Dienstag, 10. August 2010

Atom auf des Messers Schneide

Uran wird knapp – und die wirtschaftlichen Aussichten trüben sich ein – allen Beschwörungen der Atomlobby zum Trotz. Denn die wichtigen Referenzprojekte in Frankreich und Finnland geraten immer mehr in Rückstand. Die Hauptrevision des CH-AKW Leibstadt zeigt zudem, was es mit der Jahresverfügbarkeit so auf sich hat.

Da wäre zuerst die Sache mit dem Rohstoff. Selbst bezifferte die Atomwirtschaft ihre Uran-Vorräte auf Jahrzehnte, doch jetzt wird klar: Der Atomindustrie geht der Rohstoff aus. Das lässt sich dem Jahresbericht 2009 der Euratom Supply Agency (ESA) entnehmen. Die EU-Behörde zur Überwachung der Vorkommen, Einfuhren und Exporte von Uran spricht in ihrem Bericht von einer "großen Lücke" zwischen Nachfrage und Angebot des Brennstoffes, wie das Portal Klimaretter meldet.

Die viel beschworene Formel, dass Uran unendlich vorhanden sei, sei "reines Wunschdenken“, sagte Astrid Schneider, Wissenschaftlerin im Beirat der Energy Watch Group und Sprecherin der Energie-AG der Grünen, in der Berliner Zeitung. Schneider hat den ESA-Bericht mit Daten des Redbook Uran der UN-Atomkontrollbehörde IAEA und der Nuclear Energy Agency (NEA) abgeglichen. Vorschläge für eine Verdopplung der AKW-Kapazitäten bis 2030 aus Klimaschutzgründen hält Schneider für "nicht realisierbar und unseriös".

Solche Verdoppelungsträume erweisen sich wohl eh als Schäume. Das muss schliessen, wer sich die jüngsten Mitteilungen aus der französischen Atombranche zu Gemüte führt. So schrieb die bürgerliche Tageszeitung Le Figaro am 30 Juli 2010, dass die Bauarbeiten für den Druckwasserreaktor des Typs EPR nunmehr einen weiteren zeitlichen Rückschlag erleiden – statt 2012 kann der Reaktor frühestens zwei Jahre später ans Netz. Und das zu dann von 3,3 auf mindestens 5 Mrd. € gestiegenen Kosten (rund 7 Mrd. CHF). Da lässt das einzige andere konkrete Bauvorhaben in Europa grüssen - Olkiluoto in Finnland musste ähnliche Verspätungen und Kostenüberschreitungen melden (siehe Solarmedia vom 22. April 2010).

Ob die Atomwirtschaft da mit den vermeintlichen Fortschritten in Grossbritannien besser da steht? Denn dort liess gemäss dem Nuklearforum die Regierung wissen, sie «bekräftige ihre Unterstützung des Kernkraftwerkneubaus – sofern dieser ohne staatliche Unterstützung möglich sei». Es wird also einer Nagelprobe für die Atomindustrie insgesamt gleichkommen, was in Grossbritannien geschieht, resp. ob die Branche wirklich ohne substantielle staatliche Finanzmittel auskommt – was in der Vergangenheit nie der Fall war.

Abgerundet werden all die wenig erfreulichen Meldungen für die Atomlobby durch eine eigentlich alltägliche News: Das Schweizer Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) ist ebenfalls gemäss Nuklearforum am 31. Juli 2010 planmässig zur Jahreshauptrevision abgeschaltet worden. Der Betriebsunterbruch für Brennelementwechsel und Instandhaltungsarbeiten wird rund sieben Wochen dauern. Das bedeutet auch, dass Atomstrom je eben nicht, wie stets behauptet, unterbruchsfrei zur Verfügung steht – vielmehr bedeutet die ordentliche jährliche Revision (ohne unvorhergesehene Ereignisse) bereits jeweils eine Minderung der Jahresleistung von rund 15 Prozent. Nicht nur die Erneuerbaren müssen also mit Unterbrüchen (wetter- und jahreszeitenbedingt) zu Rande kommen.

© Solarmedia
- Quellen im Text verlinkt

1 Kommentar:

  1. Solange über 1000 Atomwaffen abgerüstet werden liegt bester KKW-Brennstoff (5% U235) vor. Es gibt
    billiges Uran im Überfluss bis min.2100 = weitaus genügend bis zur Kernfusion!

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