen Auftritte (im Bild links, neben Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger). Er verabschiedet sich als
Solarverantwortlicher des Bundesamts für Energie im kommenden Sommer. Und liess
aus diesem Anlass die Schweizer Solargeschichte Revue passieren. Bemerkenswert
dabei: Die ersten netzverbundenen Solaranlagen wurden hierzulande bereits vor
30 Jahren angeschlossen – und sind immer noch in Betrieb. Und im bernischen
Burgdorf wurde vor 20 Jahren erstmals jener Fördermechanismus für
solarerzeugten Strom angewandt, der später als Einspeisevergütung weltweit für
Furore sorgen sollte. Für die Zukunft stellte Wolfer eine ganze Reihe von
Veränderungen der Kostendeckenden Einspeisevergütung in Aussicht, die derzeit
ja im Parlament behandelt und vom Nationalrat bereits gutgeheissen wurden
(siehe Solarmedia 14.3.13).
Ruggero Schleicher-Tappeser war es als
Langzeitbeobachter der Schweizer Energiepolitik sodann vorbehalten, schnelle
Veränderungen der Solarmärkte in Aussicht zu stellen. Dank verbesserten
Einbezugs von Speichermedien würden die Konsumenten zunehmend zu so genannten
Prosumenten, also zu MarktteilnehmerInnen, die gleichzeitig (solare) Energie
erzeugen und sie auch selbst verbrauchen. Gestützt wird eine solche Einschätzung
durch Studien internationaler Finanzinstitute wie der UBS, die gehörige
Marktveränderungen schon ab 2014 in Aussicht stellen. Weil der Eigenverbrauch
ab dann in verschiedenen Märkten bereits wirtschaftlich sei, verliere die
Politik zunehmend den Einfluss auf ebendiese. Auf diese Aussicht wird
Solarmedia in Kürze zurückkommen.
Eben diese
Speicher beschäftigten sodann viele ExpertInnen, die an der PV-Tagung von
vielen Neuerungen zu berichten wussten. Sie umfassen auch die Erkenntnis, dass die
Netze vorderhand (hierzulande bis zu einer Strommenge von vier Terrawattstunden
oder mehr als fünf Prozent Anteil) gar nicht ausgebaut werden müssen – eine
Feststellung, die wohlgemerkt einer der Vertreter der Elektrizitätswirtschaft
machte (André Vossebein von der CKW). Ein anderer (Niklaus Zepf von der Axpo)
zeigte sich dann doch noch gewohnt skeptisch betreffs des Ausbaus der
Solarproduktion und betonte die damit verbundenen hohen Kosten sowie die
Notwendigkeit, zuallererst die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Was mit
Sonne und Wind aus der Sicht von Zepf seit je schwierig sei.
Zepf
bestritt insbesondere auch die Eignung von Pumpspeicherkraftwerken für die
Verlagerung des allenfalls überschüssigen Solarstroms. Da seien die Verluste
einfach zu gross (um zu verschweigen, dass gleiches für den Atomstrom gilt).
Zepfs Argument der fehlenden Planbarkeit des Anfalls von Sonne- oder Windstrom
hielten TagungsteilnehmerInnen aufgebracht entgegen, das stimme dank heutiger
Wettervorhersagen längst nicht mehr uneingeschränkt – und letztlich sei auch
die altgediente Wasserkraft schwankenden Verläufen unterworfen.
Auch
Tipps aus der Praxis fehlten an den Solartagen nicht. So wurde etwa die
Bedeutung der Abnahmekontrolle betont. Ein standardisiertes Vorgehen ist dabei
nicht nur eine administrative Schikane, sondern hilft auch den Betreibern bei
der Wartung der Anlage und ist entsprechend sorgfältig zu vollziehen. Klar
wurde auch, dass Probleme des Brandschutzes zwar existent sind – vor allem auf
der Seite des Gleichstromflusses bis hin zu den Wechselrichtern. Denn hier
fehlt gemäss Eingeständnis von Roland Hürlimann, Leiter Starkstrominspektorat,
oftmals das nötige Expertenwissen, da es bislang ganz einfach seltener
gefordert war. Informationen zum Brandschutz vermittelt unter anderem eine neue
Website aus Deutschland: www.brandsicherheit.de
Mit
ökologischen Fragen der solaren Energieerzeugung befasst sich seit langem Rolf
Frischknecht (siehe Bild), Geschäftsleiter des Ustermer Beratungsunternehmens treeze Ltd.
Die Ökobilanz der Stromerzeugung wurde kürzlich erneut im Rahmen eines vom Bund
unterstützten Forschungsprogramms ermittelt («Umweltauswirkungen der Stromerzeugung»).
Bestätigt wurde dabei unter anderem die (bereits bekannte) Tatsache, dass die
Energierückzahldauer von PV-Modulen bei rund einem bis drei Jahren liegt.
Angesichts der langen Lebensdauer der Module bleibt also genügend Zeit, nach
dem Strominput für die Modulproduktion netto effektiv neue Energie zu erzeugen.
Auf der Website von treeze.ch ist auch ein Online-Rechner zur Berechnung der
CO2-Belastung durch Energieerzeugung verfügbar. Die einzige weibliche
Referentin der ganzen Tagung, Ulrike Jahn vom TÜV Rheinland, bestätigte in
gleichem Zusammenhang, dass unterdessen eine Modul-Lebensdauer von mindestens
25 Jahren als gegeben angenommen werden kann.
©Text und Bild: Solarmedia
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