Dienstag, 9. Juli 2013

Showdown in Deutschland beginnt

Der deutsche Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) appelliert an die Bundesregierung, das Tempo der Energiewende nicht weiter zu drosseln. Infolge drastischer Einschnitte bei der Solarstromförderung 2012 habe sich die Photovoltaik-Inlandsnachfrage nahezu halbiert.  Das allerdings betrachtet der deutsche Umweltminister als Erfolg.

Die Bundesregierung muss gemäss BSW den Umbau der Energieversorgung hin zu Erneuerbaren Energien in der nächsten Legislaturperiode vielmehr kraftvoll vorantreiben. Andernfalls drohe Deutschland den in den letzten Jahren mühsam erarbeiteten Technologievorsprung zu verspielen. Bürgern und Unternehmern, die in die Energiewende investieren wollen, müsse geholfen und ihnen keine neuen Hindernisse in den Weg gelegt werden, so die Forderung des Branchenverbandes. 

„Die im harten internationalen Wettbewerb stehende Branche der Erneuerbaren Energien braucht faire und verlässliche Rahmenbedingungen. Um den Solarstandort Deutschland zu sichern, ist neben wachsenden Exportchancen weiterhin auch ein attraktiver Binnenmarkt unverzichtbar“, erklärt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar. Die Solarwirtschaft befindet sich derzeit in einer harten Konsolidierungsphase, die vor allen Dingen auf weltweite Überkapazitäten und einen aktuellen Markteinbruch in Europa zurückzuführen ist. Die Photovoltaik-Wachstumsmärkte USA, Japan und China werden Deutschland bei der neu installierten Solarstromleistung in diesem Jahr übertreffen, so die Einschätzung des BSW-Solar. 

Das Potenzial der Solarenergie sei jedoch auch in Deutschland bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Bundesrepublik könne den Anteil der Solarenergie am Strom-Mix von derzeit rund fünf Prozent bis zum Jahr 2020 mindestens verdoppeln und langfristig mit Hilfe von Speichertechnologien sogar auf rund 30 Prozent ausbauen. „Dieser Beitrag zum Klimaschutz und zu mehr Unabhängigkeit wird sich nicht nur für die Betreiber von Solaranlagen, sondern auch gesamtgesellschaftlich auszahlen“, ist sich Körnig sicher. Energieexperten hatten in letzter Zeit wiederholt darauf aufmerksam gemacht, dass der weitere Ausbau der Solarenergie vor dem Hintergrund des starken Preisverfalls der letzten Jahre und ihrer Verbrauchsnähe keine nennenswerten Auswirkungen mehr auf den Strompreis haben wird. 

„Wenn wir die Energiepreise stabilisieren wollen, brauchen wir mehr Erneuerbare Energien und nicht weniger. Gesetzliche Rahmenbedingungen müssen regelmäßig nachjustiert werden, überzogene Eingriffe oder gar Systembrüche sind jedoch unbedingt zu vermeiden. Sie sind Gift für jeden Investor“, so Körnig. Ein Anstieg der Verbraucher-Strompreise könne im nächsten Jahr vermieden werden, wenn der durch Wind- und Solarstrom ausgelöste Preisverfall der Großhandelsstrompreise endlich an die Verbraucher weitergegeben werde. Dafür müsse ein Konstruktions-fehler bei der Umlage der EEG-Kosten beseitigt werden. Gleichzeitig profitiere der Staat jährlich in Milliardenhöhe über die Umsatz- und Stromsteuer am Ausbau Erneuerbarer Energien. „Statt solare Eigenstromerzeugung zu deckeln oder mit neuen Abgaben zu behindern, ist eine Steuer-Bremse überfällig“, so Carsten Körnig.
 
Im letzten Jahr hatte die Bundesregierung die Solarstrom-Förderung beispielweise für mittelgroße Anlagen um durchschnittlich 45 Prozent gesenkt. Gleichzeitig sind die Systempreise schlüsselfertiger Solarstromanlagen um durchschnittlich 22,5 Prozent gefallen. In der Folge dieses Missverhältnisses sank die Photovoltaik-Nachfrage in Deutschland in den letzten neun Monaten um mehr als 46 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Vor allem die Nachfrage nach größeren Solarstromanlagen ist in letzter Zeit eingebrochen. Marktsegmente, die durch höhere Eigenverbrauchsquoten den stark abgesenkten Einspeisetarif zum Teil ausgleichen können, sind von dem Marktrückgang weniger stark betroffen. So investieren monatlich weiterhin rund 10.000 neue Eigenheimbesitzer in Solarstromanlagen. 

Die Kosten des weiteren Photovoltaik-Ausbaus fallen kaum noch ins Gewicht. So haben Analysen von Prognos ergeben, dass jedes weitere neu installierte Gigawatt Photovoltaik den Verbraucher-Strompreis über die EE-Umlage in diesem Jahr nur noch um rund 0,02 Cent je Kilowattstunde belastet. Der gleichzeitig notwendige Ausbau der Verteilnetze wird den Strompreis bis 2020 für private Stromkunden um lediglich 11 Cent im Monat steigen lassen. Auch bei einem weiteren kraftvollen Ausbau der Photovoltaik bleiben die Energiepreise damit in den nächsten Jahren weitgehend stabil. 

Derweil hat Bundesumweltminister Peter Altmaier eine positive Bilanz der vor einem Jahr verabschiedeten Reform der Photovoltaik-Förderung gezogen. Der Ausbau der Photovoltaik ist jetzt auf einem nachhaltigen Kurs“, sagte Altmaier. Derzeit sind in Deutschland 34 Gigawatt (GW) PV-Leistung installiert. Die Förderung für neue Anlagen läuft  bei Erreichen von 52 GW aus, so dass davon auszugehen sei, dass die Photovoltaik  ab 2017/2018 ganz ohne EEG-Einspeisevergütungen marktfähig sein wird, so das Bundesumweltministerium.  Die Solarstrom-Vergütungssätze wurden in den letzten Jahren drastisch um zwei Drittel gesenkt (allein 2012 um bis zu 30 %). Derzeit betragen die Vergütungssätze für Photovoltaik-Kleinanlagen 15,07 Eurocent und für Freiflächenanlagen 10,44 ct. Im Herbst wird die Vergütung für Freiflächenanlagen erstmals unter 10 ct sinken.

Quellen: Bundesverband Solarwirtschaft / Solarserver

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