Die Bündner Gemeinde St. Antönien bewilligte diese Woche an der Gemeindeversammlung einen Projektierungskredit für den Bau des grössten Solarkraftwerkes der Schweiz. Bestehende Lawinenverbauungen werden mit Solarmodulen ausgerüstet, 1200 Haushalte können mit einer Leistung von bis 3.5 MW mit Strom versorgt werden.
energiebüro® in Zürich hat die Idee und das Projekt entwickelt. «Unser Vorhaben ist nicht nur innovativ und für den gesamten Alpenraum wegweisend, wir leisten auch einen ökologisch wertvollen Beitrag», sagt Heinz Rieder, Gemeindepräsident von St. Antönien, mit Freude. «Wir nutzen mit den Lawinenverbauungen zudem bestehende Strukturen und müssen kein zusätzliches Land verbauen.»
energiebüro® plant das grösste Solarkraftwerk der Schweiz auf Lawinenverbauungen (Fotomontage)
Foto + Projekt: energiebüro®
«Lawinenverbauungen sind für photovoltaische Solarkraftwerke der perfekte Standort», erklärt Christian Meier, Gründer und Verwaltungsratsvorsitzender der Solar-Ingenieurfirma energiebüro® ag in Zürich. In den Alpen herrsche eine erhöhte Sonneneinstrahlung, insbesondere auch im Winter, sowie kühle Temperaturen. «Beides ideale Voraussetzungen für Solarkraft. Wir haben die nach Süden gerichteten Hänge und die vorhandenen Strukturen. Diese Bedingungen sollten wir nutzen», so Christian Meier weiter.
Das geplante Solarkraftwerk an den bestehenden Lawinenverbauungen bei St. Antönien im Prättigau kann eine Leistung von 3.5 Megawatt erreichen und wäre somit mit Abstand das grösste Solarkraftwerk in der Schweiz. Es liefert rund 4'500 Megawatt-Stunden Strom pro Jahr, wie eine Konzeptstudie von energiebüro® belegt. Damit werden über 1200 Haushalte mit ökologisch einwandfreiem Strom versorgt. Das entspricht 2/3 aller Haushalte in Klosters oder 3/4 von Chur. Die Kosten für den Gesamtausbau in St. Antönien werden auf ca. 20 Millionen Franken geschätzt. «Ein erster Teil der Anlage könnte bereits diesen Herbst in Betrieb genommen werden», so Christian Meier. Der Bau des Solarkraftwerks kostet rund 20 Millionen Franken. Die Finananzierung ist noch nicht sichergestellt. Gemeindepräsident Rieder denkt an die Gründung einer Aktiengesellschaft. Und er ist gemäss der Nachrichtenagentur SDA zuversichtlich, Investoren zu finden.
Die Einspeisung des Solarstroms in das öffentliche Stromnetz ist bei der bestehenden Trafostation St. Antönien-Aschüel vorgesehen. Alle Stromleitungen von und zu den Transformatoren des Solarkraftwerks sowie vom Solarkraftwerk zur Trafostation werden unterirdisch geführt. Die Leitungen sind somit nicht durch Lawinen oder Tiere gefährdet und ändern das Landschaftsbild nicht. Das Solarkraftwerk in St. Antönien soll zudem als Pilot- und Demonstrationsprojekt für ähnliche Kraftwerke im gesamten Alpenraum aufgebaut und touristisch genutzt werden.
In der Schweiz gibt es gemäss dem Schweizerischen Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos ca. 500 km Lawinenverbauungen. Unter der Annahme, dass 200 km davon eine geeignete Ausrichtung und Grösse haben, um Solarkraftwerke anzubringen, ergibt sich eine potenzielle Leistung von 56 Megawatt. 20'000 Schweizer Haushalte könnten mit sauberem «einheimischem» Strom versorgt werden. Im gesamten Alpenraum (1200 km Lawinenverbauungen) sind rund 200 Gigawatt-Stunden möglich, was den Strombedarf von 50'000 Haushalten abdecken würde, was fast der Stadt Bern entspricht.
«Wir sind sehr stolz, dieses Projekt gemeinsam mit St. Antönien angehen zu dürfen», sagt Christian Meier. Er hat energiebüro® 1996 gegründet, seine Firma gilt als das führende Schweizer Ingenieurbüro für Solarkraftwerke. Auch das Solarkraftwerk auf dem Stade de Suisse in Bern, mit 1.4 Megawatt das bisher grösste der Welt auf einem Stadiondach, wurde von energiebüro® entwickelt und mit dem Schweizer und dem Europäischen Solarpreis ausgezeichnet.
© Solarmedia / Quelle: energiebüro ag für Solarkraftwerke
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Das ist ja ein sehr interessantes Projekt. Nur, wer bezahlt denn hier die kostendeckende Einspeisegebühr?
AntwortenLöschenDie Axpo, BKW, Rätia, EKZ etc. wollen doch ihr Geld lieber Atomkraftwerke investieren. Und die Swissgrid hat ja leider viel zu wenig Geld für den umweltfreundlichen, einheimischen Solarstrom!
Regula Baggenstos