Das Bundesamt für Energie (BFE) zieht eine positive Bilanz zur Energieforschung im vergangenen Jahr. Der soeben veröffentlichte Bericht zur Energieforschung 2008 enthält einen Überblick über Forschungsaktivitäten und -programme, die vom BFE im vergangenen Jahr mit insgesamt 28 Millionen Frankenunterstützt wurden. Davon gingen allerdings nur deren drei Millionen in Pilot- und Demonstrationsprojekte, und die Photovoltaik – weltweit als Zukunftsbranche erkannt – fristet weiterhin eher ein Stiefmütterchen-Dasein.
Zur Solarenergie hält der Bericht im Einzelnen fest, dass sie im vergangenen Jahr weltweit wie auch in der Schweiz einen weiteren Aufschwung erfuhr. Wobei sich gegen Ende 2008 auch in dieser Spitzentechnologie der Zukunft die Weltwirtschaftskrise bemerkbar gemacht habe. Das Interesse von Forschung und Industrie am Thema sei aber weiterhin gross und die Schweizer Industrie-Aktivitäten hätten sich entsprechend verstärkt. Die hierzulande erstmals gültige kostendeckende Einspeise-Vergütung für Strom aus erneuerbaren Energien führte dazu, dass vor allem anwendungsorientierte Fragestellungen in der Forschung an Bedeutung gewannen. Im Klartext: Auch das Bundesamt für Energie anerkennt, dass die Photovoltaik kurz davor steht, zum Massenmarkt zu werden. Dem allerdings widersprach kürzlich Bundesrat Moritz Leuenberger, als er sich zwar gegenüber den Erneuerbaren aufgeschlossen zeigte, aber ausgerechnet die Photovoltaik, da zu teuer, nur begrenzt als förderungswürdig erachtete.
«Das anhaltende Wachstum des internationalen Photovoltaik-Marktes bildet eine wichtige Grundlage für den weiterhin erfolgenden, deutlichen Ausbau der Photovoltaik-Industriebasis in der Schweiz.» So das Bundesamt wörtlich im Bericht. Die Kompetenz der Schweizer Forschung sei mehr denn je gefragt und führe immer häufiger zu industrieorientierten Projekten. Das Programm Photovoltaik des Bundes fokussiert auf die industrielle Umsetzung und die internationale Wettbewerbsfähigkeit, sowohl für Produkte wie auch für die vorgelagerte Forschung. Insgesamt umfasste es 2008 rund 50 Projekte.
Doch welche Ziele verfolgt die bundgeförderte Forschung überhaupt? Gemäss Bericht sind dies:
• Senkung der Kosten der Solarzellen und –module, wobei als Kostenziel für das Jahr 2011 3 CHF je Watt gelten – gegenüber einem aktuell rund die Hälfte höherem Preis ein ambitioniertes Vorhaben. Der Systempreis je Watt, also nach Montage der Anlage soll dannzumal 5 CHF erreichen.
• Steigerung des Wirkungsgrads der Solarzellen – ohne dass der Bericht konkrete Zahlen nennt. Derzeit bewegt sich dieser für kristalline Siliziumzellen um die 15 Prozent Umwandlung des Sonnenlichts in Strom.
• Senkung des Material- und Energieeinsatzes. Obwohl sich die Rückzahldauer für Solarzellen in den letzten Jahren bereits deutlich verringerte und derzeit je nach Modulart bei einem halben bis drei Jahre liegen dürfte, gibt es hierbei offensichtlich noch Steigerungspotenzial. Allerdings lohnt sich der Einsatz von Photovoltaik aus energetischer Sicht schon längst – entgegen verbreiteten Vorurteilen. Denn Die Module weisen in aller Regel eine sogar viel längere Lebenszeit als die häufig garantierten 20 Jahre aus.
• Vereinfachung der Systemtechnik und erhöhte Verfügbarkeit industrieller Produkte.
Der Bericht des Bundesamts für Energie zeichnet im Übrigen die Bereiche des Photovoltaikprogramms nach. Sie widmen sich in erster Linie den sogenannten Dünnschichtsolarzellen, sodann der Gebäudeintegration von PV-Modulen, der elektrischen Systemtechnik und einer Reihe von weiteren Themen. Übergreifend gilt für alle Bereiche der Imperativ der internationalen Zusammenarbeit – die letztlich auf politischer Ebene in der zwar späten, aber im April dieses Jahres dann doch erfolgten Einsitznahme der Schweiz in der IRENA, der neugegründeten Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien ihren Niederschlag fand. Im technischen Bereich können für das vergangene Jahr klare Forschungserfolge vermeldet werden. So wurde etwa der Wirkungsgrad von Dünnschichtzellen der flexiblen Bauart deutlich erhöht (auf zuletzt über vier Prozent). Parallel dazu konnten auch bei herkömmlichen Zellen zumindest auf Forschungsebene deutliche Steigerungen der Wirkungsgrade erzielt werden. Als bedeutendes Schweizer Privatunternehmen erweist sich in diesem Zusammenhang immer wieder Oerlikon Solar, die mit ihren Fertigungslinien für die Produktion von Dünnschichtzellen unterdessen Produzenten in aller Welt beliefert.
Im Ausblick auf die Zukunft äussert der Bericht schliesslich die Erwartung, dass zahlreiche neue Industrieprojekte trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds realisiert würden. So könnte allein die Produktionskapazität für Dünnschichtmodule – die bislang deutlich hinter jener der kristallinen zurück lag – weltweit schon 2009 5 GWp erreichen. Das entspricht der Produktion des vergangenen Jahres aller Modularten. Also scheint vor allem der Dünnschichttechnologie die Zukunft zu gehören.
Einen politischen Seitenhieb mag sich das Bundesamt nicht verkneifen. Die kostendeckende Einspeisevergütung sei quantitativ zwar eng begrenzt. Dennoch sollte sie zu einer Belebung des Schweizer Photovoltaikmarktes führen und damit die technologische Entwicklung stimulieren. Branchenvertreter halten demgegenüber fest, dass die Begrenzung, auch als Deckelung gebrandmarkt, den PV-Markt hierzulande ernsthaft bedroht. Da hilft vielleicht die Petition, die die Abschaffung dieses Deckels anvisiert.
© Solarmedia - Bericht beim Bundesamt für Energie als pdf-Datei herunter laden
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