Montag, 14. Oktober 2013

Schweizer Solarpreis 2013

Am Montag wurden in Genf zwölf Schweizer Solarpreise für Persönlichkeiten, Institutionen, Neubauten, Sanierungen und Solaranlagen vergeben. Hinzu kommen zwei Norman Foster Solar Awards und zwei Solarpreise für PlusEnergieBauten (PEB) sowie zehn PEB-Diplome und zwei Schweizer Solar- preis-Diplome für Energieanlagen. Lord Norman Foster und weitere Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft verliehen die weltweit einzigartigen Preise für PlusEnergieBauten.  

Energiewende 2050: Innovative Unternehmer/innen, Solarpreispartner/innen und Solarpreisträger/ innen bauten 2012/2013 Wohn- und Geschäfts-PlusEnergieBauten (PEB), welche eine Energieversorgung von 100% bis über 400% aufweisen. Damit zeigt die innovative Gebäudebranche heute schon, wie der Ausstieg aus der Atomenergie problemlos umgesetzt werden kann: PEB brauchen kein zusätzliches Kulturland und können mit Abstand den grössten Energiebeitrag für die Energiewende und den AKW- Ausstieg leisten. Statt jährlich über zehn Milliarden Franken für Erdöl- und Gasimporte ins Ausland zu überweisen, kann die Schweiz einen grossen Teil davon in das einheimische Gebäudetechnologiegewerbe investieren und Tausende von Arbeitsplätzen schaffen.  Eine Übersicht über die GewinnerInnen des diesjährigen Solarpreises:


 Werner Setz, Setz Architektur, 5102 Rupperswil/AG: Der innovative Architekt Werner Setz aus Rupperswil/AG (im Bild mit Bundesräting Widmer-Schlumpf bei früherer Preisverleihung) setzt sich seit dem Jahr 2000 mit seinem Planungsteam für eine energieeffiziente Solararchitektur ein. Von seinem vorbildlichen Einsatz zeugen zahlreiche Pionier-Gebäude - darunter 8 PlusEnergieBauten (PEB) und 22 Minergie-P-Gebäude, mit denen er 6 Solarpreisauszeichnungen gewann. Mit seinen PEB und seiner Öffentlichkeitsarbeit hat Werner Setz im letzten Jahrzehnt für eine energieeffiziente Bauweise im Kanton Aargau gesorgt und landesweit Erhebliches für die Solarenergie geleistet. Nach einer Solarpreisauszeichnung stiegen die positiven Medienberichte über die innovativen „Setz-Solarbauten“ jeweils um das 20- bis 100-fache. Sein Einsatz ist konsequent und wegweisend für die Solararchitektur in der Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus.

Urs Wolfer, Bundesamt für Energie, 3003 Bern/BE
Neben seinem privaten Engagement hat sich Urs Wolfer im Bundesamt für Energie (BFE) während mehr als 20 Jahren für verschiedene Belange der Solarenergie eingesetzt. Zuerst im Rahmen des nationalen Programms Energie 2000 im Bereich der Solarmobile, bald aber mit Schwerpunkt Solarthermie und später auch Photovoltaik. Als Bereichsleiter Solarenergie stellte Urs Wolfer für Forschung und Entwicklung, Pilot- und Demonstrationsprojekte sowie in der Umsetzung wichtige Weichen, immer mit dem Gesamtblick auf eine umfassende Energiestrategie. Auch später bei der Umsetzung der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) war es Urs Wolfer immer ein grosses Anliegen, die Nutzung der Solarenergie durch einfache administrative Abläufe zu ermöglichen und die Kontinuität der Förderprogramme nachhaltig zu gewährleisten.

Ville de Neuchâtel, 2000 Neuchâtel/BE
Die Stadt Neuchâtel bemüht sich seit Jahrzehnten um eine effiziente Energieversorgung, verschärfte das Baugesetz, senkt den Bedarf an thermischer und elektrischer Energie und fördert die erneuerbaren Energien. Mit Erlass des „Rapport du Conseil communal pour les installations solaires photovoltaïques privées sur le territoire communal“ vom
11. Januar 2012 zeigt die Stadt Neuchâtel auf, wo die Energiewende ansetzen muss: Sanierung der Gebäude auf kommunaler Ebene. Sie fördert mit einer kommunalen KEV auch private Solaranlagen mit 1‘500 CHF pro kWp installierte Leistung. Dafür äufnete die Stadt Neuchâtel einen Fonds von 1 Mio. Franken. 


