Samstag, 24. März 2012

«Jahrzehnt der Photovoltaik»

Firmennachrichten jagen AnlegerInnen der Solarbranche den kalten Schauer den Rücken runter. Doch da kommt einer an die nationalen PV-Tage (siehe Solarmedia vom 22. März 2012) und verkündet das Jahrzehnt der Photovoltaik: Gerhard Willeke, Professor am renommierten Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE). Er redete den 600 TeilnehmerInnen der Tagung ins Gewissen – und stellte sich anschliessend Solarmedia zum Interview.






Solarmedia: Professor Willeke, was um Himmels willen bringt Sie dazu, das angebrochene Jahrzehnt zu jenem der Photovoltaik, also der solaren Stromerzeugung, zu küren?

Willeke: Schauen Sie sich nur die Wachstumgskurve der solaren Energieerzeugung an. Es geht steiler nach oben denn je. Verläuft es weiterhin so exponentiell, dann wird im Jahre 2020 die Solarenergie einen Anteil von zehn Prozent des Weltstrommarkts erreichen - und dann haben wir doch wahrlich ein Jahrzehnt der Photovoltaik. Man versuchte unterdessen ja wiederholt, das Marktwachstum zu dämpfen, aber meist ohne Erfolg. In Deutschland etwa werden wohl bis zur Senkung der Einspeisevergütung schon wieder mindestens drei Gigawatt Leistung zugebaut. Hintergrund ist der gesunkene Systempreis, der dort bereits bei rund 1.50 Euro pro installiertes Watt liegt.

Solarmedia: Woher nehmen Sie die Sicherheit, dass die industrielle Lernkurve im Modulbau weiterhin gegen unten zeigt, die Module und damit die Solarenergie immer billiger werden?

Willeke:
Der Witz ist ja, dass alles noch viel schneller gegangen ist in der Solarwirtschaft, als wir aufgrund der industriellen Lernkurve hätten annehmen können. Herleiten lässt sich die Entwicklung aus der Mikroelektronik, die sich ebenfalls sehr schnell entwickelte, in der mit dem Marktwachstum schnelle Preissenkungen einhergingen.

Solarmedia: Sie sprachen an der PV-Tagung von Hochleistungs-Modulen mit wesentlich erhöhtem Wirkungsgrad - eine neue Revolution in der Branche?

Willeke:
Nein, vielmehr eine von vielen Technologien, die auf dem Weg zum Durchbruch sind. Den Massenmarkt werden weiterhin die herkömmlichen kristallinen Technologien beherrschen und dort wird auch das Wachstum stattfinden. Es gibt aber Länder wie die USA, die aufgrund der klimatischen Bedingungen sehr gute Voraussetzungen für die Hochleistungstechnologie haben. Diese ist auf lange Sonnenscheindauer ohne Schleierwolken angewiesen.

Solarmedia: Sie vertreten wohl eines der renomiertesten Solarforschungsinstitute der Welt. Wie schaffte es das ISE, sich mit der ursprünglich exotischen Solarenergie durchzusetzen?

Willeke: Das Institut besteht seit nunmehr über 60 Jahren und ist eine Parallel-Organisation zu den Max-Planck-Instituten - mit dem Fokus auf der angewandten und industrieorientierten Forschung. Es erhält wenig Grundfinanzierung und muss sich für konkrete Projekte immer die passenden, auch finanzierenden Partner suchen. Da laufen Sie sich schon die Füsse platt. Aber es funktioniert allen Widrigkeiten zum Trotz.

Solarmedia: Ginge sowas auch in der Schweiz, wo die industrielle Basis weniger breit ist?

Willeke: Nein, wohl eher nicht. Denn eine solche Basis bleibt auch die Voraussetzung für den künftigen Erfolg eines Instituts wie des ISE. Die Industrie hat aber auch weiterhin in der alten Welt ihre Chancen, vor allem im Bau der Maschinen für die Herstellung der solaren Produktionsmittel. Gute Beispiele sind doch Roth & Rau (heute eine Tochter von Meyer Burger) oder Centrotherm. Also bleiben auch die Chancen des Instituts intakt.

Zum Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) geht es >>> hier

Interview und Bild: © Solarmedia

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