Nicht nur die Nachricht als solche hat offenbar bei den Börsianern einen derartigen Vertrauensverlust bewirkt. Erschwerend hinzu kam der Umstand, dass der Solarkonzern (im Bild das Hauptquartier in Tempe Arizona) das abrupte Aus für Gillette nicht erklärte. Somit ist völlig offen, ob er aus persönlichen Beweggründen das Unternehmen verließ oder gehen musste, womöglich weil er für irgendwelche Fehlentwicklungen bei First Solar verantwortlich gemacht wird. Börsianer neigen dazu, das Schlimmste zu vermuten, zumal das Unternehmen in der kommenden Woche die Zahlen für das dritte Quartal und die erste neun Monate des laufenden Geschäftsjahres veröffentlichen wird. First Solar gab dennoch lediglich bekannt, dass Gillette mit sofortiger Wirkung nicht mehr Chief Executive Officer sei und von seinem Vorgänger Mike Ahern, der First Solar bis 2009 geleitet hat, als Interimschef ersetzt wird. Ahern war zuletzt Chariman, also eine Art Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens.
Das Aus von stimmt vor allem bedenklich, weil auch andere Mitglieder der Führung von First Solar in den vergangenen Monaten den Solarkonzern verlassen haben. Bruce Sohn, der das operative Geschäft leitete, ging im April, und Jens Meyerhoff, bis Dezember 2010 Finanzchef und danach verantwortlich für das wichtige Geschäft mit großen Solarparks für Energieversorger, verabschiedete sich im August. Dabei bewegt sich das Flaggschiff der US-Solarbranche in stürmischen Gefilden und wäre eine stabile Führung nun besonders wichtig. Denn der enorme Preisverfall bei herkömmlichen Solarmodulen auf Siliziumbasis hat den großen Preisvorteil der Dünnschicht-Solarmodule von First Solar zusammenschmelzen lassen. Die basieren auf Cadmium-Thellurid-Legierungen, sind daher deutlich einfacher und kostengünstiger herzustellen als Siliziummodule, aber sie wandeln Sonnenlicht auch deutlich weniger effizient in Energie um. Deshalb sind sie für Kunden nur attraktiv, wenn sie viel günstiger angeboten werden als herkömmliche Solarmodule.
Aus diesem Grund war First Solar gezwungen, seine Preise deutlich zu senken, um den Abstand zu den massiv verbilligten Siliziummodulen zu halten. Das aber belastet die Einnahmen von First Solar. Bei der Vorlage schwacher Geschäftszahlen für das zweite Quartal hat die weltweit führende Produzentin von Dünnschicht-Solarmodulen im August ihre Prognose für das Gesamtjahr kappen müssen. Vielleicht wird es die Erwartungen demnächst erneut enttäuschen und bei der Präsentation der anstehenden Geschäftszahlen die Prognose erneut kürzen müssen. Die aktuellen Kursverluste nehmen eine solche Entwicklung schon vorweg. Und sie bieten denjenigen eine günstige Gelegenheit zum Einstieg, die darauf vertrauen, dass das Unternehmen seine starke Marktposition behalten und auf lange Sicht zu den Gewinnern der aktuellen Marktbereinigung im Solargeschäft zählen wird.
Denn First Solar ist mit Abstand der führende Anbieter von Dünnschicht-Solarmodulen und profitiert stark davon, dass First Solar auch im großen Umfang Solarparks projektiert und dabei eigen Module verbauen kann. Doch dazu bedarf es einen langen Anlagehorizonts und des Mutes, über die Risiken dieses Geschäftsmodels zu vernachlässigen. Denn ein anhaltender Preisverfall bei herkömmlichen Solarmodulen würde das Geschäftsmodell der Spezialistin für Dünnschicht-Solarmodule gefährden.Zudem will mit General Electric nun ein Riesenkonzern mit enormer Finanzkraft eine große Produktion von Dünnschichtmodulen aufbauen und damit First Solar Konkurrenz machen. Ein zusätzliches Risiko ist der massive Widerstand der Republikaner gegen eine weitere Unterstützung der Erneuerbaren Energien, dieser könnte auch das Projektgeschäft von First Solar gefährden. Denn der Solarkonzern setzt vor allem in den USA Solarparks um und hängt daher davon ab, dass sich solche Projekte dank Steuernachlässen und anderer staatlicher Förderungen für Investoren auch rechnen. ECOreporter.de rät daher vom Kauf der Aktie zum aktuellen Zeitpunkt ab, die in den vergangenen fünf Jahren gemäss folgendem Diagramm einen wilden Ritt übers Börsenparkett hingelegt hat (Grafik: Cash.ch):
Quelle: Ecoreporter
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