Dienstag, 11. Dezember 2012

Netzkosten sinken dank Innovationen

Eine Verteilnetz-Studie der Deutschen Energie-Agentur identifiziert zahlreiche Alternativen zum konventionellen Netzausbau. Solarstrom wird dabei verbrauchernah erzeugt, womit sich der Ertüchtigungsbedarf der Netze reduziert - analoge Schlüsse drängen sich für die Schweiz auf. 

Einem weiteren kraftvollen Photovoltaik-Ausbau steht aus technischer Sicht nichts im Wege, wie die heute veröffentlichte Verteilnetz-Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena) bestätigt. Zwar ist die Energiewende auch auf Verteilnetzebene mit langfristigen Investitionen verbunden. Diese lassen sich jedoch durch den Einsatz vorhandener innovativer Technologien wesentlich reduzieren. "Die Kosten des Netzausbaus lassen sich deutlich senken, wenn zum Beispiel moderne Wechselrichter und intelligente Ortsnetztransformatoren zum Einsatz kommen", erläutert Jörg Mayer, Geschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar). 

Hochspannungsnetz der Schweiz









Gegenüber dem althergebrachten Verlegen von Stromleitungen lassen sich die Kosten durch innovative Technologien in etwa halbieren, laut eines Dena-Szenarios auf 14,9 Mrd. Euro bis 2030. "Diese Technologien müssen zum Standard für die künftige Ertüchtigung des Verteilnetzes werden, um die Stromverbraucher so wenig wie möglich zu belasten. Auch ambitionierte Ausbaupläne der Bundesländer oder der Erneuerbare-Energie-Branche können dadurch effizient umgesetzt werden", so Mayer. 

Bereits seit Anfang 2012 sind in Deutschland moderne blindleistungsfähige Wechselrichter für neue Photovoltaik-Anlagen bis auf Kleinstanlagen zwingend vorgeschrieben. Diese Wechselrichter sind in der Lage, unerwünschte Spannungsanstiege und Spannungseinbrüche im Netz auszugleichen. Neue, regelbare Ortsnetztransformatoren, die flexibel auf Stromabnahme und Solarstromangebot reagieren können, sind schon auf dem Markt. Netzdienlich betriebene Speicher seien ebenfalls günstiger als der konventionelle Netzausbau, so die Dena-Studie. 

"Angesichts steigender Strompreise wird der Eigenverbrauch des Sonnenstroms immer attraktiver. Deshalb rechnen wir mit einer stärkeren Konzentration neuer Anlagen lastnah in Städten und Vorstädten, wo ein hoher Strombedarf besteht und wo die Netze ohnehin noch größere Mengen Solarstrom aufnehmen können. Der Trend zur künftig größeren Nähe von Solarstrom-Erzeugung und Solarstrom-Verbrauch wird den Ertüchtigungsbedarf der Netze weiter reduzieren, wurde aber in der Dena-Studie noch nicht berücksichtigt", bewertet Mayer die Untersuchung. Der Strom von Solaranlagen wird überwiegend in die Niederspannungsnetze eingespeist. Hier kommt die Dena-Studie zu dem Schluss, dass ein vergleichsweise geringer finanzieller Ausbauaufwand vonnöten ist, da in den Niederspannungsnetzen noch deutliche Reserven vorhanden sind. "Die Stromnetze sind schon heute in der Lage, noch größere Mengen Solarstrom aufzunehmen. Sie sind nicht - wie vielfach behauptet - der Flaschenhals, der eine Begrenzung des Zubaus neuer Anlagen rechtfertigen könnte. Zudem ist Solarstrom so rasant günstiger geworden, dass es absolut sinnvoll ist, mehr Solaranlagen zu installieren und schneller von immer teureren fossilen Energieträgern unabhängig zu werden", so Mayer. 

Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht frühere Studien bestätigt. Schon im Jahr 2011 haben das Fraunhofer-Institut IWES und die Beratungsgesellschaft Ecofys errechnet, dass durch einen Ausbau auf 70 Gigawatt Photovoltaik-Kapazität bis 2020 (Branchenziel), die überwiegend auf der Niederspannungsebene installiert werden, lediglich Mehrkosten von 11 Cent pro Monat und Durchschnittshaushalt für die Ertüchtigung des Niederspannungsnetzes entstehen (vgl. http://tinyurl.com/IWES-Ecofys). 

Die Stromnetze werden im Lauf der nächsten Jahrzehnte im Rahmen der üblichen Netzinstandhaltung sowohl in Deutschland wie auch in der Schweiz nach und nach auf die Erfordernisse des neuen Energiesystems mit Wind- und Solarstromanlagen im Zentrum angepasst. Historisch waren Stromnetze als Einbahnstraßen-Systeme angelegt, die Strom von wenigen zentralen Erzeugern zu allen Verbrauchern in nur eine Richtung transportieren. Durch die Umstellung des Stromsystems von zentralen Großkraftwerken auf viele dezentrale Stromerzeuger, wird Strom vor Ort erzeugt und verbraucht. Übersteigt die Erzeugung den Verbrauch, wird Strom auf höhere Netzebenen für den Transport in andere Regionen weitergeleitet. 

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