Donnerstag, 18. April 2013

Solare Säule für Stromwirtschaft

Die Solarbranche will in Deutschland den Photovoltaik-Anteil am Strom-Mix bis 2030 von fünf auf 20 Prozent steigern. Die Branchenstrategie setzt auf innovative Speicherlösungen für dezentrales Energiemanagement zur Steigerung der solaren Eigen- und Nahstromversorgung sowie zur Netzentlastung.

Experten sind sich heute einig, dass zukünftig vor allem Solar- und Windenergie den Strombedarf Deutschlands decken werden. Bis zum Jahr 2030 strebt die Branche Erneuerbarer Energien an, ihren Anteil von derzeit 23 Prozent auf dann knapp 80 Prozent zu steigern. Wichtigster Treiber der Energiewende im Stromsektor war in den vergangenen Jahren dabei die Photovoltaik. Sie soll 2030 nach den Vorstellungen des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar) mindestens 20 Prozent zur Stromversorgung unseres Landes beitragen. Heute decken die inzwischen mehr als 1,3 Millionen Solarstromanlagen in Deutschland bereits knapp fünf Prozent des Strombedarfs. Sie verringern damit den CO2-Ausstoß um jährlich über 18 Millionen Tonnen. 

Die Photovoltaik erzielte in den vergangenen Jahren nicht nur die höchsten Ausbauzahlen, sondern auch die mit Abstand stärkste Kostensenkung. Solarstrom kann bereits unter heutigen Bedingungen in Haushalten und auch in immer mehr Gewerbebetrieben deutlich günstiger selbst erzeugt, als von konventionellen Energieerzeugern aus dem Stromnetz bezogen werden. In den letzten sechs Jahren sind die Preise für schlüsselfertige Solarstromsysteme nach Angaben des BSW-Solar um zwei Drittel gefallen. 

Der weitere Ausbau der Solarstrom-Nutzung ist kein Kostentreiber mehr, auch wenn Solarstromanlagen in der Regel vorerst noch auf eine Förderung im Rahmen des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) angewiesen bleiben. Die Photovoltaik drückt vielmehr bereits heute erheblich die Großhandelsstrompreise zu Spitzenlastzeiten. Von diesem Einspareffekt in Milliardenhöhe profitieren viele Unternehmen. Aktuelle Untersuchungen von Roland Berger für den BSW-Solar weisen auf interessante neue Marktpotenziale für die Solarbranche hin. In den nächsten Jahren lassen sich diese Potenziale insbesondere über eine Erhöhung der Eigenverbrauchsquoten selbst erzeugten Solarstroms sowie mittels neuer solarer Nahstromversorgungskonzepte und Vermarktungsmodelle erschließen.

Solarstrom kann heute auf dem eigenen Dach schon für 15 bis 18 Cent pro Kilowattstunde erzeugt werden. Zum Vergleich: Der Strom vom Energieversorger kostet aktuell für Haushaltskunden durchschnittlich zwischen 25 und 30 Cent, Tendenz steigend. "Bei hohen Eigenverbrauchsquoten selbst erzeugten Solarstroms erreichen wir bei weiter sinkenden Photovoltaik-Preisen in einigen Marktsegmenten schon in wenigen Jahren die Zielmarke: Neue Photovoltaik-Anlagen werden auch ohne Förderung wirtschaftlich selbsttragend", beschreibt Dr. Günther Häckl, Präsident des BSW-Solar, die Perspektiven. 

Angesichts sinkender Solarstromförderung und steigender konventioneller Strompreise ist der Eigenverbrauch selbst erzeugten Sonnenstroms ein wichtiges Investitionsmotiv für Bürger und Gewerbebetriebe, die künftig die Energiewende selbst in die Hand nehmen und Geld sparen wollen. Bereits mehr als 1,3 Millionen Privathaushalte und Unternehmer haben sich dazu entschieden und nutzen die Chance zur Demokratisierung und Dezentralisierung unserer Stromversorgung. Wichtiger Nebeneffekt: Strom, der vor Ort erzeugt und verbraucht wird, muss nicht transportiert werden, entlastet die Netze und reduziert den Bedarf an zusätzlichen Stromleitungen. 

Der BSW-Solar erläutert, dass sich Erneuerbaren Energien aus Sonne und Wind derzeit überwiegend noch nicht auf dem Energiemarkt selbstständig behaupten können, da die Erzeugung ohne Brennstoffkosten zu einer deutlichen Reduzierung der Börsenstrompreise führt. Ohne grundlegende Korrekturen des Energiesystems sei dies auch in den nächsten Jahren kaum vorstellbar, da die Spielregeln des Energiemarktes bislang für Kohle- und Atomstrom gemacht wurden. Strom aus Erneuerbaren Energien kann sich im heutigen Energiemarkt gegenüber Kohle- und Atomstrom in der Regel nicht behaupten, da letzterer zumeist aus abgeschriebenen Kraftwerken stamme und sein Preis viele Folgekosten für Mensch und Umwelt ausklammere. Häckl: "Der Energiemarkt muss sich künftig an Erneuerbaren Energien ausrichten. Ein Festhalten an unserem veralteten System führt zu hohen Folgekosten und Investitionsrisiken." Gleichzeitig sorgt ein Überangebot an Emissionszertifikaten dafür, dass die klimaschädliche Braunkohle eine gefährliche Renaissance erlebt. 

Studien widerlegen außerdem die zuweilen geäußerte Behauptung, Stromnetze wären ein Flaschenhals für einen schnellen Ausbau der Photovoltaik. Solarstromanlagen erzeugen dezentral Strom, der überwiegend direkt vor Ort verbraucht werden kann. Über 90 Prozent aller Solarstrom-Anlagen speisen in die regionalen Verteilnetze ein. "Das ist ein großer Vorteil der Photovoltaik. Sie braucht keine großen Übertragungsnetze und kann mit intelligenter Technik auch lokal zur Netzsicherung und -stabilisierung beitragen. Netzintegration ist technisch und kostenseitig auch bei deutlich mehr Solarstrom leistbar", erklärt BSW-Präsident Häckl. "Außerdem: Eine Drosselung des Tempos bei der Energiewende ist unnötig. Ein kraftvoller Ausbau der Photovoltaik geht gar nicht mehr mit hohen Kosten einher." Selbst ein dynamischer Solarstrom-Zubau auf dem hohen Niveau der Vorjahre in Deutschland würde deshalb nur geringe Zusatzkosten verursachen.

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