Dienstag, 27. März 2012

Immer mehr Arbeit dank EE

382.000 Menschen arbeiteten im Jahr 2011 in Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien (EE), etwa vier Prozent mehr, als noch im Vorjahr. Und im Bereich der Solarenergie wurde der Rekordzubau von 7,5 Gigawatt Leistung bestätigt. Für die Schweiz beträgt der Wert gemäss Swissolar gerade mal um die 100 Megawatt.

Der Ausbau der erneuerbaren Energien geht in Deutschland unvermindert voran. Zwar waren die Investitionen im Jahr 2011 erstmals rückläufig, dies ist jedoch in den gesunkenen Preisen der Photovoltaik-Anlagen begründet. Die neu installierte PV-Leistung ist im Vergleich zum Vorjahr sogar noch leicht gestiegen, konnte den Preisrückgang jedoch nicht kompensieren. Gleichzeitig halten die Umsätze der gesamten Branche etwa das Niveau des Vorjahres, was dem Wachstum besonders der Windenergie und dem Bereich Biogas zuzuschreiben ist. 382.000 Personen arbeiteten im Jahr 2011 direkt wie indirekt im Bereich der erneuerbaren Energien, 63 Prozent davon im Anlagenbau im In- und im Ausland. Da der Bestand an Anlagen ständig steigt, nimmt auch die Zahl der Beschäftigten, die diese warten und instand halten, stetig zu. Etwa 20 Prozent können 2011 diesem Bereich zugeordnet werden. Weitere 14 Prozent der Beschäftigten waren für die Bereitstellung von Biomasse sowie von Biokraftstoffen tägig und knapp drei Prozent in der öffentlich geförderten Forschung oder Verwaltung.

Etwa ein Drittel der Beschäftigten arbeiteten in dem Bereich Biomasse, ein weiteres Drittel in der Solarenergie. Die Windenergie hatte einen Anteil von 26 Prozent, die Geothermie (Erdwärme) trug mit vier Prozent, die Wasserkraft mit rund zwei Prozent zur Beschäftigung bei. 72 Prozent der Tätigkeiten im Jahr 2011 können auf die Wirkung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zurückgeführt werden. Einzelheiten der Ergebnisse sind auf der Internetseite des BMU als Download verfügbar.

Die Bundesnetzagentur hat derweil die Daten für den Photovoltaikzubau im vierten Quartal 2011 jetzt veröffentlicht. Entgegen den Gerüchte zu vermeindlichen Doppelmeldungen hat sich die im Januar veröffentlichte, vorläufige Zahl von 7.500 MWp bestätigt. Allein im Dezember wurden 2.980 MWp gemeldet. 41 Prozent dieser Anlagen entfallen auf die Größenklasse über 1 MWp. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Segment über 1 MWp um den Faktor 1,6 gewachsen. In den mittleren Größenklassen – die von den aktuellen Kürzungsplänen überproportional betroffen sind – wurde der Markt hingegen spürbar eingebremst.

Aussagekräftiger als die aggregierten Zahlen zum Gesamtmarkt ist eine Analyse auf Segmentebene, die deutliche Unterschiede erkennen lässt. Vor allem in der Größenklasse zwischen 10 kWp und 50 kWp wurde der Markt spürbar eingebremst. Während in dieser Größenklasse im Jahr 2010 noch rund 2.600 MWp installiert wurden, hat sich der Zubau in diesem Segment 2011 auf etwa 2.000 MWp reduziert – ein Minus von 22%. Auch der regionale Vergleich zeigt deutliche Veränderungen zum Vorjahr. In Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein ist das Marktvolumen im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Im Osten ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Dieser Anstieg war vor allem durch die Großanlagen getrieben. Allerdings weisen in den östlichen Bundesländern auch die kleineren und mittleren Anlagen positive Wachstumsraten auf. Das Segment unter 10 kWp ist, mit Ausnahme von Baden-Württemberg, in allen Bundesländern gewachsen.

Insgesamt, so scheint es sind die etablierten Bundesländer auf dem Rückzug. Erste Sättigungserscheinungen sind hier zwar eine mögliche Erklärung, doch die starken Wachstumsraten zum Jahresende sprechen eher dafür, dass die Dachbesitzer abgewartet haben und die Dächer grundsätzlich noch zur Verfügung stehen. „Auch die deutlich belebte Nachfrage im ersten Quartal 2012 spricht nicht für eine Sättigung des Marktes“, kommentiert René Mund, Analyst des Bonner Markt- und Meinungsforscher EuPD Research. Aus Sicht von EuPD Research wäre sogar ein noch stärkeres viertes Quartal 2011 durchaus möglich gewesen, doch mangelnde Verfügbarkeiten und eingeschränkte Kapazitäten bei den Installateuren haben das verhindert.

„Die mittleren Stromgestehungskosten, kurz LCOE oder Levelized Cost of Electricity, für PV Anlagen erreichen ein Niveau, das es grundsätzlich ermöglicht, Anlagen auch ausserhalb des EEGs zu betreiben. Auch spezielle Abnahmevereinbarungen nach dem Vorbild der amerikanischen Power Purchase Agreements (PPA) sind eine mögliche Alternative“, erläutert Jan Winkler, von 360|Consult, der CleanTech-Beratung der Hoehner Research & Consulting Group GmbH. „Allerdings müssen entsprechende Geschäftsmodelle erst noch entwickelt werden. Dass sich die Industrie bewegen muss ist dagegen mittlerweile offensichtlich. Viele Unternehmen lassen hier bislang noch eine klare Neuausrichtung vermissen. Die Geschwindigkeit mit der diese Umstellung gelingt, wird allerdings maßgeblich über Erfolg- und Mißerfolg entscheiden“, kommentiert Jan Winkler von 360|Consult, einem Partnerunternehmen von EuPD Research, die aktuelle Situation.

Das Marktvolumen 2012 wird also weniger von der Aktivierung neuer Vermaktungsmechanismen, sondern vielmehr von der weiteren Preisentwicklung abhängen. Im März haben sich die Preise stabilisiert, im April ist nicht mit einem Preissturz zu rechnen. Dieser wird nach Ansicht der EuPD Research Experten voraussichtlich ab Juli stattfinden. Derzeit geht EuPD Research von einem Zubau im Jahr 2012 von rund 5,9 Gigawatt aus. Die aktuellen Marktentwicklungen und Zubauzahlen inklusive Prognosen auf Segmentebene sind auch zentraler Bestandteil des diesjährigen, 5. German PV Market Briefing 2012, das am 18. April 2012 in der Bankenmetropole Frankfurt am Main stattfindet. Die Veranstaltung richtet sich an Entscheider der Branche aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und dient als Plattform für den Austausch von Marktinformationen und Hintergründen.

An den Schweizer Photovoltaiktagen von vergangener Woche (siehe Solarmedia vom 22. März 2012) war demgegenüber zu erfahren, dass der Fachverband Swissolar den Gesamtzubau der Photovoltaik hierzulande auf rund 100 Megawatt schätzt, der Bestand damit also die 200-Megawattgrenze überschritten haben, was einer Solarstromproduktion von rund 0,3 Prozent der Gesamterzeugung gleichkommt.

Der vollständige Bericht zur Brutto-Beschäftigung aus erneuerbaren Energien im Jahr 2011 kann aus dem Internetangebot des Bundesumweltministeriums heruntergeladen werden

Quellen: Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) 2012 / EuPD Research 2012

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