Solargemeinde Altbüron, 6147 Altbüron/LU: Die Gemeinde Altbüron fördert intensiv Photovoltaik-Anlagen (PV), den Wärmeverbund und den Einsatz von erneuerbaren Energien. Seit Mai 2013 sind alle gemeindeeigenen Gebäude mit einer PV-Anlage ausgestattet. Die installierte Leistung aller PV-Anlagen gehört mit 1‘540 kWp oder 1‘620 Wp pro Einwohner/in (der CH-Durchschnitt liegt bei 50 Wp/Person) zu den höchsten in der Schweiz und Europa. Pro Einwohner/in ergeben sich in Altbüron 10.8 m2 im Vergleich zu 38 cm2 im Schweizer Durchschnitt. 32% des gesamten Strombedarfs der Gemeinde Altbüron wird mittels Solarstrom gedeckt. – Ein Solarstrom-Rekord, der in der Schweiz seinesgleichen sucht. Die PV-Euphorie in Altbüron ist ansteckend. Sie ist wegweisend für die Energiewende auf kommunaler Ebene und spornt weitere Gemeinden im Kanton Luzern und darüber hinaus an. 

GEBÄUDE: NEUBAU 


106%-PlusEnergie-Ersatzneubau, 9030 Abtwil/ SG 
Das Sechsfamilienhaus in Abtwil ist das erste Minergie-P-ECO Mehrfamilienhaus (MFH) der Ostschweiz. Mit 33.6 kWp ganzflächig integrierten monokristallinen Photovoltaikzellen nutzt es die gesamte Süd- und Südostseite des Daches. Zusammen mit diesen 30‘290 kWh/a Solarstrom und den 32.4 m Flachkollektoren, die 6‘750 kWh/a Wärmeenergie erzeugen, generiert das Sechsfamilienhaus 37‘000 kWh pro Jahr. Damit deckt das Gebäude in einem Durchschnittsjahr rund 106% des Gesamtenergiebedarfs von 33‘640 kWh/a und wird zum PlusEnergie-Mehrfamilienhaus.

Solare Dreifachturnhalle BS Visp, 3930 Visp/VS 
Das Projekt umfasst den Bau einer Turnhalle, deren Wärmedämmung den Mindeststandard übertrifft. Die 145 kWp-Photovoltaikanlage erzeugt zusammen mit einer thermischen Solaranlage 153‘400 kWh/a und deckt damit 45% des Gesamtenergiebedarfs von 338‘800 kWh/a. Die PV-Module wurden von der Firma Tritec clever in die drei um 15° Grad geneigten Dachreiter integriert und fügen sich harmonisch in die Gebäudehülle ein. Der Standort ist von Bergen umgeben und der südwestliche Dachflügel wird ab dem späteren Nachmittag (16 Uhr) von Bäumen beschattet. Dennoch liefert die Anlage fast die Hälfte des Gesamtenergiebedarfs.

Solare Wohn- und Geschäftsbauten, 8008 Zürich/ZH
Die beiden Minergie-P-Wohn- und Geschäftsbauten in Zürich weisen eine Energiebezugsfläche von 4‘420 m2 auf und umfassen in beiden Gebäuden 15 Wohnungen und 6 Büros. Die 95 m2 thermischen Solarkollektoren sind in die eine Südwestfassade integriert und weitere 20 m2 auf den Flachdächern zusammen mit 41 kWp PV-Modulen. Die monokristallinen PV-Anlagen erzeugen 32‘630 kWh/a. Zusammen mit den 31‘210 kWh/a thermischer Solarenergie generieren die Anlagen einen Solarenergieertrag von jährlich 63‘840 kWh. Bei einem Energiebedarf von 205‘500 kWh/a ergibt sich eine Eigenenergieversorgung von 31%. Die Luft der Lüftungsanlage wird durch drei Erdsonden vorgewärmt oder vorgekühlt. Eine Pellets-Feuerung, die zwischen 17 kW und 60 kW modulierbar ist, sorgt für die Wärmeerzeugung.  


