Dienstag, 16. Juni 2009

Wüsten-Solar-Werk konkret

Eine Initiative 20 großer Konzerne hat vor, deutsche Haushalte künftig mit Solarstrom aus Afrika zu versorgen. Schon Mitte Juli wollen sich die Firmen zu einem Konsortium zusammenschließen, darunter die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, Siemens, die Deutsche Bank und RWE. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Der Bau riesiger Solarkraftwerke in den Wüsten des Kontinents soll 400 Milliarden Euro kosten und in zehn Jahren den ersten Strom liefern.

So könnte ein grosses Solarstromnetz aussehen, das in der Sahara den Strom generiert und über ein neues Stromnetz nach Europa liefert. Umstritten bleiben Sinn und Möglichkeiten des Grossvorhabens, dem eine dezentrale Energieerzeugung in Europa selbst entgegensteht.

Trotz Wirtschaftskrise will das Konsortium damit den Kampf gegen den Klimawandel vorantreiben und sich an die Spitze der grünen Technologie weltweit stellen. Schon lange setzen Wissenschaftler große Hoffnungen auf die Gewinnung von Solarstrom in Wüsten. Das Milliardenprojekt Desertec soll nun beweisen, dass sich Strom auf diese Weise auch wirtschaftlich produzieren lässt, es geht auf eine Idee des Club of Rome zurück, jenes Think Tank, der in den 70er Jahren mit den «Grenzen des Wachstums» von sich reden machte. Angehören sollen der Gruppe der Kraftwerksbauer Siemens, Deutschlands zweitgrößter Energieversorger RWE und die Deutsche Bank.

Auch Bundesministerien und der Club of Rome sollen bei der Gründung mit am Tisch sitzen. Dieser Zusammenschluss führender Wissenschaftler, Politiker und Manager verfolgt die Idee afrikanischen Solarstroms schon seit Jahren. Bislang aber ließ sich kein Großprojekt in Afrika realisieren. Mittelfristig sollen auch europäische und nordafrikanische Partner für das ehrgeizige Projekt gewonnen werden.

Mit dem Projekt wollen die Unterzeichner das ungeheure Energiepotential in den Wüsten südlich des Mittelmeers erschließen. Denkbar seien Solarkraftwerke an mehreren Standorten in Nordafrika, erklärt Jeworrek. Wichtigstes Kriterium: die Anlagen müssen in politisch stabilen Ländern stehen. Die Energiewende sei keine ferne Vision mehr, heißt es aus dem Konsortium. "Technisch ist das Projekt realisierbar", sagt Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek. In der kalifornischen Mojave-Wüste und in Spanien gibt es erste Anlagen. Über Spiegel bündeln die Kraftwerke Sonnenlicht, erhitzen Spezialöl und wandeln dessen Wärme in Wasserdampf für den Antrieb von Turbinen um. Damit unterscheiden sie sich von Photovoltaik-Anlagen, die Strom direkt produzieren.

Die Konzerne, die auch um Kapital von außen werben wollen, hoffen trotz fehlender Praxis auf gut angelegtes Geld. Das Projekt soll sich langfristig selbst tragen. "Es braucht natürlich am Anfang eine gewisse Investitionssicherheit, zum Beispiel eine Abnahmegarantie zu einem bestimmten Preis." Der Strom dürfe aber nicht dauerhaft subventioniert werden. Wettbewerbsfähig werde Desertec ,"in zehn bis 15 Jahren" sein.

Quelle: Solarmedia / dpa-AFX / Spiegel Online

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