Die Diskussion rund um ein solares Grossprojekt in der Sahara mit Stromerzeugung für Europa läuft heiss. Nach Lancierung des Projekts (siehe Solarmedia-Artikel vom 16.6.09) und einer ausführlichen Kritik an der Gigantomanie des Desertec geheissenen Vorhabens (18.6.09) antworten nun dessen Protagonisten erneut. Sie halten unter anderem fest, dass international vernetzte und dezentrale erneuerbare Energien nicht gegeneinander ausgespielt werden sollten. Als Beitrag zu Klimaschutz und günstigen Strompreisen sollte man in jedem Fall beide Potenziale nutzen (und man werde es auch).
Sie ergänzen sich ideal, da solarthermische Kraftwerke mit ihren thermischen Speichern Strom nach Bedarf liefern können; auch nachts oder bei Windstille. Ein weiterer Aspekt ist der enorm steigende Strombedarf außerhalb Europas, z.B. in MENA, Indien und China für Industrie, Klimaanlagen und Meereswasserentsalzung. Durch die Nutzung von Wüstenstrom könnte dieser auf eine umweltschonende Weise befriedigt werden. Auf teure, ineffiziente Stromspeicher für dezentrale Anlagen ist man somit nicht mehr unbedingt angewiesen, was die dezentrale Stromerzeugung finanziell noch attraktiver macht. Während Wüstenstrom die Stromerzeugungskosten senkt, sorgen die sinkenden Kosten für dezentrale Photovoltaik dafür, dass die großen Stromversorger mit ihrer Preisgestaltung in Schranken gewiesen werden.
Eine Schlüsselrolle bei DESERTEC spielt der zügige Aufbau eines verlustarmen, von den Energieversorgungsunternehmen unabhängigen, Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetzes (HGÜ), ein “Supernetz”. Es werde also nicht nur EINE Leitung und EIN großes solarthermisches Kraftwerk geben. Wenn südeuropäische Länder Einspeisegesetze für Wüstenstrom schaffen und etwa fünf Jahre später der erste Strom über das Mittelmeer importiert wird, kann der Klimaschutz in Deutschland schon vor der Fertigstellung des europäischen Supernetzes davon profitieren: Sobald deutsche Stromexporte nach Südeuropa nicht mehr benötigt werden, können alte Atommeiler und Kohlekraftwerke in Deutschland schneller vom Netz gehen.
Was schliesslich den Verschleiß von Solaranlagen in der Wüste betrifft, hält Desertec fest: Die Annahme, dass die Spiegel der Kraftwerke durch den Wüstensand verschmutzt oder zerstört werden, kann nach zwanzigjähriger Betriebserfahrung mit solarthermischen Kraftwerken in der Mojave Wüste nicht bestätigt werden. Dort sind noch immer die Originalspiegel, die mit einer regelmäßigen Entstaubung auskommen, im Einsatz. Es bieten sich genügend geeignete Standorte in Steinwüsten, wo Sandstürme keine Bedrohung darstellen.
Quelle: Desertec Foundation
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