Die grösste Volkswirtschaft der Welt könnte ihren Strombedarf problemlos mit Solarstrom aus den eigenen Wüsten decken – und das bald zu kostendeckenden Preisen. Das behaupten nicht etwa träumende Solarpioniere, sondern die Internationale Energieagentur.
Nicht nur Europa könnte sich über das Projekt Desertec mit günstigem Sonnenstrom aus Wüstengebieten versorgen (siehe Solarmedia 20. Juni 2009). Viel naheliegender noch wäre es, Sonnenstrom im grossen Stil in den USA zu erzeugen. Denn dort bestehen erstens bereits Erfahrungen – in der Wüste Nevadas funktionieren entsprechende Anlagen seit rund 20 Jahren (siehe Bild). Zweitens ist Platz in Wüstengebieten vorhanden. Die finanziellen Mittel wären es zweifellos auch, bestünde die politische Bereitschaft.
Diese entsteht vielleicht nun, da selbst die sonst gegenüber Erneuerbaren Energien so kritisch eingestellte Internationale Energieagentur (IEA) zum Schluss kommt, die USA könnten bald zum Weltmarktleader der Solarenergie werden. In der neuesten Studie der IEA, deren Inhalt die englische Tageszeitung Guardian diese Woche bekannt machte, heisst es klipp und klar: «Die Preise des Sonnenstroms aus Grossanlagen in Wüstengebieten könnten mit entsprechender Förderung um 30 bis 40 Prozent bis zum Jahre 2020 sinken.» Weiter hält die Studie fest, die Wüsten des Südwestens der USA sind genügend gross, um Solaranlagen zu erstellen, die den gesamten Strombedarf der grössten Volkswirtschaft der Welt decken könnten.
Zum Einsatz käme eine solarthermische Erzeugung, wie sie jetzt auch in Spanien mit Erfolg angewandt wird. Anders als bei der Photovoltaik wird dabei der Strom nicht direkt, sondern durch den thermischen Antrieb von Generatoren erzeugt. Dabei ist es auch möglich, die Wärme zu speichern und die Elektrizitätserzeugung nachts weiter zu betreiben.
Dank der neuen Obama-Administration ist das US-Departement für Energie bereits auf die neue Linie eingespurt, Forschungsgelder wurden bewilligt und im Februar erhielt BrightSource Energy als erstes Solarthermieunternehmen grünes Licht respektive eine Bürgschaft für die Erstellung einer 400-Megawatt-Anlage. Diese wird dann gleich die Grösste unter ihresgleichen in der ganzen Welt sein. Weitere Start-up-Unternehmen wie eSolar, Abengoa, Infinia und SkyFuel erhielten Forschungsmittel in der Höhe von insgesamt 62 Mio. $, um ihre Technologien in diesem Gebiet marktreif zu machen.
Nicht genug damit – und wenn auch Vorsicht gegenüber Ankündigungen von Grossprojekten am Platz ist: Aber allein in Kalifornien laufen Anfragen für 34 Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt 24 Gigawatt. Da solarthermische Anlagen eine höhere Stromausbeute als photovoltaische aufweisen, bedeutet diese Kapazität einen Ertrag, der aufgrund von Berechnungen von Solarmedia jenem von gut einem Dutzend Atomkraftwerken entsprechen würde. Solche Zahlen im Hintergrund, erstaunt dann auch nicht mehr, wenn die Internationale Energieagentur zum Schluss kommt, im Jahre 2050 könnten elf Prozent des weltweiten Stromverbrauchs aus solchen Anlagen stammen, wobei die USA selbstredend grösster Produzent und Verbraucher wären. Ach ja, und da wäre dann ja auch noch Desertec....
Und noch ein Blick auf die weltweiten Verhältnisse: Insgesamt sind Ende 2009 weltweit rund 21 GW Photovoltaik-Leistung installiert. Nun hat die IEA eine neue globale PV-Roadmap veröffentlicht: Solarstrom wird bis 2030 mindestens 5% und bis 2050 mindestens 11% des globalen Stromverbrauchs abdecken. Die Roadmap unterstellt für die nächste Dekade ein globales Wachstum von jährlich rund 17%. Die Photovoltaik-Leistung beträgt im Jahr 2020 somit 200 GW und erzeugt somit jährlich knapp 300 TWh. Die weitere Senkung der Modulpreise und die Erreichung der Netzparität führen zu einem bedeutenden Wachstum der installierten Photovoltaik-Leistung. Nach Auslaufen der Förderprogramme wird von 2020-2030 der Markt mit einer jährlichen Rate von 11% weiter wachsen. Im Jahr 2030 werden demnach rund 900 GW an Photovoltaik-Leistung installiert sein. Zu diesem Zeitpunkt beträgt die jährliche Wachstumsrate rund 100 GW. Im Jahr 2040 werden 2.000 GW und im Jahr 2050 werden 3.000 GW installiert sein. Die Photovoltaik-Stromerzeugung beträgt dann weltweit rund 4.572 TWh. Diese Strommenge entspricht dann dem Strombedarf in der gesamten EU.
© Solarmedia/ Quellen: Guardian / IEA
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