Montag, 21. November 2011

Sarasin: (halb-) duster

Überkapazitäten und Preisverfall führen in den nächsten Monaten zu einer Marktbereinigung in der Solarindustrie, die nur gut aufgestellte Unternehmen wie Solarworld überleben werden. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Nachhaltigkeitsstudie "Solarwirtschaft: Hartes Marktumfeld – Kampf um die Spitzenplätze", in der die Bank Sarasin die wichtigsten börsennotierten Zellen- und Modulhersteller einem Fitnesstest unterzieht.

Für die Gesamtindustrie bringt die Bereinigung allerdings den notwendigen Ausgleich, so dass sich die Wachstumsaussichten wieder bessern: Bis 2015 kann durch neue Absatzmärkte und zusätzliche Anwendungen für Solarstrom ein durchschnittliches Wachstum bei der neu installierten Photovoltaik (PV)-Leistung von 18% pro Jahr erzielt werden.

Eine Marktbereinigung in der Solarbranche ist unvermeidlich: Das Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage ist zu gross geworden. Einem Absatzpotenzial von 21 Gigawatt (GW) stehen Ende dieses Jahres rund 50 GW an Produktionskapazität für Solarmodule gegenüber. Kleine, nicht wettbewerbsfähige und schlecht finanzierte Unternehmen werden die Strukturbereinigung nicht überleben. Unternehmen dagegen, die international breit positioniert und vertikal integriert sind – also mehrere Produktionsschritte eigenständig vornehmen – haben sehr gute Chancen, gestärkt aus der Konsolidierungsphase hervorzugehen.

Gut positioniert für die nächste Entwicklungsrunde des PV-Marktes ab 2013 sind beispielsweise Suntech Power, Trina Solar und Yingli Solar aus China, First Solar und Sunpower aus den USA sowie die deutsche Solarworld (Hauptsitz siehe Bild). Gefährdet sind vor allem kleine bis mittelgrosse Unternehmen mit eher bescheidenen Wachstumsaussichten, wie die deutschen Conergy, Q-Cells, Solar-Fabrik und Sunways. Für das Jahr 2011 rechnet die Bank Sarasin weltweit mit einer neu installierten PV-Leistung von 21GW (Solarmedia: andere Quellen sehen höhere Zahlen von bis zu 24 GW - siehe Solarmedia vom 17. November 2011). Dies entspricht einem Wachstum von 3%. Im kommenden Jahr wird der PV-Markt speziell in Europa in einer schwierigen Übergangsphase verharren. Global gesehen, könnte die Nachfrage im kommenden Jahr mit Hilfe der boomenden Märkte USA, China und Japan trotzdem um 20% wachsen. Von 2010 bis 2015 wachsen die globalen Installationen voraussichtlich mit durchschnittlich 18% pro Jahr. Europas Zubau nimmt in diesem Zeitraum rund 3% pro Jahr ab. Am stärksten entwickelt sich Indien: Dort rechnet die Bank Sarasin mit einem jährlichen Wachstum von 101%. Die breitere geografische Verteilung der Neuinstallationen setzt sich in den nächsten Jahren verstärkt fort. Bis 2013 erreichen insgesamt mehr als zehn PV-Märkte einen jährlichen Zubau von mindestens 500 Megawatt (MW). Die PV-Märkte werden nicht nur geografisch, sondern auch im Hinblick auf die Anwendungen der Solaranlagen diversifizierter. Zukünftig sind Unternehmen gefragt, die über den Verkauf von Solarmodulen hinaus neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln und anbieten können.

Die Solarenergie verzeichnet über die vergangenen zehn Jahre dank intensiver Kostenreduktion die steilste Kostensenkungsrate aller erneuerbaren Energien und gelangt damit sehr schnell auf ein wettbewerbsfähiges Preisniveau. In den kommenden Jahren wird Solarstrom in einer wachsenden Zahl von Regionen Preisparität zum Endverbrauchertarif erreichen. Somit sind auch keine nationalen Förderprogramme mehr notwendig.

Auch bei den Unternehmen mit Dünnschichtmodulen ist die Marktbereinigung in vollem Gange. Dieses Jahr sind nur noch rund 100 Unternehmen in diesem Bereich aktiv, 2010 waren es noch 150. Die Spitzenunternehmen zeigen einen raschen Ausbau der Kapazitäten. 2013 werden deshalb keine Unternehmen mit weniger als 500 MW Produktionskapazitäten mehr unter den Top-Ten zu finden sein. Skaleneffekte, eine tiefe Kostenstruktur und hohe Kreditwürdigkeit sind wichtige Erfolgsfaktoren für ein Dünnschichtunternehmen. Mit Hilfe von grossen, finanzstarken Unternehmen wie First Solar, Sharp, ShowaShell, General Electric oder Hanergy als Vorreiter legen die Dünnschichttechnologien bis 2013 um durchschnittlich 32% pro Jahr zu.

Im Vergleich zur PV sind die CSP-Kraftwerke teuer geblieben (siehe auch Erklärung der Technologien unten). Aufgrund der Materialkosten und des hohen Arbeitsaufwandes lassen sich die Kosten für ein solches Kraftwerk aber nur schwer senken. Wichtigste Nische für CSP bleibt der Einsatz in Hybridkraftwerken. Diese Kombination mit einem Gas- oder Kohlekraftwerk scheint gerade in den Ländern des Mittleren Ostens, Nordafrika, Südostasien und Südamerika sehr lukrativ und spart Kosten für fossile Brennstoffe. Aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation wächst die CSP-Leistung in den kommenden zehn Jahren mit durchschnittlich 17% pro Jahr etwas moderater. Bis 2020 erwartet die Bank Sarasin in diesem Bereich eine kumulierte Leistung von 28 GW.

Die drei Technologien der Solarenergie kurz erklärt:

Photovoltaik (PV):
Erzeugung von elektrischem Strom aus Sonnenenergie. In Solarzellen, meist aus Silizium, werden mit Hilfe von Licht Ladungsträger freigesetzt (Photoeffekt) und so direkt Strom erzeugt, der in Akkus gespeichert oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist werden kann.

Solarkollektoren:
In einer thermischen Solaranlage werden schwarz oder blau beschichtete Absorber in den Kollektoren von den Sonnenstrahlen erwärmt. Diese Wärme wird in einem Solarspeicher gesammelt und in die Sanitär- und Heizungsinstallation im Haus eingespeist.

Solarthermische Kraftwerke (Concentrating Solar Power, CSP): Solarthermische Kraftwerke nutzen die in Wärme umgewandelte Sonnenstrahlung zur Stromerzeugung. Mit Hilfe von Spiegeln wird das Sonnenlicht gebündelt und die gewonnene Wärmeenergie an einen Dampfkreislauf abgegeben. Wie bei konventionellen Kraftwerken wird der Dampf in einer Turbine zur Stromgewinnung genutzt.

Die Studie "Solarwirtschaft: Hartes Marktumfeld – Kampf um die Spitzenplätze" der Bank Sarasin (Autoren: Dr. Matthias Fawer und Balazs Magyar) ist als Druckexemplar in deutscher und englischer Sprache gegen eine Schutzgebühr von CHF 150 respektive EUR 120 (für Kunden und Medien gratis) erhältlich bei: gabriela.pace@sarasin.ch.

Quelle: Sarasin

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