Noch ist das Recycling wegen der langen Lebensdauer der Photovoltaik-Module kein drängendes Problem. Aber die Branche trifft Vorkehren. Die gescholtene chinesische Industrie ist dabei.
Über 200 Fachleute aus den Photovoltaik, Abfallwirtschaft und Recycling haben Ende Januar an der 1. Internationalen Konferenz für Solarmodulrecycling teilgenommen, die von PV CYCLE und EPIA gemeinsam mit dem Forschungszentrum der Europäischen Kommission organisiert wurde. Kongressteilnehmer hatten die Gelegenheit, von verschiedenen Vereinigungen und Unternehmen der Solarindustrie aus erster Hand zu erfahren, was aktuell unternommen wird, um PV-Module wiederzuverwerten und die Umweltbelastung durch ausgediente Solarmodule zu minimieren.
Die Lebensdauer von PV-Modulen ist hoch. Aber weil die ersten vor über 20 Jahren zum Einsatz kamen und gelegentlich auch Schäden auftreten, steigt die zu entsorgende Menge langsam an.
"Seit den Anfängen der Photovoltaik in den 90er-Jahren engagieren sich Kunden und Industrie gleichermaßen im Umweltschutz und suchen nach einer geeigneten Lösung für die Entsorgung der Module", erklärte Eleni Despotou, stellvertretende Generalsekretärin des europäischen Solarindustrie-Verbandes EPIA. "Immer mehr Hersteller arbeiten an der Entwicklung neuer, effektiverer Wiederverwertungsmöglichkeiten. Aber es gibt zu wenige Module für die Verwertung, um aus einem privaten Modell ein 100% kommerzielles zu machen. Deshalb können Initiativen wie PV CYCLE für die Industrie wirklich etwas verändern", erläutert Despotou.
Laut einer Studie im Auftrag von EPIA und der Gründungsmitglieder von PV CYCLE werden 2010 etwa 3.000 Tonnen PV-Module in Deutschland entsorgt. Das sind fast 50 % des Photovoltaik-Mülls, der dieses Jahr in Europa entsteht. Obwohl diese Zahl in den nächsten 20 Jahren relativ stabil bleibe, zeige die Studie, dass bis 2030 etwa 130.000 Tonnen ausgediente Solarmodule in Europa entsorgt werden müssen. "Da Solarmodule eine sehr lange Lebensdauer haben, wird die Menge der zu entsorgenden Module in den nächsten 20 bis 25 Jahren nicht sonderlich wachsen. Dennoch bereitet sich die Industrie bereits vor. Das Rücknahme- und Recycling-Modell von PV CYCLE, das diesen Monat in Deutschland eingeführt wurde, wird dann ganz greifen, wenn ausreichende Modulmengen entsorgt werden müssen. Dieses Modell wird schrittweise in den Ländern der EU und der europäischen Freihandelszone eingeführt werden", erklärte Jan Clyncke, Direktor von PV CYCLE.
Die Ökobilanz von Photovoltaikmodulen aus asiatischer Produktion ist besser als ihr Ruf. Sie sei nicht unbedingt schlechter als die der Mitbewerber aus Europa - zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Bonner Nachhaltigkeits-Finanzdienstleisters Murphy&Spitz Research. Zahlreiche chinesische Unternehmen produzierten nach ISO 14001-Norm. Dies beweise, „dass die Hersteller ein Umweltbewusstsein entwickelt haben und über Instrumente verfügen, Umweltschutzziele zu definieren, umzusetzen und zu dokumentieren“, so Nicole Vormann, Leiterin Sustainability bei Murphy&Spitz. Lediglich die Dokumentation ihrer Zulieferer sei lückenhaft und verbesserungswürdig, kritisiert sie. Die Studie habe die derzeit gängigen Herstellungsprozesse „vom Sandkorn bis zum Solarmodul“ auf Energieeinsatz, Materialverwendung und Transparenz im Produktionsprozess hin untersucht.
Insgesamt führen der Bonner Solarkonzern SolarWorld und die US-amerikanische Dünnschichtspezialistin First Solar das Ranking an, berichtet Murphy&Spitz, gefolgt von dem chinesischen Hersteller Yingli. Die Amerikaner bekamen die besten Noten in Sachen Transparenz. Die Qualität der Informationen, der Recycling-Ansatz und der Umweltrelevanz von Zulieferern, habe die Autoren der Studie überzeugt. SolarWorld schnitt in diesem Bereich vergleichbar gut ab. Weil jedoch nur ein Teil der Produktion des Konzerns nach ISO 14001 zertifiziert sei, habe es Abstriche in der Bewertung gegeben, hieß es. Der amerikanische Hersteller Sunpower bildet in der Untersuchung das Schlusslicht. Lediglich das Marketing seiner Produkte sei umweltfreundlich. Die eigenen Produktionsprozesse blieben gänzlich undokumentiert, so die Begründung.
© Solarmedia / Quellen: EPIA / Solarserver / Ecoreporter
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