Donnerstag, 10. Januar 2013

Kahlschlag im Kleinen und Grossen

Vom Stellenabbau beim schweizerischen Solarausrüsters Meyer Burger Technology AG sind auch 140 Mitarbeiter am Hauptsitz in Thun betroffen. Das bestätigte ein Unternehmenssprecher gegenüber der schweizerischen Nachrichtenagentur SDA.  Derweil prophezeit ein Unternehmen für Marktforschung für das laufende Jahr und die gesamte Solarbranche einen unerhörten Kahlschlag. 

Im Sog der Krise der Solarbranche war die Meyer Burger im Jahresverlauf 2012 in die Verlustzone gerutscht und hatte mit einem Sparkurs reagiert. Dieser wurde im November verschärft, als der Solarausrüster ankündigte weitere 270 der damals konzernweit 2.272 Festangestellten zu entlassen (siehe Solarmedia vom 21. November 2012). Zu diesem Zeitpunkt hatte die lediglich erklärt, 50 dieser Entlassungen beträfen die deutsche Tochter Roth & Rau AG. Mit der Konkretisierung der Pläne ist nun klar, dass der Großteil der Streichungen den Hauptsitz im Kanton Bern betrifft. Demnach sind die Betroffenen bereits informiert. Die Kündigungen sollen noch im Januar 2013 ausgesprochen werden, hieß es.

Solarmarktforscher IHS Solar Service (El Segundo, Kalifornien, USA) hat gemäss der Plattform solarserver.de eine Studie veröffentlicht, laut der die Zahl der produzierenden Unternehmen in der Photovoltaik-Wertschöpfungskette im Laufe des Jahres um fast 70% schrumpfen wird, von 500 auf 150. 2010 gab es noch rund 750 Unternehmen, 2011 waren es noch 650 und zuletzt 500. Am meisten bedroht seien integrierte Photovoltaik-Produzenten, kleine und mittlere Hersteller von Polysilizium, Ingots, Wafern und Solarzellen sowie und kleinere Dünnschichtmodul-Produzenten.
 
„Dieses Jahr von einer Konsolidierung in der Photovoltaik-Wertschöpfungskette zu sprechen, wäre stark untertrieben“, sagte der IHS- Chefanalyst für Photovoltaik, Mike Sheppard. „Die meisten Komponentenhersteller werden nicht von anderen Unternehmen gekauft werden, es wird sie einfach nicht mehr geben. Die meisten haben ihre Produktion bereits eingestellt – und nehmen sie auch nie wieder auf.“

Die Marktforscher warnen auch davor, dass kleine und mittelgroße Hersteller von kristallinen Silizium-Modulen sowie kleinere Dünnschicht-Produzenten in Märkten ohne Wertschöpfungsförderung für inländische Hersteller (Local-Content-Regelung) ihren Betrieb nicht aufrechterhalten könnten. Für sie seien flexible Geschäftsmodelle und gute Beziehungen zu Vertriebs- und Installationsunternehmen in neuen Märkten wichtig. Die Konsolidierung und Schrumpfung der Wertschöpfungsketten werde dazu führen, dass Produktionsanlagen stillgelegt werden. Angesichts der schwachen Aussichten für die Branche gebe es keine Garantie, dass diese Schrumpfung den überlebenden Herstellern wirklich hilft.

© Solarmedia

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