Unverbesserliche
BefürworterInnen (ja auch Frauen gibt es darunter) mögen ob der Meldung von anfangs
Woche frohlockt haben. Während es seit Fukushima praktisch nirgends mehr so
richtig voran geht mit dem Bau neuer oder bereits begonnener Atombauten (sogar
China legte einen unterdessen aufgehobenen Sicherheitsstopp ein), hat die
britische Regierung unter dem konservativen Premier Cameron den Neubau zweier
Meiler beschlossen.
Und schon macht wieder die Mär von der Rennaissance der
Atomkraft die Runde. Aber – es ist weniger als ein Tropfen auf einen heissen
Stein, der selber am Verglühen ist. Denn die Bedingungen, zu denen das neue
Atomkraftwerk erstellt werden soll, sind haarsträubend – und auch ein Schlag ins
Gesicht logisch denkender EnergiepolitikerInnen (auch die gibt es). Der
französische Energiekonzern EDF und die britische Regierung haben sich gemäss
der Zeitschrift Photon auf einen »Basispreis« für den im geplanten
Atomkraftwerk Hinkley Point C erzeugten Strom geeinigt. Nach Angaben der
Regierung wurden hierfür 9,25 Pence (10,93 Cent) je Kilowattstunde über einen
Zeitraum von 35 Jahren vereinbart. Für den Fall, dass EDF auch das zweite
geplante Atomkraftwerk Sizewell C bauen wird, reduziert sich der Basispreis auf
8,95 Pence (10,58 Cent) je Kilowattstunde. Zudem ist eine Anpassung des Preises
an den Lebenshaltungskostenindex – also ein Inflationsausgleich – vorgesehen.
Die Vereinbarung ist rechtlich nicht bindend, soll aber Grundlage einer
vertraglichen Abmachung werden.
Und noch eine Absurdität: Zumindest plant der
EU-Wettbewerbskommissar wohl in Kürze das Beihilfeverfahren gegen das EEG (Einspeisegesetz in Deutschland) und
damit Einspeisevergütungen zu verbieten. Daran anschließend will er
voraussichtlich durchsetzten, dass die Erneuerbaren nur noch direkt vermarktet
werden dürfen. Derweil bewilligen die Briten einen festgeschriebenen
Vergütungssatz von 10,4 Cent je Kilowattstunde für Strom aus dem Atomkraftwerk
in Somerset. Verkehrte Welt!
„Großbritannien setzt mit
dem Bau der neuen Atommeiler nicht nur auf eine veraltete, sondern zudem auf
eine unglaublich teure Technologie“, unterstreicht Karl-Heinz Remmers, Vorstand
der Solarpraxis AG, im Hinblick auf eine Solarspeicherkonferenz in Berlin Ende
November. Die britische Regierung hat sich zu einem garantierten Abnahmepreis
von 10,6 Cent pro Kilowattstunde Atomstrom aus den neuen Meilern über 35 Jahre
verpflichtet. Nach aktuellen Berechnungen entspricht dies, inflationsbereinigt
und angepasst auf eine Laufzeit von 20 Jahren gemäß
Erneuerbarem-Energien-Gesetz, einem EEG-Vergütungssatz von 34,5 Cent. „Das ist
mehr als das 3,5-fache der aktuellen Vergütung für solare Freiflächenanlagen.
Es zeigt, dass eine Energiewende hin zu 100 % Erneuerbaren nicht nur der
wesentlich umweltfreundlichere, sondern auch der kosteneffizientere Weg in die
Zukunft ist“, so Remmers. Dem gibt es nichts mehr beizufügen.
© Solarmedia
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