Am grossen Podium zu Energiefrage war auch der Solarmedia-Autor in Berlin dabei – und erfuhr, dass die Ziele wohl gesetzt sein mögen, die Vorstellungen über den geeigneten Wege hingegen weit auseinander klaffen - selbst unter entschiedenen BefürworterInnen der Erneuerbaren. Die EU-weit vertretenen ExpertInnen waren vor allem uneins, ob als nächstes ein vor allem dezentraler Weg zu verfolgen sei oder in erster Linie Grossanlagen und Stromtrassen wie -netze den Ausbau der Erneuerbaren beschleunigten. Hermann Scheer, der Solarpapst schlechthin, hatte als Präsident von Eurosolar just vor seinem Tod genau vor einem Jahr, noch eine wilde Attacke geritten gegen alle Zentralisierungstendenzen. Valentin Hollain (siehe Bild links), wissenschaftlicher Direktor bei Eurosolar tat es ihm an der Berliner Tagung gleich: Nur die landesumspannende, aber dezentrale Errichtung kleinerer Produktioseinheiten, die Wind und Sonne nutzten, garantiere ein beschleunigtes Verfahren und das Erreichen der hoch gesteckten Ziele. Und sie seien erst noch billiger.
Wer hingegen – wie die derzeit offizielle EU-Linie – auf Grossanlagen, etwa die Offshore-Windkraft setze, werde gemäss Hollain eine Enttäuschung erleben. Denn in diesem Bereich träfe sich eine Allianz der Unwilligen, die letztlich vor allem an der Verzögerung der Einführung Erneuerbarer interessiert sei. Hollain meinte damit einerseits Staaten wie Grossbritannien und Frankreich, die immer noch zuvorderst an Atomkraft interessiert seien, aber auch die bundesdeutschen Stromgrosskonzerne.
Dem hielten zwei Frauen entgegen, nur Europa gemeinsam, könne das hehre Ziel erreichen, und zwar unter Nutzung komparativer Vorteile, die eine Windstromerzeugung im Norden, Solarstrom aus dem Süden und Biomassenutzung aus dem Osten vorsähen. Allerdings wollte Delia Villagrasa (siehe Bild oben, rechts), Senior Advisor, European Climate Foundation, nicht so weit gehen, der vom deutschen EU-Energiekommissar Öttinger propagierten Vereinheitlichung der Einspeisevergütung das Wort zu reden. Wie allerdings ein übereinstimmender europäischer Energierahmen ohne gemeinsame Energiepreise möglich sei, darauf blieb sie eine Antwort schuldig. Michaele Schreyer, selbst einstige EU-Kommissarin, sah bei der EU-Energiepolitik das Anliegen im Vordergrund, gemeinsame (Mindest-) Ziele zu definieren. Wer darüber hinaus gehen wolle, könne dies ja problemlos tun. Bremser könnten also keine Wirkung erzielen.
Eine detaillierte Antwort blieb die Diskussion auch schuldig dazu, wie die Erneuerbaren zum Motor der Überwindung der allgemeinen Krise werden könnten. Vielleicht liegt gerade darin begründet, dass der dezentrale Weg eben doch der erfolgversprechendere darstellt, wenn auch eine Vernetzung durchaus vonnöten sein wird. Warum etwa die Stromproduktion und der –verkauf einfach an Landesgrenzen halt machen soll, erschien allen Beteiligten als fragwürdig. Und Erneuerbare werden es nur als Mix der verschiedenen Energieformen – wie Sonne, Wind, Biomasse, Kleinwasserkraft/Gezeitennutzung sowie Geothermie schaffen – alle Energiebedürfnisse dauerhaft und kostengünstig zu decken. So oder so, die eine Botschaft blieb hängen: Europa (wie auch die Schweiz) hat alle Möglichkeiten, sich von den fossil-nuklearen Energieformen zu verabschieden und auf die Formel 100-Prozent-erneuerbar zu setzen.
© Text und Bild direkt aus Berlin: Solarmedia
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"Europa (wie auch die Schweiz)" Na ja, dann gehört die Schweiz halt nicht zu Europa. Die Energiezukunft der CH wäre relativ einfach: Grundsätzlich braucht es neben Freiwilligkeit Zwang und Quoten. Beispiele: Jeder Stromanbieter MUSS den Anteil an neuem erneuerbaren dezentral erzeugtem Strom kontinuierlich erhöhen. Sparmassnahmen wie Klasse A Pumpen und abschalten von allen Verbrauchern (www.digitalstrom.org etc) sind zwingend.
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