Auch Grossstädte können sich zu 100 Prozent mit Erneuerbaren Energien versorgen – und das nicht erst in 30 Jahren, wie es die Stadt Zürich anvisiert. München ist diesbezüglich weit voraus und setzt dabei nicht etwa nur auf Windstrom. Im Mix, der die südostdeutsche Metropole voll mit Erneuerbaren versorgen soll, ist auch ein grosser Teil an solar erzeugter Energie enthalten, wie ein Bericht der Süddeutschen Zeitung hervorhebt.
Die heiße Sonne Andalusiens soll demnach bereits in zwei Jahren 30.000 Münchner Haushalte mit Öko-Strom versorgen. Die Stadtwerke München (SWM) sicherten sich für etwa 180 Millionen Euro knapp die Hälfte der Anteile an einem neuen Solarthermie-Kraftwerk in der Nähe von Granada. Insgesamt wollen die Stadtwerke eine Milliarde Euro investieren, um als erste deutsche Großstadt alle 80.0000 Münchner Privathaushalte mit regenerativ erzeugtem Strom zu versorgen.
Nach Wasser, Wind, Photovoltaik, Geothermie und Biomasse nutzen die Stadtwerke damit erstmals auch die Hitze der Sonne, um sauberen Strom in eigenen Anlagen zu erzeugen. Das solarthermische Kraftwerk Andasol 3 in der südspanischen Provinz Granada fußt auf dem Parabolrinnen-Prinzip. Dabei bündeln rinnenförmige Spiegel, die dem Lauf der Sonne folgen, die einfallenden Strahlen so stark, dass eine in der Brennlinie zirkulierende Flüssigkeit auf bis zu 400 Grad Celsius erhitzt wird. Dieses siedendheiße Ölgemisch verwandelt danach Wasser in Dampf, der eine Turbine mit Stromgenerator antreibt. Die gleiche Technologie soll auch beim grossen Wüsten-Solar-Kraftwerk Desertec zur Anwendung gelangen.
Das dritte Andasol-Kraftwerk (Nummer 1 ging schon im Dezember ans Netz) schafft das Kunststück, die Turbinen auch nachts anzutreiben. Wenn über der Hochebene von Guadix (1000 Meter über dem Meer) die Nacht anbricht, kommen die Flüssigsalzspeicher zum Einsatz, die tagsüber auf bis zu 390 Grad Celsius erhitzt wurden, so dass sie die Turbine ohne Hilfe der Sonne fast acht Stunden lang mit Dampf antreiben können. Insgesamt werden die drei Andasol-Kraftwerke, jedes so groß wie 70 Fußballfelder, etwa eine halbe Million Menschen mit Strom versorgen. Diese Technologie feiert nun mit den Andasol-Kraftwerk in Europa Premiere, und zwar auf Initiative der Solar Millennium AG aus Erlangen hin. Für das Kraftwerk Andasol 3 haben die Erlanger Solar-Unternehmer nicht nur die Stadtwerke als Partner gewonnen (48,9 Prozent), sondern auch die RWE Innogy, Rhein-Energie und die MAN Ferrostaal, deren Hauptinvestor aus Abu Dhabi kommt.
Die Kosten pro Kilowattstunde sind um bis zu 40 Prozent geringer als bei der Photovoltaik, bei der auch die Stromausbeute deutlich schlechter ausfällt. Aus Lauingen an der Donau zum Beispiel, wo die Stadtwerke mit der Gehrlicher Solar AG einen Solarpark mit Dünnschicht-Modulen betreiben, fließt nur Strom für 4000 Haushalte nach München.
Mit einem Projekt, das fast am anderen Ende Europas entsteht, setzen die Stadtwerke ihre Öko-Offensive fort. Sie haben sich an dem Windpark Global Tech I in der Nordsee beteiligt, der 2013 stehen soll. Der Stadtwerke-Anteil sichert Öko-Strom für 140.000 Münchner Haushalte. Ziel der Stadtwerke ist es, alle Münchner Privathaushalte mit ökologisch erzeugtem Strom aus eigenen Anlagen zu versorgen - als erste deutsche Großstadt.
© Solarmedia; Quelle: Süddeutsche Zeitung vom 10.7.09
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