Energiegenossenschaften investieren in Deutschland 1,2 Milliarden Euro in entsprechende Projekte. Somit decken Genossenschaftliche Bürgerkraftwerke jährlich den Strombedarf von
160.000 Haushalten. Und die Mehrheit setzt künftig auf Direktvermarktung von
Solarstrom.
Energiegenossenschaften
spielen für eine dezentrale Energiewende eine immer größere Rolle. Mehr
als 130.000 Mitglieder – davon 90 Prozent Privatpersonen – haben bereits
rund 1,2 Milliarden Euro in Bürgerkraftwerke investiert. Das zeigt eine
aktuelle Umfrage des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbands
e.V. (DGRV), die der DGRV zusammen mit dem Bundesverband
Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) und der Agentur für Erneuerbare
Energien e.V. (AEE) in Berlin vorgestellt hat.
Die Zahlen belegen die große Bedeutung, die den
Genossenschaften bei der Energiewende zuteil wird. So konnte allein in
den vergangenen zwölf Monaten die Zahl der Mitglieder um mehr als 50
Prozent zulegen – im Jahr 2012 waren es noch etwa 80.000. Auch die
Anzahl der Energiegenossenschaften wächst auf hohem Niveau weiter.
Auffällig ist, dass sie ihre Projekte mit einem hohen Eigenkapitalanteil
von rund 50 Prozent realisieren. „Die Bürger wollen eben mit eigenem
Geld an der Energiewende mitwirken und dabei auch die regionale
Wertschöpfung unterstützen.
Das ist kein Privileg der Wohlhabenden.
Die Beteiligung an einer Energiegenossenschaft ist bereits mit kleinen
Beträgen von unter 100 Euro möglich“, sagt Dr. Eckhard Ott, Vorsitzender
des Vorstands des DGRV. Die genossenschaftlich errichteten Bürgerkraftwerke
erzeugen schon heute rund 580 Millionen Kilowattstunden Ökostrom und
können damit rechnerisch jährlich den Strombedarf von 160.000 Haushalten
decken. Die Mehrheit setzt bei ihren Investitionen auf Solarstrom.
Photovoltaik-Anlagen stehen weiterhin hoch im Kurs: Jede zweite
Energiegenossenschaft (53 Prozent) plant für die kommenden zwölf Monate
zusätzliche Investitionen in Solaranlagen. Immerhin 41 Prozent wollen in
Windenergie investieren.
Bei den Energiegenossenschaften steht aber längst
nicht mehr nur das Errichten sauberer Stromerzeugungsanlagen auf dem
Programm. Aktuell denkt etwa jede zweite Genossenschaft (52 Prozent)
über die regionale Direktvermarktung des selbsterzeugten Stroms nach.
Ein Grund dafür ist sicherlich die geänderte Gesetzeslage. Die bei
Genossenschaften typischen mittelgroßen Solarstromanlagen erhalten ab
Januar 2014 für ein Zehntel des erzeugten Stroms keine
Einspeisevergütung mehr. Dieser Anteil lässt sich aber wegen der
Preissenkungen der vergangenen Jahre selbst nutzen oder verkaufen.
Solarstrom kostet heute schon deutlich weniger als der Netzstrom vom
Energieversorger. „Es lohnt sich, den Ökostrom selbst zu verbrauchen
oder Abnehmer in der Nähe damit zu beliefern. Die
Energiegenossenschaften demokratisieren damit nicht nur die
Stromerzeugung, sondern jetzt auch schrittweise die Stromversorgung“,
sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar.
Eine andere Möglichkeit der Stromvermarktung sind
Vertriebskooperationen. „Die Genossenschaften suchen nach neuen
Geschäftsmodellen und denken dabei auch über mögliche Partnerschaften
nach. So sind beispielsweise die örtlichen Stadtwerke in vielen Fällen
ein geeigneter Partner für Energiegenossenschaften“, beschreibt Ott.
Stadtwerke verfügen über eine einzigartige Kundennähe, sind erfahren in
der Stromvermarktung und ergreifen immer öfter die Chance,
umweltfreundlichen Strom aus Bürgerkraftwerken in ihr Portfolio zu
integrieren.
„Für die Akzeptanz der Energiewende sind
Bürgerenergieprojekte unverzichtbar“, sagt Philipp Vohrer,
Geschäftsführer der AEE. Damit Bürgerenergieprojekte auch in Zukunft
ihren Teil zu einer erfolgreichen Energiewende beitragen können, ist
auch die Politik gefragt. „Als wichtigste Erfolgsfaktoren nennen die
Mitglieder der Energiegenossenschaften langfristig verlässliche
politische Rahmenbedingungen und den Einspeisevorrang für Erneuerbare
Energien“, so Vohrer weiter.
Informationen, Material und Kontakte rund um das Thema Energiegenossenschaften bietet der DGRV unter der Internetadresse www.genossenschaften.de. Die AEE bietet Informationen zur dezentralen Energiewende unter www.kommunal-erneuerbar.de und der BSW-Solar informiert rund um das Thema Solartechnik unter www.solartechnikberater.de. Praktische Hilfestellung bei der Versorgung von Dritten mit Sonnenstrom bietet der BSW-Leitfaden „Stromlieferung und neue Geschäftsmodelle“.
ZUR METHODIK:
Befragt wurden die im DGRV organisierten rund 650 Energiegenossenschaften im Zeitraum von Januar bis März 2013 (Rücklauf 213). Die Umfrage wurde nun das zweite Jahr in Folge durchgeführt.
Befragt wurden die im DGRV organisierten rund 650 Energiegenossenschaften im Zeitraum von Januar bis März 2013 (Rücklauf 213). Die Umfrage wurde nun das zweite Jahr in Folge durchgeführt.
Quelle: unendlich viel energie de
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