Mit dem Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik
würdigt der Solarenergieförderverein Bayern e. V. (SeV) herausragende
Beiträge der Planung und Gestaltung gebäudeintegrierter Solaranlagen und
macht die Öffentlichkeit auf beispielhafte Lösungen in
qualitativ anspruchsvoller Architektur aufmerksam. Mehrere Schweizer Projekte - allen voran die Umweltarena Spreitenbach - befinden sich unter den Gewinnern.
Der seit 2000 nun bereits zum sechsten Mal ausgelobte
Wettbewerb zeigt durch die Anzahl der Teilnehmer und die Qualität der
Projekte die Aktualität des Themas, welches wegen der wirtschaftlichen
Probleme der Solarbranche etwas aus dem Blickfeld
der Bauaufgaben zu geraten droht. 151 Einreichungen aus 21 Ländern sind gegenüber 2011
eine Steigerung von über 60 Prozent. Zur Beurteilung wurden 137
Projekte, die die Wettbewerbskriterien erfüllten, zugelassen. Betrachtet
man die Einreichungen näher ist
festzustellen, dass knapp die Hälfte (rd. 47 Prozent)
aus Deutschland und insgesamt über zwei Drittel der Bauten aus dem
deutschsprachigen Raum kommen.
Innerhalb der Projekte nimmt weiterhin der
Wohnungsbau mit mehr als 35 Prozent den größten Anteil ein, davon knapp
drei Viertel Ein-/Zweifamilienhäuser; allerdings zeigt sich gegenüber
2011 (54 Prozent) eine deutliche Zunahme an
Projekten im Bereich des Nichtwohnungsbaus. Die
anderen Gebäudetypen verteilen sich weitgehend auf Industrie-/Gewerbe
(15 Prozent), Verwaltungs- (11 Prozent) und kommunale Bauten (10
Prozent) sowie Schulen/Kindergärten (8 Prozent). Dabei sind
die überwiegende Zahl der Einreichungen Neubauten,
auch wenn die Sanierungsbeispiele zeigen, dass eine Integration der
Solartechnik auch in bestehende Dächer und Fassaden erfolgreich möglich
ist.
Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2014 (15.000 EUR)
Spreitenbach (CH), Umweltarena (2012)
Architekten: René Schmid Architekten, Zürich
Um das Thema der gebäudeintegrierten Solartechnik in
noch viel stärkerem Maße in der gebauten Umwelt zu verankern sind neue
gestalterische Lösungen in Kombination mit avancierten Energiekonzepten
von zentraler Bedeutung, als
beispielgebende Multiplikatoren gleichermaßen für
Architekten und Bauherren. Beides spiegelt sich beim Projekt der
Umweltarena in Spreitenbach. Die Architekten nehmen bei der
Dachgestaltung Bezug auf aktuelle Strömungen und entwerfen eine
prismenartige Form mit vielen unterschiedlich
geneigten und exponierten Teilflächen. Hierbei gelingt bei dem
südöstlich/nordwestlich orientierten Gebäude auch eine effektive
Aktivierung der nach Norden ausgerichteten PV-Zellen, sodass
insgesamt etwa 5.400 m2 monokristalline
Glas-Glas-Module eine installierte Gesamtleistung von 750 kW erreichen.
Der damit erreichbare Energieeintrag ist doppelt so groß wie der
Eigenbedarf und entspricht dem durchschnittlichen Energieverbrauch von
120 Haushalten.
Die Architekten sprechen von einem „futuristischen
Solarkleid“, dessen konstruktive und formale Ausführung eine
gleichermaßen in Fern- und Nahsicht überzeugende Lösung darstellt. Es
zeigt sich, dass geometrisch
vielschichtige Gestaltung auch mit gängiger
Photovoltaiktechnik elegant zu realisieren ist. Mit dem Gebäudekonzept,
das als Ausstellungs- und Eventforum u. a. die Themen „Erneuerbare
Energien“, „Bauen und Modernisieren“,
„Energie und Mobilität“ aufgreift, gelingt auch eine
wirksame Vermittlung von gebäudeintegrierter Solartechnik in die
breitere Öffentlichkeit.
Lausanne, SwissTech Convention Centre (2012)
Architekten: Richter Dahl Rocha & Associés Architectes, Lausanne
Das SwissTech Convention Centre auf dem Campus der
École polytechnique fédérale de Lausanne dominiert ein kristallines,
weitauskragendes Metalldach. Unter diesem Schirm wird eine farbig
schimmernde Glasfassade sichtbar. In dem Projekt
werden die gestalterischen Möglichkeiten von
Grätzel-Zellen weltweit erstmals in dieser Größendimension zum Einsatz
gebracht. Häufig sind bei großflächigen Glasfassaden die
Gestaltungparameter reduziert, was zu
monotonen, glatt spiegelnden Flächen führen kann.
Die Architekten Richter Dahl Rocha wählen bei dem SwissTech Convention
Centre einen anderen Ansatz. In der Westfassade sind auf 300 m2 in
schmalen Streifen Glas-Glas-Module mit
Farbstoffzellen in unterschiedlichen Gelb-, Grün-
und Rottönen geschoßhoch vor der Glasfassade angeordnet. Diese fungieren
nicht nur als Sonnenschutz, sondern erzeugen im Foyer auch reizvolle
Lichtstimmungen. Diese Zelltechnologie
eröffnet in Verbindung mit einer lichten
filigranen Struktur neue Gestaltungsmöglichkeiten auch wenn die
Wirkungsgrade noch deutlich unter denen der Siliziumzellen liegen.
Glattfelden (CH), Einfamilienhaus (2013)
Architekten: Mirlo Urbano Architekten, Zürich
Das Einfamilienhaus Glattfelden fällt durch die
klar gegliederte Holzfassade und das leicht abgeknickte Energiedach als
selbstbewusster Neubau auf. Dessen Dachform nimmt jedoch Bezug auf die
lokalen Satteldächer und nutzt die unterschiedlichen
Neigungen für eine optimierte Exposition der
PV-Module und Solarkollektoren. Dem Architekten gelingt mit dem
marktgängigen Montagesystem eine äußerst elegante Kombination von
Solarthermie und Photovoltaik sowie zwei Dachfenstern.
Edelstahl-Solarabsorber und Glasabdeckungen sind
in den Bauhöhen aufeinander abgestimmt und durch die geschuppte
Anordnung wird die Fläche zusätzlich leicht strukturiert. In diesem
schlüssigen Ansatz erscheint einzig der umlaufende
Rand der verzinkten Blechabdeckung etwas stark
kontrastierend.
Heiden (CH), Katholische Kirche (1963/2012)
Architekten: Alex Buob Dipl. Architekt HBK/SIA, Heiden (CH)
Immer noch werden seitens Denkmalpflegern und
Heimatschützern Solarthermie und Photovoltaik oftmals als störende
Elemente im ländlichen Raum gesehen. Dass dies nicht zwangsläufig so
sein muss, zeigt die Außensanierung der 1963
erbauten katholischen Kirche in Heiden. Hier
eröffnete sich die Chance für ein wichtiges Werk des Architekten Walter
Moser eine zeitgemäße Weiterentwicklung zu suchen. In Abstimmung mit den
Denkmalpflegebehörden gelang es trotz
komplexer geometrischer Dachform ein vollflächiges
PV-Dach mit rahmenlosen monokristallinen Modulen zu realisieren. Die
leicht nach Osten geneigte Dachfläche zeigt eine Aufteilung in drei
Teilflächen, die nicht zuletzt durch die
sorgfältige Ausbildung der Ränder mit Kupferblech
zu einer ästhetisch stimmigen Verbindung von ‚Kulturdenkmal’ und
Solartechnik führt.
Download 1: Ergebnisse des Wettbewerbs [1345 kB]
Quelle: Solarenergieförderverein Bayern / Bilder: Guntram Rehsche
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