Montag, 1. Oktober 2012

PV-Ausbau gerät ins Stottern

Der weltweite Photovoltaikmarkt wird in diesem Jahr weniger wachsen als angenommen.  Die neu installierte Solarstromkapazität wird dennoch über der des Vorjahres liegen und ein neues Rekordniveau erreichen. Das geht aus einem aktuellen Report des kalifornischen Marktforschungsunternehmens NPD Solarbuzz hervor - zusammengefasst von der Nachhaltigkeitsplattform ecoreporter.de. Solarbuzz war bislang von einem Zubau von 30 Gigawatt (GW) ausgegangen. Die «Solarmusik» wird vor allem in China spielen.

In 2011 war laut Solarbuzz weltweit eine Solarstromleistung von 27,4 GW neu aufgestellt worden und damit so viel wie noch in keinem Jahr zuvor. Für 2012 erwarten die Marktforscher nun in einer angepassten Prognose einen Zubau von 29 GW. Für das erste Halbjahr hatten sie einen Zubau von 13 GW ermittelt und für das zweite Halbjahr 17 GW vorher gesagt. Nun rechnen sie für die Zeitspanne von Juni bis Dezember nur noch mit 16 GW. Dies erklären sie unter anderem Projektverschiebungen in China und Indien. Die globale Nachfrage für Solarprodukte werde in diesem Jahr insbesondere  von aufstrebenden Solarmärkten in asiatischen Schwellenländern bestimmt.  Laut dem Report von NPD Solarbuzz wird sich die Marktbereinigung bei den Solarzellen- und Modulherstellern im Jahre 2013 fortsetzen - mit einem markanten Unterschied zur bisherigen Entwicklung. Denn dann würden ihr verstärkt Hersteller aus China zum Opfer fallen, nachdem bisher vor allem westliche Unternehmen wie etwa die insolventen Solon und Q-Cells aus Deutschland betroffen waren. Die Marktforscher weisen darauf hin, dass die verbliebenen westlichen Qualitätshersteller davon profitierten, dass ihre Gruppe kleiner geworden ist und sich damit die Nachfrage an weniger Akteure richte. Für viele allein von Preisvorteilen abhängigen Hersteller wie etwa chinesische Unternehmen aus der zweiten Reihe steige dagegen der Druck.

Doch auch für die Premiumhersteller aus China wird die Luft immer dünner.
Akteure wie JA Solar, LDK Solar oder Suntech Power Holdings, der weltweit größte Hersteller von Solarmodulen, ächzen unter hohen Schulden und anhaltenden Verlusten. Auch sie können angesichts des enormen Preisverfalls bei Solarprodukten um rund 30 Prozent im laufenden und rund 50 Prozent im vergangenen Jahr – eine Folge der hohen Überkapazitäten im Markt - nicht profitabel wirtschaften. Selbst die bisherige starke staatliche Unterstützung könnte bald nicht mehr reichen, um ihren Fortbestand zu sichern. Zum Beispiel weil ihre Aktien die Zulassung an der Nasdaq zu verlieren drohen, wenn sie dort noch sehr viel länger unter dem Wert von einem Dollar gehandelt werden. Denn laut den Statuten der Nasdaq ist dies nur für wenige Monate zulässig, dann werden sie aus dem Handel entfernt und müssen an weniger prominente Handelslätze wechseln. Die damit einher gehende geringere Handelbarkeit würde den Wert ihren Aktien weiter sinken lassen und damit die Refinanzierung der Geschäfte erschweren, da eine gute Marktkapitalisierung als wichtige Absicherung von Darlehen gilt.

Laut Medienberichten aus China sollen nun lokale Institutionen den großen Solarherstellern des Landes unter die Arme greifen. Die zentrale Energiebehörde in Peking habe die Provinzregierungen aufgefordert, Fördersysteme für Photovoltaik kurzfristig einzuführen. Bis Mitte Oktober müssen sie Pläne dafür vorlegen, wie sie konkret die Nachfrage für Solarprodukte vor Ort beflügeln wollen. Ferner wurde bekannt gegeben, dass die staatliche China Development Bank ihre Kreditlinien für die zwölf größten Solarkonzerne des Landes ausbauen will. Die Zentralregierung in Peking hat die Solarbranche als eine der Zukunftsbranchen weltweit ausgemacht und das Ziel ausgegeben, diesen Markt mit Herstellern aus China zu dominieren. Darlehen von staatlichen oder staatliche dominierten Banken haben es diesen Unternehmen in den vergangenen Jahren ermöglicht, zu günstigen Bedingungen hohe Produktionskapazitäten aufzubauen. 

Zudem wurden in China in kurzer Zeit feste Einspeisetarife und weitere Fördersysteme eingeführt, um die einheimische Nachfrage zu befördern. Denn bislang produzierten die Solarhersteller der Volksrepublik fast ausschließlich für das Ausland. Dort aber ist die Nachfrage stark rückläufig, wegen sinkender Solarstromtarife und den  Auswirkungen der Eurokrise in Europa sowie aufgrund US-amerikanischer Strafzölle auf Solarkomponenten aus China. Dies soll die Nachfrage aus der Heimat mehr als ausgleichen. Die Regierung in Peking hat das Ziel ausgegeben, die in China installierte Solarstromkapazität bis 2015 auf 21 GW zu steigern. Ende 2011 beliefen sie sich erst auf knapp drei GW. Die Marktforscher von Solarbuzz gehen davon aus, dass die Nachfrage für Solarprodukte in China allein im 2. Halbjahr bei vier GW liegen wird. 

Quelle: ecoreporter.de

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