In Kuraymat, rund 100 Kilometer südlich von Kairo, wird erstmals in Ägypten eine große solarthermische Anlage in Betrieb genommen. Das Solarfeld besteht aus Parabolrinnen-Kollektoren mit einer Gesamtfläche von 130.000 Quadratmetern und ist Teil eines Hybridkraftwerks, das sowohl Solarenergie als auch Erdgas zur Stromerzeugung nutzt.
In den vergangenen Tagen wurde im Rahmen der Inbetriebnahme das gesamte Solarfeld erstmals zur Sonne ausgerichtet und die Wärmeenergie in den Wärmetauscher im Power Block eingespeist. Die Solartechnologie für dieses Referenzprojekt lieferte gemäss einer Firmenmitteilung die Flagsol GmbH, ein Tochterunternehmen der Erlanger Solar Millennium AG (74,9 Prozent) und der Essener Ferrostaal AG (25,1 Prozent). Flagsol legte das Solarfeld aus, lieferte die Solarfeld-Steuerung und war auch für die Lieferung wichtiger Schlüsselkomponenten, insbesondere die Parabolspiegel und Absorberrohre, verantwortlich. Die Errichtung und Inbetriebnahme des Solarfelds erfolgte in Zusammenarbeit mit dem ägyptischen Unternehmen Orascom Construction Industries. Das Hybridkraftwerk Kuraymat wird eine elektrische Gesamtleistung von 150 Megawatt haben, zu deren Erzeugung neben Solarenergie auch Erdgas genutzt wird. In einer eigens errichteten Montagehalle hatten ägyptische Facharbeiter Spiegel mit einer Gesamtfläche von rund 130.000 Quadratmetern montiert. Die fertigen 6 Meter hohen Kollektoren wurden anschließend in mehreren hundert Meter langen Parabolrinnen-Reihen im Solarfeld installiert. Alle 2.000 Kollektoren im Solarfeld richten sich automatisch nach dem Stand der Sonne aus.
Der Standort Kuraymat profitiert von einer durchschnittlichen Energieeinstrahlung von über 2.400 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Die auf die parabolförmigen Spiegel auftreffenden Sonnenstrahlen werden auf ein Absorberrohr in der Brennlinie des Kollektors reflektiert. In den vakuumisolierten Absorberrohren befindet sich ein zirkulierendes Wärmeträgermedium, das durch das gebündelte Sonnenlicht auf 300 bis 400 Grad erhitzt wird. Das Wärmeträgermedium wird dann zum zentralen Kraftwerksblock gepumpt und die vom Solarfeld kommende thermische Energie in elektrische umgewandelt.
„Das Hybridkraftwerk kann ohne Unterbrechung betrieben werden und so 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche Strom bereitstellen“, erklärt Matthias Strub, technischer Projektleiter bei Flagsol. „Es ist die erste Anlage ihrer Art in Ägypten und damit eine wichtige Referenz für zukünftige Investitionen.“ Auch Oliver Blamberger, Vorstand von Solar Millennium, unterstreicht die Bedeutung des Projekts: „Mit Kuraymat haben wir gezeigt, dass Strom aus der Wüste in Nordafrika keine Zukunftsmusik mehr ist. Unsere Technologie ist ein Beweis für die Realisierbarkeit der DESERTEC-Idee und die erfolgreiche europäisch-afrikanische Zusammenarbeit im Bereich Erneuerbare Energien.“
International ausgeschrieben und in Auftrag gegeben wurde das Hybridkraftwerk in Kuraymat von der ägyptischen Energiebehörde NREA. Die Gesamtkosten belaufen sich auf über 250 Mio. Euro, wovon rund 30 Prozent auf die Realisierung des Solarfelds entfallen. Aufgrund des Vorbildcharakters des Projekts gewährte die Global Environment Facility (GEF) einen Zuschuss für das Solarfeld in Höhe von rund 50 Mio. US-Dollar. Die Stromproduktion und -einspeisung ins ägyptische Stromnetz beginnt voraussichtlich Anfang 2011, sobald auch der konventionelle Teil mit der Turbine in Betrieb genommen wurde. Nach der Inbetriebnahme werden Flagsol und Orascom Construction Industries den Solarteil des Kraftwerks zwei Jahre lang betreiben, bevor es endgültig an den Eigentümer übergeben wird.
Quelle: Solar Millenium
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