Weniger Sonne im Winter stand bislang einer breiteren Nutzung der Sonnenenergie im Weg - eine neue Speichertechnologie eröffnent nun grosse Möglichkeiten für die solare Gebäudeheizung. Die entsprechende Anwendung nimmt zu.
In Esslingen im Kanton Zürich wird Anfang September 2010 das erste Bürogebäude in der Schweiz mit Erdspeicher bezogen. Ein ähnliches Speichersystem befindet sich derzeit bei einem Pionierprojekt auf dem Campus Science City der ETH Zürich im Bau. Das neue Geschäftshaus "erntet" Sonnenenergie und speichert sie im Erdreich unter dem Gebäude. Das neuartige Energiekonzept wurde vom Ingenieur-, Planungs- und Beratungsunternehmen Basler & Hofmann entwickelt, das auch als Mieterin in das Gebäude einzieht.
Heizen und Kühlen ohne Fremdenergie – nach diesem Grundsatz plante Basler &
Hofmann gemeinsam mit Stücheli Architekten das neue Geschäftshaus. Geheizt
wird ausschliesslich mit Sonnenenergie, die über den Sommer mit Solarkollektoren
gesammelt und im Erdreich gespeichert wird. Auch die Abwärme der Server wird
zum Heizen genutzt. Gekühlt wird mit Wasser über ein adiabatisches Kühlsystem.
Eine Photovoltaikanlage, die in die Gebäudehülle integriert ist, deckt den
Strombedarf für Gebäudetechnik und Beleuchtung. Das Gebäude entspricht dem
Minergie-P-Eco-Standard.
Mit seinem neuartigen Heizsystem verspricht das Bauwerk eine Vorreiter-Rolle bei
der nachhaltigen Energieversorgung von Gebäuden einzunehmen. Im Zentrum
steht eine neue Form, mit der Sonne zu heizen: Im Sommer wird die
Sonnenenergie dazu genutzt, in Solarkollektoren Wasser zu erwärmen. Das
warme Wasser wird in Erdsonden geleitet, die die Wärme an den Untergrund
abgeben. Im Lauf des Sommers erwärmt sich das Erdreich unter dem Gebäude
und steht im Winter als grosses Wärmereservoir zur Verfügung. Wasser wird dann
durch die Erdsonden hindurch direkt ins Heizungssystem geleitet. Die Temperatur
muss also nicht – wie sonst üblich – erst mit einer Wärmepumpe auf das
gewünschte Niveau angehoben werden. Reicht die Sonnenstrahlung im Winter
aus, kann das erwärmte Wasser aus den Sonnenkollektoren auch direkt in das
Heizsystem eingespeist werden.
Fassade und Dach dienen beim Geschäftshaus in Esslingen als der zentrale
Energielieferant. Die Hauptfassade des Gebäudes ist nach Süden orientiert und
als Doppelfassade konzipiert. Vor der hoch gedämmten inneren
Holzelementfassade spannt sich eine Hülle aus Solarzellen und transparenten
Dreifachverglasungen im Bereich der Fenster. 200 m2 Photovoltaik-Panels, die in
die Gebäudehülle integriert sind, produzieren als Solarkraftwerk ausreichend
Strom für Gebäudetechnik und Beleuchtung. In Bürogebäuden produzieren die zahlreichen technischen Geräte beträchtliche Abwärme: Auch sie wird im neuen Geschäftshaus genutzt. Die Server sind in geschlossene Server-Racks eingebaut. Damit können sie in die Gebäudetechnik eingebunden und ihre Abwärme direkt nutzbar gemacht werden. Die Server-Racks werden im Sommer mit dem Rücklauf des Kühlwassers und im Winter mit dem Rücklauf des Heizungswassers mit einer Temperatur von 26°C durchflossen. Die Serverabluft erwärmt das Wasser um bis zu 2 K. Das so erwärmte Wasser wird im Winter in das Heizsystem eingespeist.
Quelle: Basler & Hofmann
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