Der weltweite Photovoltaikmarkt ist im ersten Halbjahr 2012 enorm
gewachsen. 13 Gigawatt, so eine aktuelle Studie von IMS Research, wurden
installiert - mehr als je zuvor. Rund 31 Gigawatt werden es
voraussichtlich bis Ende des Jahres sein. Und doch serbelt die Modulbranche - eine Analyse von Andrew Murphy, Murphy&Spitz, einem Pionierunternehmen der nachhaltigen Geldanlage.
Es herrscht Ernüchterung beim Exportweltmeister Deutschland: Die letzten Zahlen
des deutschen Branchenprimus Solarworld waren schockierend. Konnte sie
im ersten Quartal noch einen operativen Gewinn erarbeiteten, so hat die
wirtschaftliche Krise nun auch bei Solarworld zugeschlagen. Man fragt
sich, wie es Solarworld und die gesamte Branche bei dem sich
kontinuierlich verschärfenden Margendruck schaffen sollen, überhaupt
wieder positive Zahlen zu schreiben.
Mittlerweile erwirtschaften
durchweg alle Photovoltaik-Produzenten Verluste - seien es chinesische
Hersteller wie Yingli, Trina und Yinko oder deutsche wie Centrosolar und
Solarworld. Dass Unternehmen wie Solon, Q-Cells oder kürzlich auch
suntech durch schwaches Management in Schwierigkeiten geraten, kann als
normale Entwicklung in einer Industrie betrachtet werden. So etwas
geschieht auch in anderen Wirtschaftszweigen, Schwamm drüber. Die
Einzigen jedoch, die in der Solarwirtschaft heute noch Geld verdienen,
sind die Banken. Nicht die Sonnenkönige wie Frank Asbeck oder der
Selbstständige mit seiner Solaranlage auf dem Dach, nein, die Banken mit
ihren horrenden Provisionen reißen tiefe Gräben in die Bilanzen einer
Solarworld und Phönix Solar. Die Unternehmen haben jedoch keine Wahl.
Die Anschubfinanzierung für eine neue Industrie, mit der Deutschland
selbst erklärter Umwelt- und Exportweltmeister ist, fällt schlichtweg zu
schnell. Entlang der gesamten Wertschöpfungskette wird kein Geld mehr
verdient. Und wo kein Geld mehr verdient werden kann, da setzen sich
entweder jene durch, die über einen langen Atem verfügen oder jene, die
auf einen strategischen Partner zurückgreifen können wie aktuell die
chinesischen Solarfirmen auf den chinesischen Staat. Die Alternative:
das Wirtschaften wird eingestellt.
Die bewundernden Blicke deutscher
Politiker und DAX-Vorstände auf die weisen strategischen Schritte der
chinesischen Staatswirtschaft erblinden beim Anblick der heimischen
Solarwirtschaft. China schützt sein Standbein in der Zukunftstechnologie
schlechthin, der Photovoltaik, massiv. Kann wie bspw. gerade bei LDK
Solar geschehen, ein Solarunternehmen seinem Schuldendienst nicht mehr
nachkommen, so springt die öffentliche Hand helfend ein. Die Chancen
erkennend hat China mittlerweile über eine Million Arbeitsplätze in der
Solarwirtschaft aufgebaut.
Aufhören wird der seit einigen Monaten anhaltende Shitstorm auf die
deutsche Photovoltaik erst, wenn auch hierzulande das enorme Potenzial
der Solarindustrie erkannt wird und entsprechend strategische Weichen
gestellt werden. Schon heute sind die Gestehungskosten von Solarstrom
preiswerter als von Strom aus Offshore-Windparks. Und nicht nur das. Die
dezentrale Struktur der Photovoltaik macht kontrovers diskutierte
Überland-Hochspannungsleitungen teilweise obsolet. Unter Experten ist es
längst Konsens, dass sich die Preise für die Speicherung von Energie
innerhalb der nächsten fünf Jahre halbieren werden. Warum dann solch
hohe monetäre Ressourcen in Überland-Hochspannungsleitungen stecken,
wenn wir uns weit kostengünstiger auf die Speichertechnologien
konzentrieren können? Ich gehe sogar noch weiter: die massive
Subventionierung des Ausbaus der Überlandleitungen kommt einer
staatlichen Subventionierung von RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall gleich.
Einer Subventionierung alter, verkrusteter Geschäftsmodelle, die sich
auf zentrale Energieerzeugung stützen.
Quelle: Murphy&Spitz
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