Freitag, 7. November 2014

Grosserfolg für CH-Architektur

Mit dem Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik würdigt der Solarenergieförderverein Bayern e. V. (SeV) herausragende Beiträge der Planung und Gestaltung gebäudeintegrierter Solaranlagen und macht die Öffentlichkeit auf beispielhafte Lösungen in qualitativ anspruchsvoller Architektur aufmerksam. Mehrere Schweizer Projekte - allen voran die Umweltarena Spreitenbach - befinden sich unter den Gewinnern.
 
Der seit 2000 nun bereits zum sechsten Mal ausgelobte Wettbewerb zeigt durch die Anzahl der Teilnehmer und die Qualität der Projekte die Aktualität des Themas, welches wegen der wirtschaftlichen Probleme der Solarbranche etwas aus dem Blickfeld der Bauaufgaben zu geraten droht. 151 Einreichungen aus 21 Ländern sind gegenüber 2011 eine Steigerung von über 60 Prozent. Zur Beurteilung wurden 137 Projekte, die die Wettbewerbskriterien erfüllten, zugelassen. Betrachtet man die Einreichungen näher ist festzustellen, dass knapp die Hälfte (rd. 47 Prozent) aus Deutschland und insgesamt über zwei Drittel der Bauten aus dem deutschsprachigen Raum kommen.


Innerhalb der Projekte nimmt weiterhin der Wohnungsbau mit mehr als 35 Prozent den größten Anteil ein, davon knapp drei Viertel Ein-/Zweifamilienhäuser; allerdings zeigt sich gegenüber 2011 (54 Prozent) eine deutliche Zunahme an Projekten im Bereich des Nichtwohnungsbaus. Die anderen Gebäudetypen verteilen sich weitgehend auf Industrie-/Gewerbe (15 Prozent), Verwaltungs- (11 Prozent) und kommunale Bauten (10 Prozent) sowie Schulen/Kindergärten (8 Prozent). Dabei sind die überwiegende Zahl der Einreichungen Neubauten, auch wenn die Sanierungsbeispiele zeigen, dass eine Integration der Solartechnik auch in bestehende Dächer und Fassaden erfolgreich möglich ist.


Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2014 (15.000 EUR) Spreitenbach (CH), Umweltarena (2012)

Architekten: René Schmid Architekten, Zürich


Um das Thema der gebäudeintegrierten Solartechnik in noch viel stärkerem Maße in der gebauten Umwelt zu verankern sind neue gestalterische Lösungen in Kombination mit avancierten Energiekonzepten von zentraler Bedeutung, als beispielgebende Multiplikatoren gleichermaßen für Architekten und Bauherren. Beides spiegelt sich beim Projekt der Umweltarena in Spreitenbach. Die Architekten nehmen bei der Dachgestaltung Bezug auf aktuelle Strömungen und entwerfen eine prismenartige Form mit vielen unterschiedlich geneigten und exponierten Teilflächen. Hierbei gelingt bei dem südöstlich/nordwestlich orientierten Gebäude auch eine effektive Aktivierung der nach Norden ausgerichteten PV-Zellen, sodass insgesamt etwa 5.400 m2 monokristalline Glas-Glas-Module eine installierte Gesamtleistung von 750 kW erreichen. Der damit erreichbare Energieeintrag ist doppelt so groß wie der Eigenbedarf und entspricht dem durchschnittlichen Energieverbrauch von 120 Haushalten.

Die Architekten sprechen von einem „futuristischen Solarkleid“, dessen konstruktive und formale Ausführung eine gleichermaßen in Fern- und Nahsicht überzeugende Lösung darstellt. Es zeigt sich, dass geometrisch vielschichtige Gestaltung auch mit gängiger Photovoltaiktechnik elegant zu realisieren ist. Mit dem Gebäudekonzept, das als Ausstellungs- und Eventforum u. a. die Themen „Erneuerbare Energien“, „Bauen und Modernisieren“, „Energie und Mobilität“ aufgreift, gelingt auch eine wirksame Vermittlung von gebäudeintegrierter Solartechnik in die breitere Öffentlichkeit. 


