Freitag, 29. Juni 2012

Pleitegeier dreht weitere Runden

Kaum ein Unternehmen der Solarbranche kämpft nicht mit massiven Problemen. Dass diese unabhängig von der technologischen Ausrichtung auftauchen, zeigen die jüngsten Beispiele. Einerseits zieht sich die deutsche Schott Solar aus der Produktion von kristallinen Solarzellen und Photovoltaik-Modulen zurück. Andererseits streicht mit Abound Solar aus den USA ein Hoffnungsträger der Dünnschichttechnologie die Segel.

Wegen drastisch verschlechterter Bedingungen am Photovoltaik-Markt in den vergangenen Monaten wird sich die SCHOTT Solar AG (im Bild der Firmensitz in Mainz) gemäss einer Firmenmitteilung im Laufe des Jahres aus der Produktion von kristallinen Solarzellen und Photovoltaik-Modulen zurückziehen. Die Entscheidung betrifft weltweit rund 870 Mitarbeiter, davon 80 am Standort Mainz und 140 in Alzenau.  Ziel sei es, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Die Dünnschichtfertigung am Standort Jena sei nicht betroffen. Der Geschäftsbereich Concentrating Solar Power (solarthermische Kraftwerke, CSP) arbeite erfolgreich und werde fortgeführt. Hier verzeichnet SCHOTT Solar gemäss eigenen Angaben eine gute Geschäftsentwicklung.

Das Photovoltaik-Geschäft ist nach wie vor durch Überkapazitäten und einen massiven Preisverfall gekennzeichnet. Dieser werde wesentlich durch asiatische Wettbewerber getrieben, so das Unternehmen. Mit großen Anstrengungen habe SCHOTT Solar die Produktionskosten in den vergangenen zwei Jahren um 50 Prozent gesenkt, vorgelagerte Wertschöpfungsstufen restrukturiert sowie hervorragende F&E-Ergebnisse innerhalb kürzester Zeit in vielversprechende Serienprodukte umgesetzt. Die weltweiten Absatzmengen hatte der deutsche Hersteller von Quartal zu Quartal gesteigert.

Instabile politische Rahmenbedingungen in Europa haben jedoch zusätzlich Druck auf die Photovoltaik-Branche ausgeübt. Das Management von SCHOTT Solar habe mehrere Optionen zur Fortführung der kristallinen Photovoltaik-Produktion intensiv geprüft. Im jetzigen Marktumfeld seien diese allerdings nicht wirtschaftlich umsetzbar. In enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern erarbeite SCHOTT Solar derzeit sozialverträgliche Lösungen für die Mitarbeiter und prüfe, ob sie in anderen Einheiten des SCHOTT Konzerns beschäftigt werden können.

In den USA steht nach Angaben des US-Energieministerium die nächste Pleite eines Unternehmens bevor, das in großem Umfang öffentliche Gelder bekommen hat. Der Dünnschichthersteller Abound Solar Inc. werde in der kommenden Woche "seine Tore schließen und Insolvenzantrag stellen", hieß es am Abend auf der Internetseite des Ministeriums. Abound Solar hatte vom Energieministerium Kreditbürgschaften in Höhe von 400 Millionen US-Dollar erhalten. Die Pleite von Solarunternehmen, die mit öffentlichen Geldern gefördert wurden, ist ein großes Thema im US-Präsidentschaftswahlkampf. Ausgelöst wurde die Diskussion unter anderem durch die Pleite des Dünnschichtherstellers Solyndra LLC im vergangenen August. Solyndra hatte Staatshilfen in Höhe von mehr als einer halben Milliarde US-Dollar erhalten. 

Für die beiden größten US-Projekte der insolventen Solar Millennium haben sich derweil Investoren gefunden. Das teilte der Insolvenzverwalter der Solar Millennium AG, Volker Böhm, mit. Das geplante 1.000-Megawatt-Solarkraftwerk im kalifornischen Blythe soll an die US-amerikanische NextEra Gruppe gehen. Das Projekt Palen wird an die US-amerikanische BrightSource Energy verkauft. Beide Investoren haben angekündigt, die Projekte bald fortsetzen zu wollen. Bei der Versteigerung in den USA wurde ein Gesamterlös in Höhe von 80 Millionen US-Dollar erzielt. ... Quelle: Solar Millennium AG; Zusammenfassung: PHOTON

 Quellen: SCHOTT Solar / Solar Millenium / Agenturen / Photon

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