Ohne ein ehrgeiziges und verbindliches Ziel für den Ausbau der
Erneuerbaren Energien drohen Europa bis 2030 jährlich unnötige
Milliardenkosten für den Netzausbau. So eine der zentralen Erkenntnisse
einer Studie, die Greenpeace veröffentlicht hat. Bei einem
schwächeren Ausbau drängen starre Kohle- und Atomkraftwerke den
flexiblen Erneuerbaren-Strom aus dem Netz.
EU-Länder wie Polen, Frankreich und die Tschechische Republik wollen
ohne Rücksicht auf Nachbarstaaten an ihrer konventionellen
Energieversorgung festhalten. Doch die Studie zum europäischen
Netzausbau des Ingenieurbüros Energynautics zeigt, dass nationale
Alleingänge die EU teuer zu stehen kommen würden. Wenn diese drei Länder
den Ausbau der erneuerbaren Energien weiter verschleppen, wird es zu
einem Konflikt zwischen starren Kohle- und Atomkraftwerken und den
flexiblen Erneuerbaren Energien kommen, der das europäische Stromnetz
stark strapaziert und alle europäischen Staaten viel Geld kosten wird.
«Auch die Schweiz hat deshalb ein grosses Interesse, ihre
Kraftwerks-Beteiligungen in diesen Ländern abzustossen, so insbesondere
in Fessenheim (Axpo, Alpiq und BKW) und in Tschechien (Alpiq)», sagt
Greenpeace Energieexperte Georg Klingler. Die Studie zeigt, dass die Planung des zukünftigen Stromnetzes
europaweit und auch in der Schweiz eine klare Entscheidung für die
Energiewende braucht. Dazu gehört für die Schweiz ein verbindlicher
Fahrplan für den Ausstieg aus der Atomkraft bis in 10 Jahren. Ein
unbegrenztes Weiterlaufen der Atomkraftwerke nimmt hohe Risiken für die
Bevölkerung in Kauf, verlangsamt den Ausbau der erneuerbaren Energien
und führt insgesamt zu höheren Kosten beim Netzausbau.
Das Szenario, welches voll auf die Energiewende setzt – mit einem
Ausbau des Erneuerbaren Stromanteils auf 95 Prozent in der Schweiz und
rund 77 Prozent in Europa bis im Jahr 2030 – verursacht hingegen
deutlich weniger Netzausbaukosten als jenes der europäischen
Netzbetreiber (ENTSO-E), so die Studie. Mit einem optimierten
Energiewende-Stromnetz lassen sich in Europa insgesamt 24.000 Kilometer
an Stromleitungen einsparen. «Die Versorgungssicherheit wäre dabei rund
um die Uhr gewährleistet», sagt Klingler.
Heute und morgen diskutieren die EU-Staatschefs über Europas
Energiemix bis zum Jahr 2030. Greenpeace kritisiert die enttäuschenden
Ziele, die die EU-Kommission bislang vorgelegt hat. Diese schlägt einen
Anteil der Erneuerbaren Energien von mindestens 27 Prozent vor, der
zudem nicht für jedes Land verbindlich wäre. Greenpeace fordert die
EU-Regierungs-Chefs auf, für drei national verbindliche Ziele
einzutreten: ein Erneuerbaren-Anteil von 45 Prozent, eine CO2-Reduktion
um mindestens 55 Prozent, sowie Effizienz-Einsparungen von 40 Prozent.
«Die Schweiz ihrerseits darf nicht hinterher hinken und muss mit
einem verbindlichen Atomausstieg und einer echten Energiewende nicht nur
im Inland ihre Verantwortung wahrnehmen», sagt Klingler.
Die vollständige Studie powE[R] 2030 finden Sie hier.
Quelle: Greenpeace Schweiz
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