Atomstrom müsste unter Einbezug aller Risikokosten wesentlich teurer sein – Solarstrom wird demgegenüber laufend billiger. Eine detaillierte Rechnung von Solarmedia zeigt: schon in wenigen Jahren könnte Solarstrom absolut konkurrenzfähig sein, sicher aber dem Atomstrom den Rang ablaufen.
So viel ist offenbar schon mal unbestritten: Selbst Axpo-Chef Heinz Karrer, der einem der drei grossen Schweizer Elektrizitätsunternehmen vorsteht, geht von in Zukunft deutlich höheren Kosten von Atomstrom aus. Der unbeugsame Befürworter neuer AKW in der Schweiz gestand in der Samstagsrundschau von Radio DRS ein, dass die Kosten für eine Atomkilowattstunde aus einem allfälligen neuen Schweizer Atomkraftwerk zwischen neun und elf Rappen betragen werden – heute kommt sie auf deren vier bis sechs zu stehen. Karrer glaubt, dass mit den neuen Preisen alle Kosten gedeckt sein werden, gesteht aber ein, dass die Schäden für einen Supergau wie in Japan nicht inbegriffen sind.
Künftige Stromversorgung aus zentralen, immer teureren - und weiterhin unsicheren - AKW (wie hier in Gösgen), oder.....
.... immer billiger dezentral von PV-Modulen auf dem eigenen Hausdach (ebenfalls bei Gösgen (AG) - Bilder Guntram Rehsche
Solche Kosten aus Grossschäden würden gewaltig zu Buche schlagen. Die neueste Ausgabe der Konsumentenzeitschrift Saldo (Nr. 11 / 8. Juni 2011) bezieht sich bei einer Berechnung auf das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, welches mögliche Schäden in der dicht bevölkerten Schweiz auf bis zu 4000 Milliarden beziffert – zum Vergleich: Das Schweizer Bruttoinlandprodukt BIP erreicht jährlich deren 550 Milliarden. Angesichts solch horrender drohender Kosten – die nach insgesamt fünf Kernschmelzen in 500 AKW weltweit während der letzten 32 Jahren (Harrisburg 1979, Tschernobyl 1986, Dreifachkernschmelze Fukushima 2011) ja nicht reine Phantasterein darstellen – müssten diese Kosten als Versicherungsschutz aber in die Berechnung einbezogen werden.
Dann allerdings wäre es vorbei mit dem günstigen Atomstrom. Denn ein Risikoaufschlag von einem Rappen pro Kilowattstunde erbrächte hierzulande nur 260 Millionen Franken jährlich, wäre also völlig ungenügend. Saldo berechnet demgegenüber: «Die Schweiz müsste pro Kilowattstunde rund 39 Rappen erheben, um innerhalb eines Jahrzehnts nur schon die völlig ungenügenden 100 Milliarden Franken in einem Fonds zusammenzubringen.» Und folgert: «Der Atomstrom wäre nicht mehr konkurrenzfähig.» Mit einem weltweit abdeckenden Fonds wäre das sicherlich billiger zu haben – so oder so würde eine richtige Rechnung, die die Kosten von Atomstrom inkl. einem ausreichenden Versicherungsschutz abdeckte, einen Kilowattstundenpreis ergeben, der schon heute bei 15 bis 20 Rappen läge.
Interessant ist nun die Gegenüberstellung dieser effektiven Kosten mit jenen der erneuerbaren Energien. Und zwar mit der immer noch teuersten, der Photovoltaik – denn beispielsweise Windstrom kann unter günstigsten Bedingungen bereits für den erwähnten Atomstrompreis hergestellt werden. Bei der Photovoltaik (PV) liegen die Kosten unbestritten höher, aber längst nicht mehr so hoch wie häufig – ausgerechnet von Atomstrombefürwortern – behauptet. Die Verhältnisse bei der Zürcher Solarstrombörse belegen das. Neuere Anlagen produzieren für diese bereits zu rund 40 Rappen die Kilowattstunde – vor zwölf Jahren lag dieser Preis dreimal höher. Und das den KonsumentInnen derzeit verrechnete Entgelt von 65 Rappen ist nur so hoch, weil eben immer noch die Kosten der älteren Anlagen in die Berechnung einfliessen.
Ein Preis von 40 Rappen ergibt sich annäherungsweise auch aus folgender Rechnung für die Erstellung einer Solaranlage. Handelt es sich um eine mittelgrosse von um die 30 Kilowattpeak (kWp), sollten gute Module um die 4000 Fr. pro KWp kosten. Mit der Installation dürfte das ganze gemässe einer Faustregel (plus 50 Prozent) auf 6000 Fr. zu stehen kommen und der Totalaufwand inkl. bescheidener Verzinsung von drei Prozent auf 8250 Fr. Der Stromertrag während 25 Jahren wird (bei für neuere Module vorsichtig angenommenen durchschnittlichen 900 kWh pro Jahr) insgesamt 22'500 kWh erreichen – inklusive laufender betrieblicher Kosten (4 Rp. / kWh) also die zuvor angegebenen rund 40 Rappen. Erleichternd kommt hinzu, dass die Anlage voraussichtlich auch nach Ablauf der Amortisationszeit weiterhin Strom produzieren wird, es dann also effektiv noch etwas zu verdienen gibt mit dem Solarstrom.
Und noch ein, entscheidender Vorteil sticht: Entgegen den aller Voraussicht nach weiterhin steigenden Kosten für die Atomtechnologie (laufende Bauprojekte in Finnland - siehe Solarmedia vom 6. September 2009 - und Frankreich weisen darauf hin) wird die Photovoltaik weiterhin deutlich sinkende Kosten verursachen – darauf deutet der starke Kapazitätsausbau der Branche hin. Also könnte der Solarstrom bereits in zehn Jahren nur noch die Hälfte der heutigen Kosten verursachen – und mit 20 Rappen pro Kilowattstunde zumindest dem Atomstrom längst den Rang ablaufen. Noch günstiger ist die Photovoltaik dann für jene, die den Strom als Eigenverbrauch direkt vom Dach zu ihren Geräten leiten und unabhängig von Netzkosten ihre Elektrizitätsversorgung organisieren, auch das angesichts der sich schnell entwicklenden Speichertechnologie kein Hirngespinst mehr (siehe Solarmedia vom 11. Juni 2011).
© Solarmedia
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Man müsste in der CH endlich auch mal mit den Phantasiepreisen aufhören für PV Anlagen.
AntwortenLöschenMeine 9.3 kWp Anlage hat 3'500.-- pro kWp gekostet, inkl. allen Kosten und MwSt. (Teilweise Selbstmontage).
Aber auch komplett montiert müsste das unter 4'000.--/kWp möglich sein.
Module vom Weltmarktführer Suntech Power (China), Wechselrichter von Kostal (Deutschland), Montagematerial von Tritec (CH).
Eine Grossanlage dürfte wohl nicht teurer pro kWp kommen....
Ich gebe Simon absolut recht!
AntwortenLöschenEs ist ohne weiteres möglich in China Solarpanels für CHF 1200/kWpeak (Suntech) zu bekommen. In Deutschland werden Anlagen fix fertig für CHF 2800/kW peak montiert. Die CHF 4000 nur für Panels sind demnach absolute Fantasiepreise. Meine kleine Plug&Play Anlage hat ja sogar nur CHF 3700/kW peak gekostet. Amortisationszeit bei 100% Eigenverbrauch & heutigen Strompreisen weniger als 20 Jahre.