Lausanne, SwissTech Convention Centre (2012)
Architekten: Richter Dahl Rocha & Associés Architectes, Lausanne



Das SwissTech Convention Centre auf dem Campus der École polytechnique fédérale de Lausanne dominiert ein kristallines, weitauskragendes Metalldach. Unter diesem Schirm wird eine farbig schimmernde Glasfassade sichtbar. In dem Projekt werden die gestalterischen Möglichkeiten von Grätzel-Zellen weltweit erstmals in dieser Größendimension zum Einsatz gebracht. Häufig sind bei großflächigen Glasfassaden die Gestaltungparameter reduziert, was zu monotonen, glatt spiegelnden Flächen führen kann. Die Architekten Richter Dahl Rocha wählen bei dem SwissTech Convention Centre einen anderen Ansatz. In der Westfassade sind auf 300 m2 in schmalen Streifen Glas-Glas-Module mit Farbstoffzellen in unterschiedlichen Gelb-, Grün- und Rottönen geschoßhoch vor der Glasfassade angeordnet. Diese fungieren nicht nur als Sonnenschutz, sondern erzeugen im Foyer auch reizvolle Lichtstimmungen. Diese Zelltechnologie eröffnet in Verbindung mit einer lichten filigranen Struktur neue Gestaltungsmöglichkeiten auch wenn die Wirkungsgrade noch deutlich unter denen der Siliziumzellen liegen.

Glattfelden (CH), Einfamilienhaus (2013)
Architekten: Mirlo Urbano Architekten, Zürich


Das Einfamilienhaus Glattfelden fällt durch die klar gegliederte Holzfassade und das leicht abgeknickte Energiedach als selbstbewusster Neubau auf. Dessen Dachform nimmt jedoch Bezug auf die lokalen Satteldächer und nutzt die unterschiedlichen Neigungen für eine optimierte Exposition der PV-Module und Solarkollektoren. Dem Architekten gelingt mit dem marktgängigen Montagesystem eine äußerst elegante Kombination von Solarthermie und Photovoltaik sowie zwei Dachfenstern. Edelstahl-Solarabsorber und Glasabdeckungen sind in den Bauhöhen aufeinander abgestimmt und durch die geschuppte Anordnung wird die Fläche zusätzlich leicht strukturiert. In diesem schlüssigen Ansatz erscheint einzig der umlaufende Rand der verzinkten Blechabdeckung etwas stark kontrastierend.


Heiden (CH), Katholische Kirche (1963/2012)
Architekten: Alex Buob Dipl. Architekt HBK/SIA, Heiden (CH)


Immer noch werden seitens Denkmalpflegern und Heimatschützern Solarthermie und Photovoltaik oftmals als störende Elemente im ländlichen Raum gesehen. Dass dies nicht zwangsläufig so sein muss, zeigt die Außensanierung der 1963 erbauten katholischen Kirche in Heiden. Hier eröffnete sich die Chance für ein wichtiges Werk des Architekten Walter Moser eine zeitgemäße Weiterentwicklung zu suchen. In Abstimmung mit den Denkmalpflegebehörden gelang es trotz komplexer geometrischer Dachform ein vollflächiges PV-Dach mit rahmenlosen monokristallinen Modulen zu realisieren. Die leicht nach Osten geneigte Dachfläche zeigt eine Aufteilung in drei Teilflächen, die nicht zuletzt durch die sorgfältige Ausbildung der Ränder mit Kupferblech zu einer ästhetisch stimmigen Verbindung von ‚Kulturdenkmal’ und Solartechnik führt.


Download 1:  Ergebnisse des Wettbewerbs  [1345 kB]

Quelle: Solarenergieförderverein Bayern  / Bilder: Guntram Rehsche

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1 Kommentar:

  1. So schön! Bravoooo! Das lässt grosse Hoffnungen aufkommen!!! Regula Baggenstos

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