Mit rund 850 Teilnehmern handelt es sich dabei um eine der größten nicht-technischen Veranstaltungen der Solarbranche. In seiner Abschlussrede erklärte Karl-Heinz Remmers, Vorstandsvorsitzender der Solarpraxis, dass wieder einmal die Politik das dominierende Thema der Veranstaltung gewesen sei. Es werde Zeit, sich von dieser zu emanzipieren, auch wenn die Branche noch ein paar Jahre deren Unterstützung brauche. Weiterhin sagte er der Solarbranche ein schwieriges Jahr 2012 voraus.
Der Photovoltaik-Markt hat sich in den letzten Jahren in rasantem Tempo entwickelt. Nachdem die Branche jahrelang nur Erfolge vermeldete, setzt jetzt eine Konsolidierungsphase ein. Diese wird Opfer kosten, sei jedoch normal und notwendig, waren sich die Teilnehmer der Konferenz einig. In ihrer Einschätzung des Photovoltaik-Zubaus in diesem Jahr stimmten die Analysten auf dem 12. Forum Solarpraxis zumeist überein. Sie rechnen mit etwa 20 Gigawatt neu installierter Leistung. Doch wo die Reise in den nächsten Jahren hingehe, sei nicht leicht zu sagen. Bei der abendlichen Diskussionsrunde der Unternehmensspitzen ging Murray Cameron, COO von Phoenix Solar, davon aus, dass am Ende der Konsolidierungsphase zehn Firmen 80 Prozent des Marktes dominieren werden – zwei davon seien europäisch.
Die Frage „Gibt es noch attraktive Photovoltaik-Märkte in Europa?“ wurde zu Beginn des zweiten Konferenztages erörtert. Howard Johns vom Solarverband Solar Trade Association zeichnete ein düsteres Bild vom britischen PV-Markt. Im schlimmsten Fall betrage der PV-Markt im kommenden Jahr in Großbritannien lediglich 10 MW. Er warf der Regierung einen Mangel an politischem Willen für Photovoltaik vor.
Im Vorzeigeland Italien werden bereits bis zu 30 Prozent der Stromnachfrage an sonnigen Tagen durch Solarstrom gedeckt. Franco Valentini von Elettronica Santerno erklärte, dass Italien keine technischen Probleme habe, da die Netze bereits auf eine dezentrale Energieerzeugung eingestellt seien, sondern eher vor politischen Herausforderungen stehe. Er hofft auf einen italienischen PV-Markt von 3 GW im Jahr 2012 und darauf, dass auch die neue Regierung die Photovoltaik weiterhin unterstützt. Positive Signale wurden bereits gesendet. Das verlorene Vertrauen in den spanischen Markt müsse erst wiedergewonnen werden, meinte David Peréz von eclareon und ging von einem mäßigen Wachstum von 300 bis 500 MW pro Jahr aus. In bestimmten Regionen in Südspanien sei die Grid Parity bereits Realität. Auch in Spanien sei nach den Wahlen am Wochenende unklar, ob und inwieweit die Regierung die PV-Industrie unterstützt.
Einen Blick über den europäischen Tellerrand hinaus, warf die Session „PV Märkte weltweit“. Rudy Vetter vom Greater Phoenix Economic Council unterstrich, dass die USA in Zukunft einer der größten PV-Märkte weltweit sein werde. Der Markt, der anders als in Europa nicht durch den Preis, sondern durch ein vorgeschriebenes Volumen geregelt wird, sei sehr divers. Er riet Unternehmen trotz Unsicherheiten durch das bevorstehende Wahljahr und den Ausgang der Antidumping-Klage gegen China, keine „sit-and-wait-Strategie“ zu verfolgen, sondern sich bei Interesse sofort auf dem Markt zu engagieren.
Ähnliches berichtete Frank Haugwitz, Deutsche China Consult, für den chinesischen Markt. „Möglichkeiten für deutsche Unternehmen gibt es nach wie vor, aber nicht für immer“, erklärte er. Er ermutigte Unternehmen zum Eintritt in den chinesischen Markt. China sei kein „closed shop“, empfehlenswert sei jedoch die Kooperation mit einem lokalen Partner.
In der Session „Größere Solarthermieanlagen“ bestärkte Rüdiger Mühlhausen von Apel + Hoyer die Solarthermiebranche, nicht nur auf Marktanreizprogramme zu warten, sondern gezielt auf Kunden zuzugehen und diese zu begeistern. „Der Markt ist da“, erklärte er. Das nächste Forum Solarpraxis findet am 22. und 23. November 2012 in Berlin statt.
Quelle: Sonnenseite / Solarpraxis AG 2011
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