GEBÄUDE: SANIERUNG  

MFH-Sanierung Wogeno Aargau, 5000 Aarau/AG: Das gut 900 m2 grosse, energetisch sanierte Mehrfamilienhaus (MFH) aus den 1950er Jahren umfasst acht Wohnungen. Die Erneuerung zeichnet sich durch einen sorgfältigen Umgang mit dem durchgehend bewohnten Gebäudebestand aus. Die Gebäudehülle wurde gedämmt und mit einer vorbildlich dachintegrierten Photovoltaikanlage ausgestattet, die auch noch eine Erdsonden-Wärmepumpe versorgt. Durch diese Massnahmen konnte der Energiebedarf von jährlich 218‘333 kWh um beinahe 80% auf 46‘600 kWh/a gesenkt werden. Die 283 m2 grosse, dach-, seiten- und firstbündig integrierte 42.2 kWp PV-Anlage erzeugt mit monokristallinen Solarzellen 36‘500 kWh/a. Damit deckt sie 78% des Gesamtenergiebedarfs. 

EFH-Sanierung Weibel, 8810 Horgen/ZH
Mit der energetischen Sanierung konnte die Familie Weibel den Energiebedarf des 1950 errichteten Einfamilienhauses von jährlich 36‘230 kWh um 86% auf 5‘040 kWh senken. Thomas und Ursula Weibel isolierten das Haus und installierten gleichzeitig eine 6.15 kWp-PV-Anlage. Sie erzeugt jährlich 5‘430 kWh und deckt den Gesamtenergiebedarf von 5‘040 kWh/a zu knapp 108%. Mit diesem Solarstrom wird auch die Wärmepumpe emissionsfrei betrieben. Die 37.5 m2 monokristallinen, nicht ganzflächig integrierten Photovoltaikmodule erbringen 145 kWh pro Quadratmeter und Jahr. Die Renovierung führt zu einer Reduktion von rund 19.6 Tonnen CO pro Jahr. 


GEWINNER: NORMAN FOSTER SOLAR AWARD 2013 FÜR PLUSENERGIEBAUTEN 

107%-PEB-Sanierung Viridén, 8590 Romanshorn/TG
Das Büro Viridén+Partner setzt das im neuen Raumplanungsgesetz (RPG) geforderte “verdichtete Bauen“ auch im Stadtzentrum von Romanshorn beispielhaft um. Das 1962 erbaute Mehrfamilienhaus (MFH) mit 3 Läden erweiterte Viridén von 6 auf 22 vorbildlich sanierte Wohnungen zu sozialverträglichen Mietzinsen. Der bisherige Energiekonsum sank dank Minergie-P-Gebäudehülle von 296‘120 kWh/a um mehr als 70% auf 84‘100 kWh/a. Die 53 kWp grosse, monokristalline PV-Anlage ist optimal in die Fassaden und Balkone des MFH integriert. Eine weitere PV-Anlage mit 26.3 kWp ist auf dem Dach neben den 69 m2 Sonnenkollektoren montiert. Zusammen generieren die Solaranlagen gut 89‘700 kWh/a. In einem Durchschnittsjahr weist dieser Vorzeige-PlusEnergieBau (PEB) mit 56% mehr Wohnraum eine Eigenenergieversorgung (EEV) von 107% auf. Genug, um drei Elektroautos emissionsfrei zu betreiben.

