Die Beiträge der
Fachtagung zeigten eines klar: Die Kosten der Energiewende auf 40 Jahre
hinaus zu berechnen, ist ein schwieriges Unterfangen. Die Spannbreite
der errechneten Kosten liegt je nach Szenario sehr weit auseinander. Die
SES-Fachtagung 2013 hilft den gut 200 TagungsteilnehmerInnen die
unterschiedlichen Kostenschätzungen besser einzuordnen. Im ersten Teil der Tagung ging es grundsätzlich um die Kosten unserer heutigen Energieversorgung:
Der Energiejournalist Hanspeter Guggenbühl stellt dar, wieviel Energie
in der Schweiz pro Kopf verschwendet wird: «Eine Person in der Schweiz
beschäftigt durchschnittlich 35 Endenergie-Sklaven.» Die beiden
Greenpeace-Fachexperten Florian Kasser und Georg Klingler rechnen vor:
«Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien weisen heute
geringere Vollkosten auf als die konventionellen Energien.» Und Daniele
Ganser, Historiker und Friedensforscher, sagt zur Notwendigkeit der
Energiewende: «Erdöl ist knapp und global umkämpft. Irakkrieg, Fracking,
Erdöl vom Nordpol, Ölsand und Tiefseeöl sind keine klugen Antworten auf
die Knappheiten beim konventionellen Erdöl.» Zum Schluss bezeichnet
Miranda A. Schreurs, Mitglied des Sachverständigenrats für Umweltfragen
der Bundesrepublik Deutschland, die Energiewende als ein Experiment
grösseren Ausmasses. Bis 2050 will sich die BRD grösstenteils von ihrer
Abhängigkeit von fossilen Energien lösen und diese mit erneuerbaren
Energien substituieren.
Im zweiten Teil der Tagung
zeigten die Ökonomen Kurt Lanz, economiesuisse, André Müller, Ecoplan,
Philippe Thalmann, ETH Lausanne, und Beat Meier, bemepro, die grosse
Bandbreite der Kosten und Gewinne der Energiewende auf. é Müller: «Die
Energiewende wird etwas kosten und darf auch etwas kosten, da mit ihr
der nötige Beitrag zu einer international harmonisierten Klimapolitik
geleistet wird.» Die economiesuisse hingegen kommt wenig überraschend zu
einem anderen Schluss: «Die Energiewende führt zu abnehmender
Versorgungssicherheit, höheren Energiekosten und einen Verlust an
Wettbewerbsfähigkeit.» Philippe Thalmann hingegen relativiert: «Im
Allgemeinen kann festgehalten werden, dass unterschiedliche Studien aus
drei Hauptgründen zu unterschiedlichen Resultaten führen können erstens
aufgrund unterschiedlicher Modelle, zweitens wegen Unterschieden bei den
simulierten Szenarien und drittens aufgrund unterschiedlicher Wahl der
Indikatoren für die Auswirkungen der Szenarien.»
Der Ökonom Beat Meier, bemepro, beantwortete die wichtige Frage, was uns den eigentlich die Nicht-Wende kosten würde.
Im Auftrag der SES erarbeitete er die Studie «Kosten der (Nicht-)
Energiewende», die eindeutig aufzeigt: Die Nicht-Wende ist teurer als
die Energiewende, oder anders gesprochen: Die Energiewende lohnt sich
auheben:
1. Ab spätestens 2040 kostet die Energiewende weniger als die Nicht-Wende.
2. Bei höheren Ölpreisen rentiert die Energiewende spätestens ab 2020.
3. Mit mehr Suffizienz rentiert sich die Energiewende noch schneller.
Es liegt auf der Hand, dass die Energiewende die Schweiz unabhängiger vom Ausland macht, denn sie
führt zu Einsparungen im Importbereich: Heute fallen fast 40% der
Energieversorgungskosten auf Importe. Die Energiewende reduziert die
jährlichen Importkosten von zirka 10 Milliarden Franken massiv, nämlich
um mindestens 7 Mrd. CHF im Jahr 2050. Generell werden Nutzen und
Gewinne der Energiewende bei den bisherigen Berechnungen kaum
berücksichtig. Cleantech Unternehmen und insbesondere das lokale Gewerbe
können massiv von der Energiewende profitieren. Das zeigt unter anderem
die SES-Studie «85'000 Arbeitsplätze für die Schweiz».
Aus
energiepolitischer, versorgungstechnischer und volkswirtschaftlicher
Sicht gibt es somit nur noch eine Stossrichtung: Wenden und zwar heute!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen