Seither sind 25 Jahre vergangen und die Berner
Fachhochschule lud zu diesem Jubiläum in das Städtchen am Eingang des
Emmentals. Viele Technik-Studenten haben dort ihre Studien absolviert – und
sind teils hängen geblieben oder auch wieder zurück gekommen. Zurück gekommen
ist auch jene Idee, die als Burgdorfer Modell Weltgeltung errang – und
zweifellos den Siegeszug der auch Photovoltaik (PV) geheissenen Produktion von
Solarstrom begründete.
David Stickelberger,
Swissolar-Geschäftsleiter des unterdessen etablierten Fachverbands
der Solarbranche (für Wärme- und Stromerzeugung) zeigte auf, dass die Idee
einer finanziellen Umlage vom Verbrauch herkömmlichen Stroms (aus Wasserkraft,
Kohle, Gas oder Atomkraft) auf die Produktion der neuen Erneuerbaren Energien
unterdessen in rund 90 Staaten Fuss gefasst hat. Und
praktisch überall wurde das gesteckte Ziel auch erreicht: eine massgebliche
Ausdehnung der Produktion der Erneuerbaren Energie. Zuletzt ersichtlich am
Beispiel Grossbritannien (das ist doch diese nebelverhangene Insel...). Nachdem
dort ein Quotensystem mit Vorgaben für die Energieerzeuger scheiterte,
ist die nun ergänzend eingeführte Einspeisevergütung – eben das Burgdorfer Modell
– derart erfolgreich, dass GB im laufenden Jahr europäischer Spitzenreiter im Zubau von
Solarenergie sein wird (mit rund drei Gigawatt neuer Kapazität).
Dem Burgdorfer Modell wurde nach Erfolg in der Heimatstadt schweizweit das wohl bekannte Schicksal des Propheten im eigenen Land zuteil.
Es konnte sich über die Berner Gemeinde hinaus kaum verbreiten, Basel-Stadt
etwa machte ähnliche Schritte und in der Stadt Zürich wurde mit der
Solarstrombörse ein anderes Fördermodell eingeführt. Aber sonst Ödnis im Lande
Schweiz, negativ gekrönt mit dem Scheitern der Energievorlagen im Jahr 2000
(Solarrappen) – von welchem sich gemäss Thomas Nordmann, einem der Pioniere der
Solarszene, das Land bis heute nicht ganz erholt hat. Schliesslich dauerte es
bis 2009, als die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) auch hierzulande
eingeführt wurde. Da waren viele Länder in der Solarförderung längst an der
Schweiz vorbeigezogen – die gerade bei der Förderung der Photovoltaik nur
zögerlich mitziehen mochte. Der viel gescholtene Förder-Deckel hat ja dazu
geführt, dass unterdessen rund 30'000 PV-Projekte auf die KEV warten.
Immerhin: Unterdessen gibt es für kleinere Anlagen ja die
Einmal-Investitions-Vergütung (EIV), von der sich Frank Rutschmann vom
Bundesamt für Energie (BfE) einen zügigen Abbau der Warteliste erhofft. Und
auch immerhin: Unterdessen ist der jährliche Zubau von Photovoltaik mit über
300 Megawatt-Leistung auf einem Niveau angelangt, das nach kräftiger Zügelung
derzeit auch in Deutschland vorherrscht (rund 3 Gigawatt bei einer zehnmal
grösseren Bevölkerung). Aber wegen des zwischenzeitlich gigantischen Zubaus im
nördlichen Nachbarland trägt Solarstrom dort über sechs Prozent der
Gesamtversorgung – in der Schweiz ist es gerade mal ein einziges.
Und noch ein immerhin: Unterdessen gibt es sogar mehrere
Elektrizitäts-Versorgungs-Unternehmen (EVU), die als wenige unter den
schweizweit rund 700 eigene Solarprojekte vorantreiben. An der Burgdorfer
Jubiläums-Veranstaltung zeigte das Beispiel der Elektra Jegenstorf
Genossenschaft, dass auch ein mittelgrosses EVU erfolgreich dezentrale
Solarprojekte fördern kann. Ebenso stark fördernd wirkt die Migros Genossenschaft
Aare. Sie hat 20 Millionen für den solaren Ausbau bereit gestellt
und wird in den kommenden rund fünf Jahren Solarkraftwerke auf den Dächern der
eigenen Migros-Immobilien mit einer Leistung von rund zehn Megawatt erstellen.
Und sie wird keine Umlagegelder für diese Projekte beanspruchen – denn weil
der Strom seitens der Migros vorwiegend tags gebraucht wird, macht der so
genannte Eigenverbrauch und die kostengünstige Erstellung der Grossanlagen das
ganze wirtschaftlich zum Erfolg.
Und man hat lange darauf gewartet, dass einer aus der viel
gelobten Kaste der Schweizer Spitzenmanager sich stark für die Erneuerbaren
Energien engagiert. In der Form des Burgdorfer Medizinaltechnik-Unternehmers
Willi Michel ist nun endlich jener Milliardär gefunden, der eigenes Geld in die
Solartechnologie steckt – und sich auch noch öffentlich dazu bekennt. In
Burgdorf berichtete er von der von ihm präsidierten neuen Burgdorfer Solarstadt
AG, die (auch mit fremden Geldern) auf den Gewerbe- und Industrieliegenschaften
der Region nun in grossem Stil PV-Anlagen zu errichten gedenkt.
Da musste sich der Organisator der Burgdorfer Tagung,
Fachhochschulprofessor Urs Muntwyler, wohl ein bisschen wie an einer (späten)
Weihnacht vorkommen. Denn endlich nimmt die solare Energierevolution auch
hierzulande ganz praktisch Fahrt auf. Und da mag das eidgenössische Parlament in
den kommenden Tagen wortreich um die Energiewende ringen – und muss das gemäss
Swissolar-Präsident Roger Nordmann auch vehement tun – aber plötzlich scheint
hierzulande die Realität die Politik und viele Worte zu überholen.
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