Anfangs Oktober fand die „Solarbauerntagung“
der Schweizerischen Vereinigung für Sonnenenergie in Haslen, AI, auf dem
Hof der Familie Lorenz Brülisauer in Anwesenheit von Landammann und Nationalrat
Daniel Fässler und dem Präsidenten des Bauernverbandes Appenzell, Sepp
Neff-Fust, und Fachleuten von Solarfirmen statt - ein weiteres Beispiel eines erfolgreichen solaren Landwirtschaftsbetriebs.
Der Anwendung der Solarenergie
auf Landwirtschaftsbetrieben wird ein sinnvoll nutzbarers Potenzial zugeschrieben,
wobei Projekte nur dann ausgeführt werden sollen, wenn deren Wirtschaftlichkeit
gegeben ist. Solarinvestitionen werden immer mehr wie andere Investitionen
behandelt, auch wenn Überlegungen zu Werten der Nachhaltigkeit weiterhin eine
Rolle spielen. Nach einer intensiven Aus- und Weiterbildung
übernahm Lorenz Brülisauer den Landwirtschaftsbetrieb von seinem Vater und bewirtschaftete
diesen zunächst als Pächter. Zusammen mit seinem Schwager pflegt er eine Tierhaltergemeinschaft.
Der Betrieb wurde laufend erweitert. Gegenwärtig werden 25 Hektaren Land
bewirtschaftet. Ein Laufstall ermöglichte es u. a. eine Photovoltaikanlage auf dem
Dach zu installieren. 35 Kühe, über hundert Schweine, einige Aufzugshennen
bilden heute die Erwerbsbasis. Als Brülisauer vernahm, dass es dank des
Förderinstrumentes der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) möglich ist, eine
Photovoltaikanlage zu renditemässig vernünftigen Bedingungen zu erstellen, liess
er sich beraten und drei Offerten erstellen. Dabei kam ihm zugute, dass sein
Bruder Elektrofachmann ist. Rechtzeitig zum Beginn der Anmeldemöglichkeiten bei swissgrid für die KEV
meldete er sein Projekt an und wurde berücksichtigt, nicht zuletzt, weil es
sich bei seinem Vorhaben um eine für schweizerische Verhältnisse grosse Anlage
handelte.
Brülisauer berücksichtigte eine Firma
(Heizplan AG, Gams, SG), welche in der Nähe das Domizil hat und eine grosse
Erfahrung auf dem Solargebiet aufweist. Die Bewilligungshürden wurden schnell
genommen, auch wenn der Heimatschutz die Installation von Solarmodulen als
„nicht schön“ betrachtete. An der Tagung spürte man, dass Fragen der Ästhetik
in der Gegend weiterhin intensiv diskutiert werden. Dies ist angesichts der
herrlichen Appenzeller Bauernhäuser auch verständlich.
Seit vier Jahren funktioniert nun die Anlage
und Brülisauer hat eine kleinere Anlage auf einem Nebengebäude in der
Zwischenzeit ebenfalls realisiert. Aufgrund seiner gesunden finanziellen
Verhältnisse konnte er für die Investition von rund CHF 400 000.- die Hälfte über IK (Investitionskredit)
finanzieren. Die installierten 44 kWp lieferten 2011 44
000 kWh Strom (reicht für ca. 11 Haushalte zu 4 Personen). Aufgrund der
Möglichkeit innerhalb des Systems von swissgrid Erweiterungen vorzunehmen,
installierte er weitere 10 kWp auf dem Nebengebäude.
Brülisauer hatte Glück, dass die
Stromleitungen gerade ausreichten um den Strom sicher abzunehmen und somit
keine Zusatzkosten entstanden. Die Erfahrungen von Brülisauer mit den beiden
Anlagen sind positiv. Von möglichen 380 m2 Dachfläche
hat er 320 m2 mit
Solarmodulen eingedeckt. Die Ausrichtung der Dächer ist günstig,
nämlich Süd-Süd-West. Die Konstruktion wurde so gewählt, dass auch grössere
Schneelasten die Anlage nicht beschädigen. Es handelt sich um „auf Dachanlagen“, welche
auf das jeweilige Eternitdach befestigt wurden, und zwar so, dass sowohl
Windlasten als auch Schneelasten kein Problem darstellen.
Der Zeitpunkt der Tagung und die Wahl des
Hauptreferenten hätten nicht besser gewählt werden können. Die Session in Bern
ging soeben zu Ende; der Bericht des Bundesrates zur Strategie der Energiewende
ist noch frisch und die Diskussionen um die einzuschlagende Energiepolitik sind
umfassend lanciert. Daniel Fässler ist u.a. Mitglied der Kommission
für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrates (UREK-N) und ist dort Leiter
der CVP-Delegation. Fässler ist überzeugt, dass der
Energieverbrauch weiterhin zunehmen wird, dies hauptsächlich aufgrund des
Bevölkerungswachstums. Gleichzeitig stellen die Menschen immer höhere Ansprüche
und Anforderungen an die Infrastruktur. Diese, vorab das Leitungsnetz, muss so
oder so erneuert werden, wobei die langen Bewilligungsverfahren verkürzt werden
sollen, wenn die vom Bundesrat vorgegebenen Energieziele erreicht werden
sollen. Fässler bezeichnet die Energieziele
als ehrgeizig, aber realisierbar, wobei Bewilligungsverfahren vereinfacht
werden müssen, nicht zuletzt, um die Wasserkraft aufgrund der noch bestehenden
Kapazitäten auszubauen (Beispiel: Grimsel).
Die Haltung
des Appenzeller Bauernverbandes betreffend die erneuerbaren Energien machte Sepp
Neff-Fust, Präsident Bauernverband Appenzell klar. Er zeigte sich überzeugt, dass der Wandel hin zu
den „Erneuerbaren“ seine Zeit braucht und dass gerade unter Einbezug des
Landschaftsschutzes und der Ästhetik von Bauten der Anblick von Solar- und
Windanlagen „gewöhnungsbedürftig“ ist. Neff zählte die verschiedenen Faktoren auf,
welche er den Landwirten empfiehlt, wenn sie eine Solaranlage installieren
wollen. Ein „Schlafen auf dem Dach“ dürfe es nicht geben. Wer eine
Langfristinvestition wie eine Photovoltaikanlage realisiert, tue gut daran, die
mannigfachen Faktoren zu berücksichtigen wie Abklärung der Stromeinspeisung,
Versicherungsfragen, Finanzierungsfragen usw. Neff ist überzeugt, dass die
Landwirte bei der Energiewende eine wichtige Rolle spielen können und sollen.
Er ist auch überzeugt, dass der technische Fortschritt noch nicht abgeschlossen
ist.
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