Montag, 24. September 2012

Firmendesaster nimmt seinen Lauf

Die letzte Woche brachte erneut Schreckensmeldungen von Firmen der Solarbranche. Zuvorderst jene, dass eines der hoffnungsvollen CH-Projekte Schiffbruch erlitten hat - Flexcell ist nicht mehr. Auch an chinesischen Modulherstellern geht die Flaute nicht vorbei.

Ein Gericht hat den Schweizer Dünnschicht-Modulproduzenten VHF Technologies mit Sitz in Yverdon - Inhaber der Marke Flexcell (im Bild die angestrebte flexible Lösung für grosse Firmendächer) - für Bankrott erklärt, weil die Firma keinen neuen Käufer finden konnte (siehe auch Solarmedia vom 30. Mai 2012). VHF Technologies wird laut einem Bericht von 24heures nun seine Produktionsanlagen verkaufen, um die Gläubiger auszuzahlen. VHF stand mit 24 Millionen Schweizer Franken (20 Millionen Euro) in der Kreide, als es im Januar Insolvenz anmeldete. In diesem Frühjahr hatte das Unternehmen bereits die Produktionsanlagen stillgelegt und die meisten seiner Mitarbeiter entlassen. Quelle: 24 Heures 

Für den finanziell schwer angeschlagenen chinesischen Solarkonzern LDK Solar wird die Luft immer dünner: Das Unternehmen aus Xinyu in der Provinz Jianxi sucht offenbar händeringend nach einem starken strategischen Investor, so ein Bericht von Reuters. Firmenchef Xiaofeng Peng räumte demnach auf einer Analystenkonferenz ein, LDK Solar habe in den vergangenen Monaten tiefgehende Gespräche mit einigen interessierten Unternehmen geführt, die als potenzielle strategische Investoren in Frage kämen. 

LDK ist schwer überschuldet und gilt daher als einer der ersten namhaften Pleite-Kandidaten der chinesischen Solarbranche. Das zweite Quartal 2012 beendete LDK mit 254 Millionen Dollar Nettoverlust. Dabei verfügte der Solarkonzern nur über 296,2 Millionen Dollar Liquidität und blickt auf einen Schuldenberg von 523,4 kurzfristig fälliger Bankdarlehen. Selbst die Heimatstadt Xinyu hatte sich daraufhin kurzfristig als Geldgeber zur Verfügung gestellt. Eine Konsequenz aus der prekären Situation des Solarkonzerns sind fortlaufende Massenentlassungen. Im gesamten ersten Halbjahr entließ LDK Reuters zufolge nunmehr 8.884 Mitarbeiter. Quelle: ecoreporter.de

Auch der finanziell angeschlagene chinesische Solarkonzern Suntech Power schlägt einen härteren Sparkurs ein. Um die laufenden Kosten zu reduzieren schließt Suntech einen Teil seiner Solarzellenproduktion am Stammsitz in Wuxi – zunächst vorübergehend, wie es hieß. Die Produktion werde von derzeit 2.400 Megawatt (MW) Leistungskapazität um 25 Prozent auf 1.800 MW heruntergefahren. Die Kapazitäten der Waferherstellung und bei der Modulproduktion sollen zunächst uneingeschränkt mit 1.600 MW (Wafer) und 2.400 MW (Module) pro Jahr weiterlaufen. Zudem sollen 1.500 Mitarbeiter entlassen werden. Vielen werde Suntech jedoch anderswo im Konzern neue Stellen anbieten. Insgesamt erhofft sich der Konzern von den Maßnahmen, in 2013 einen positiven operativen Cashflow zu erreichen, wie es hieß.  

Derweil hat Vedat Gürgeli das Amt des geschäftsführenden Direktors für das Europageschäft des chinesischen Solarkonzerns Suntech Power Co., Ltd. übernommen - nachdem sein Vorgänge Jerry Stokes seine bisherige Position als President Suntech Europe aufgab. Im Zusammenhang mit der Schließung eines Teils seiner Zellproduktion im chinesischen Wuxi hatte Suntech weitere Umorganisationsmaßnahmen angekündigt. Davon betroffen ist offenbar auch das Management. In der vergangenen Woche hatte das Unternehmen bereits mitgeteilt, dass der bisherige Vertriebs- und Marketingchef Andrew Beebe seinen Hut nimmt. Quelle: PHOTON

Auch das deutsche Erfolgsunternehmen par excellence, der Anlagenbauer Juwi, leidet: Der Arbeitsplatzabbau in Deutschlands Solar-Branche geht demnach weiter, stellte der Leipziger Energierechtsexperte Prof. Martin Maslaton fest. Nun habe die juwi Holding AG mit Sitz in Wörrstadt bei Mainz die Konsequenzen aus den jüngsten Kürzungen der Solarstrom-Einspeisevergütung gezogen und schließe ihre deutsche Photovoltaik-Dachanlagen-Sparte.

Der Projektentwickler für Erneuerbare-Energien-Anlagen beende sein bisheriges Engagement für leistungsstarke Solarstromanlagen auf Firmendächern und anderen großen Gebäudekomplexen in Deutschland. Brancheninsidern zufolge seien etwa 100 Mitarbeiter betroffen. Für Prof. Maslaton ist das nur konsequent: „Die überzogene Kürzung der Einspeisevergütung für Solarstrom zeigt ihre Wirkung. juwi zieht hier einfach die Reißleine.“ Quelle: Solarserver


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