Gilt der 13. dereinst als Meilenstein in der Entwicklung der Erneuerbaren Energien – oder vielmehr eher als Fata Morgana aus jener Weltgegend, die schon vielen andere Propheten mit Phantombildern geblendet hat? Ein Urteil darüber ist noch zu früh. An diesem Montag Mitte Juli des Jahres 2009 haben sich auf jeden Fall zwölf grosse europäische Unternehmen mutig aus dem Fenster gewagt. Vornehmlich solche, die bislang mit den Erneuerbaren weniger am Hut hatten. Nun versprechen sie: Europas Industrie setzt auf Solarstrom made in Afrikas Wüstensahara. Noch im Herbst wird eine Gesellschaft gegründet, die das Projekt vorantreiben soll.
Grossspiegel dienen der Erzeugung von Dampf, der in Strom verwandelt wird, aber auch gespeichert werden kann - hier eine Anlage des deutschen Unternehmens Solar Millenium, das gute Voraussetzungen für eine Teilnahme an Desertec hat - und derzeit mit entsprechenden Grossprojekten (Andasol I - III) in Spanien Erfahrungen sammelt.
"Wir verfolgen einen großen Plan", erklärte Torsten Jeworrek, Vorstandsmitglied der Münchener Rück. Der Rückversicherer ist federführend bei Desertec. Man werde alles tun, um das Vorhaben Wirklichkeit werden zu lassen. Desertec soll demnach die Stromgewinnung revolutionieren: Bis 2050 sollen 15 Prozent des europäischen Energiebedarfs umweltfreundlich mit Hilfe gigantischer Solaranlagen in der afrikanischen Wüste gedeckt werden.
Ziel der Initiative ist es, in Wüstenregionen künftig Strom in solarthermischen Kraftwerken zu produzieren. Die Energie soll über Gleichstrom-Hochspannungsnetze nach Europa transportiert werden. Unklar ist allerdings noch, wo genau Anlagen gebaut werden können. Die Erzeugerländer sollen aber auf jeden Fall einen erheblichen Teil ihres Strombedarfs aus den neuen Kraftwerken decken können. Auch die Frage der Finanzierung des auf 400 Milliarden Euro geschätzten Projekts ist noch unklar. Hauptinitiator des Projekts ist die größte Rückversicherungsgesellschaft der Welt, die Münchener Rück. Außerdem beteiligen sich unter anderem die Energiekonzerne RWE und E.on sowie Siemens und die Deutsche Bank. Hinzu kommen Firmen wie der Schweizer Industriekonzern ABB oder die spanische Ökoenergie-Firma Abengoa.
"Das Desertec-Projekt 'Saharastrom für Nordeuropa' ist eine Fata Morgana. Die Initiatoren selbst wissen: Daraus wird nie und nimmer etwas", kommentiert Prof. Dr. Hermann Scheer (Bild), Präsident von EUROSOLAR und Vorsitzender des Weltrats für Erneuerbare Energien die Präsentation der Münchner DESERTEC-Runde. Dabei könnte Desertec wirklich eine gute Idee sein, sagt Scheer. "Wenn es darum ginge, den Sahara-Staaten zu helfen, ihre eigene Energieerzeugung vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen, würde ich den Desertec-Plan uneingeschränkt begrüßen.
Von dem Wüstenstromprojekt darf nach Forderung von Hilfswerken aber nicht nur Europa profitieren. Auch afrikanische Länder müssten etwas davon haben, erklärte die Welthungerhilfe und das katholische Hilfswerk Misereor am Montag. "Die Leute müssen Zugang zum Solarstrom erhalten und von den Einnahmen profitieren", sagte die Misereor-Referentin für Klima und Entwicklung", Anika Schroeder, am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Greenpeace Schweiz begrüsste das Projekt und forderte die Schweizer Energieunternehmen auf, "ebenfalls in solche Initiativen zu investieren statt in klimaschädliche Gas- und Kohlekraftwerke".
Quellen: Solarmedia, Solarserver, SDA, Spiegel Online
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