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Inwieweit das zu- und auch die Schweiz betrifft, schildert Rechsteiner im Eingangskapital seines eben in die Läden gelieferten Buches «100 Prozent erneuerbar» gut verständlich und stets mit eingängigen Grafiken unterlegt – man erinnert sich diesbezüglich an die wertvollen Wirtschaftsbücher von Rudolf H. Strahm, eines anderen ehemaligen SP-Nationalrats. Doch Rechsteiner bleibt bei seinen Leisten, sprich, er widmet sich auch in diesem im Orell-Füssli-Verlag herausgegebenen und von Greenpeace unterstützten Buch der Energiefrage im engeren Sinn, die er schon während seiner 12jährigen Parlamentstätigkeit als Basler Nationalrat hauptsächlich betrieb (daneben galt er dort als Spezialist für Vorsorgefragen der 2. Säule).
Eine Art Vorsorge ist ja auch das Verfolgen der Energiewirtschaft – und das Aufzeigen, welches Potential in den Erneuerbaren Energien steckt. Noch bevor der Autor ins Detail geht, zeigt er bereits im Eingangskapitel des neuen Buchs, dass die Option 100 Prozent erneuerbar für die Schweiz erstens ein gangbarer Weg ist, zweitens sich unser Land sogar besonders eignet für diesen Weg und drittens die Kombination von vorhandener Wasserkraftinfrastruktur und dem Potential der Solarenergie eine baldige Realisierung möglich macht. Ja hier belegt es einer ganz konkret (der Westschweizer Nationalrat und Swissolarpräsident Roger Nordmann hatte es auch schon getan, siehe Solarmedia vom 11. Mai 2011), dass die Solarenergie der Schlüssel für diesen Schweizer Weg zu den Erneuerbaren ist. Insofern hat Rechsteiner seine Position gegenüber früher geändert, was ja aufgrund neuer Gegebenheiten nicht verboten ist. Denn einst galt er als Verfechter einer Energiestrategie, die in Bezug auf die Erneuerbaren vor allem auf den Wind setzte – und dabei zu einem guten Teil auf Wind aus Norddeutschland. Verbunden mit dem Problem der Netzinfrastruktur, die noch immer einer Lösung harrt.
Aber eben, jetzt ist der Wind für Rechsteiner noch eine mögliche Option für die Winterenergielücke (vorallem November bis Januar). Während in der ganzen restlichen Zeit einer Kombination von Wasserkraft (nach einem moderaten Ausbau) und solarer Stromerzeugung, der so genannten Photovoltaik, nach seinen Berechnungen ausreicht, selbst einen steigenden Strombedarf der Schweiz bis ins Jahr 2030 vollumfänglich erneuerbar zu decken. Möglich wird das von Seiten der Solarenergie, wie Rechsteiner plausibel aufzeigt, weil vor allem die Alpenregion ein grosses Potential aufweist mit Solarstromerträgen, die jenen Südeuropas gleichkommen (wenig Nebel, sehr viel Sonnenschein, für die Photovoltaik zuträgliche kühle Temperaturen). Weil sich Solaranlagen insbesondere seit 2009 enorm verbilligt haben und diese Entwicklung (im Gegensatz zur Preisentwicklung bei den fossilen und nuklearen Brennstoffen) weiter geht, ist die skizzierte Option nicht nur eine ökologisch sinnvolle, sondern auch eine ökonomisch tragbare.
Wie realistisch der Weg ist, zeigt auch die Situation rund um die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV). Sie macht exemplarisch klar, welch ein Machtkampf um die künftige Stromversorgung hierzulande tobt. Denn eine Ausdehnung der KEV, respektive eine Berücksichtigung aller hängigen Gesuche, erlaubte bereits heute eine Stromproduktion, die jene der drei AKW Mühleberg, Beznau I und II ersetzte. Und dank der vorhandenen und im Bau befindlichen Speicherseen lässt sich auch das Problem des fehlenden Sonnenscheins zu Nacht- und Winterzeiten lösen. Die herkönnliche Stromlobby wehrt sich noch, doch nicht nur Rechsteiner ist voll des Optimismus, dass sich die erneuerbare Variante dank ihrer vielen Vorteile, letztlich dank der Macht des Faktischen durchsetzen wird.
© Solarmedia
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Auch ohne tiefschürfende Analyse sind die Vorteile von PV & Stausee offensichtlich. PV reicht eher nicht aus, um die AKWs zu ersetzen. Ohne massive Investitionen zwecks Effizienzsteigerung geht es kaum.
AntwortenLöschenKEV kann man ausdehnen, wenn man vorher die Vergütung halbiert. PV macht primär auf Dächern Sinn - Freiland PV als Spiegelpanorama im Alpenraum eher weniger.