Einst sollte das Werk in
Flamanville (im Nordwesten des Atomstaates mit seinen über 50 AKW) um die drei
Milliarden Euro kosten. Dann wurden es ständig mehr – und nun überrascht der
Bauherr mit einer neuerlichen Verteuerung um zwei Milliarden – macht dann deren
8,5 in Euro und über 10 Milliarden Schweizer Franken. Neben der eklatanten
Verspätung (ursprüngliche Inbetriebnahme: 2011 – nun verzögert bis mindestens
2016, ein Datum, das aber gemäss Mitteilung ebenfalls kaum zu halten sein wird)
und dem Imageschaden für die verantwortliche EDF bedeutet die Verteuerung, dass der Strom aus Flamanville dereinst ab Werk mindestens 8,
vielleicht aber auch deren 12 Eurocent kosten wird.
Was auf einen entscheidenden
Aspekt in dieser leidigen Atomgeschichte hinweist: Atomstrom aus neuen AKW wird
selbst ohne Berücksichtigung weiterer Kosten rein vom Bauwerk her so teuer,
dass er nicht mehr mit anderen Energiequellen konkurrieren kann. Es sei denn,
der Staat biete seine stützende Hand, wie das neuerdings in Grossbritannien eben
doch vorgesehen ist, nachdem es früher hiess, neue AKW auf der Insel müssten
ohne staatliche Unterstützung aus kommen.
Doch zurück nach Frankreich und
zu den Details der neuerlichen Verteuerung: Gemäss der Zeitung «Le Figaro» wird sich der
italienische Teilhaber Enel aus dem Projekt in Flamanville zurückziehen – und
der französichen Staatsgesellschaft damit noch weitere finanzielle
Verpflichtungen auferlegen, nämlich die Übernahme des rund 700 Millionen Euro
teuren Anteils. EDF wird damit Alleinaktionär in Flamanville. Damit wird die
Gesellschaft aber auch für die ständige Verteuerung allein grade stehen müssen.
Der Rückzug des italienischen Energiekonzerns ist andererseits Ausdruck der
Tatsache, dass in Italien nach der Volksabstimmung gegen neue AKW kaum je mehr
ein Werk erstellt werden wird.
Die französischen Medien
stellen unterdessen die Rentabilität neu erstellter AKW in Frage. In
Flamanville wird nun ein Kostenniveau für Atomstrom von mindestens acht
Eurocent je Kilowattstunde (Kwh) erreicht. Da kommt etwa Le Figaro nicht umhin
darauf zu verweisen, dass das bereits teuer sei als zu Land produzierter
Windstrom. Für den Eneergieexperten Lionel Taccoen gilt demgegenüber immer
noch, dass zumindest die Chinesen in der Lage seien, Atomstrom billiger zu erzeugen
– mit Verweis auf einen zu Flamanville baugleichen Reaktor, der nächstes
Jahr mit Taishan 1 ans Netz gehen soll.
Unschwer allerdings zu erraten,
warum die Atomkraft in Südostasien billiger bleibt – darauf verweist in LeMonde Bernard
Laponche, der einst selbst an der Entwicklung des umfangreichen französischen
Atomparks beteiligt war – diesem heute aber kritisch gegenüber steht. Er
bezeichnet den Druckwasserreaktor, der in Flamanville erstmals erbaut werden
soll als ein Fass ohne Boden. Mit Verweis darauf, dass beim Bau noch nicht
einmal die kritischen Installationen in Angriff genommen worden seien, fordert
er den sofortigen Bauabbruch. Und führt die stetig steigenden Kosten auf jene
Faktoren zurück, die eben in China weniger eine Rolle spielen dürften: Nicht
alle Kosten wurden in der Planung korrekt ausgewiesen, ständig neue
Sicherheitsanforderungen kamen hinzu, auch gestalte sich die Grösse des
Projekts als zunehmend nicht beherrschbar und komplex. Laponche verweist
schliesslich darauf, dass auch in den jetzt ermittelten bereits sehr hohen
Kosten noch längst nicht alle inbegriffen seien. Es fehlten jene für den
Rückbau und die Lagerung der Abfälle ebenso wie jene für eine adäquate
Versicherung. Gute Nacht Atomstrom auch in Frankreich!
© Solarmedia Text und Bild
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