187%-PEB-MFH-Sanierung Rudolf, 3600 Thun/BE

Das 1947 erstellte Mehrfamilienhaus (MFH) in Thun wurde beispielhaft zum PlusEnergieBau (PEB) saniert. Der bisherige Energiebedarf von 78‘200 kWh/a wurde dank guter Wärmedämmung auf 20‘550 kWh/a gesenkt. Die 224 m2 vorbildlich ganzflächig dachintegrierten, monokristallinen Zellen erzeugen mit 34.6 kWp 33‘860 kWh/a oder 165% des Eigenenergiebedarfs. Zusätzlich produzieren die im Balkongeländer schön integrierten 8.6 m2 Vakuumröhrenkollektoren knapp 80% des Warmwasserbedarfs. Insgesamt erbringen die Solarsysteme 87% mehr Energie, als das um 38% vergrösserte Haus benötigt. Für den Notfall verfügt jede Wohnung über eine kleine Holzstückheizung von 6 kW, die bisher kaum zum Einsatz kam. Architektonisch und ästhetisch fügt sich das PEB-MFH bestens ins Quartier ein und wertet es auf.

GEWINNER: PLUSENERGIEBAU® SOLARPREIS 2013 


454%-PEB Sägewerke Christen AG, 6156 Luthern/LU: Die Sägewerke Christen AG realisierte landesweit das erste energieautarke Sägewerk. Dabei setzte der Eigentümer Bruno Christen auf ein neuartiges Montagesystem für eine optimal ganzflächig integrierte PV-Anlage mit Wasserführung ohne Unterdach. Die insgesamt 6‘000 m2 grossen, vorbildlich integrierten PV-Anlagen auf allen Dächern des Sägewerks in Luthern produzieren mit 910 kWp im „nassen Jahr“ 2013 621‘000 kWh/a.  In einem Durchschnittsjahr erzeugen sie etwa 15-20% mehr. Dazu erzeugt das Werk in Luthern noch rund 8.5 GWh/a Wärmeenergie, welche die Gemeinde versorgt. Wird nur der Energiebedarf des Betriebes in Luthern berücksichtigt, resultiert daraus ein PlusEnergieBau mit einem Brutto-Eigenversorgungsgrad von 454%.

273%-PEB EFH Walser, 1721 Cormérod/FR
Auf dem Dach des Einfamilienhauses (EFH) in Cormérod/FR installierte die Familie Daniel und Astrid Walser 8.62 kWp monokristalline PV-Module, die 11'360 kWh/a Strom erzeugen. Damit übertrifft die Produktion den jährlichen Gesamtenergiebedarf von 4'150 kWh um das 2.7-fache. Der PlusEnergieBau (PEB) erreicht eine Eigenenergieversorgung von 273% mit einem Solarstromüberschuss von 7'200 kWh/a. Mit 1'670 kWh/a des Überschusses fährt die Familie Walser ganzjährig ihren solarbetriebenen Citroën C-Zéro. Sie erstellte damit eines der ersten PlusEnergie-EFH der Romandie und das erste im Kanton Fribourg. Familie Walser belegt, dass ein PEB nebst vollständiger Energieversorgung des Wohnhauses und des Elektroautos noch 5'300 kWh/a als  Stromüberschuss in das öffentliche Netz einspeisen kann.  


HEV SCHWEIZ-SONDERSOLARPREIS

196%-PEB-Sanierung Flubacher, 4304 Giebenach/BL
Das Einfamilienhaus (EFH) der Familie Flubacher in Giebenach/BL ist dank einer etappenweise erfolgten Erneuerung und einer 115 m2 grossen Photovoltaikanlage (PV) vom 19 Liter-Haus zum PlusEnergieBau (PEB) geworden. Die 20.25 kWp-Anlage mit monokristallinen Zellen ist einwandfrei in die beiden südseitigen Dachflächen integriert und bildet mit den schieferverkleideten Giebelfassaden eine Einheit. Im ersten Betriebsjahr hat die PV-Anlage rund 21‘000 kWh Solarstrom produziert. Dank dieser Anlage wird für die jährlich benötigte Energie für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom ein Deckungsgrad von 196% erreicht. Das EFH Flubacher zeigt exemplarisch, wie eine Reduktion auf die wirtschaftlich interessantesten Massnahmen zum Erfolg führen kann. Deshalb gewinnt es den HEV Schweiz-Sondersolarpreis und das PlusEnergieBau-Diplom 2013.


Quelle: Solaragentur

 ^^^ Nach oben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen