Freitag, 18. November 2011

PV-Markt vor Stagnation?

Die weitere Entwicklung der weltweiten Photovoltaik-Märkte lässt sich momentan nur schwer vorhersagen. Analysten erwarten für das kommende Jahr kaum Zuwächse, dennoch müssen die Modulhersteller ihre Preise weiter senken, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein.

Die Analysten auf dem 12. Forum Solarpraxis waren sich bei ihrer Einschätzung des Photovoltaik-Zubaus in diesem Jahr relativ einig. Sie rechnen mit etwa 20 Gigawatt neu installierte Leistung (andere Einschätzungen liegen weit höher - siehe Solarmedia vom 17. November 2011). Doch wo die Reise hingeht, ist nicht leicht zu sagen. So gibt es für das kommende Jahr große Unsicherheiten wie sich die wichtigen Photovoltaik-Märkte in Deutschland, China und den USA entwickeln werden. Unisono erklärten sie, dass wohl eher ein Stagnation zu erwarten sei und es ein weiteres schweres Jahr für die Photovoltaik-Industrie werden könnte.

Mit Blick auf Deutschland sagte Götz Fischbeck von der BHF Bank, dass sich der Markt in den vergangenen Monaten doch geändert habe. Der relative Anteil von Photovoltaik-Großanlagen steige. Wohl auch weil sich die öffentliche Meinung nach dem großen Sprung der EEG-Umlage zum 1. Januar 2011 deutlich gegen Photovoltaik gedreht habe. Dennoch seien die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland relativ stabil, wie Dirk Morbitzer von Renewable Analytics ergänzte.

Zwar könnte die vom Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) angeheizte Forderung, die eine Deckelung der Photovoltaik in Deutschland bei einem Gigawatt vorsieht, kurzfristig zu einem stärkeren Zubau führen, insgesamt sei sie aber für die Marktentwicklung hierzulande nicht förderlich. Im ersten Halbjahr könnten die neuen Diskussionen über die Solarförderung allerdings erneut einen starken Zubau bei Photovoltaik-Anlagen anheizen, so Morbitzer weiter. Seine Prognose für den deutschen Markt im kommenden Jahr war daher auch eher vage. Er könnte zwischen 3,5 und sieben Gigawatt liegen.

Doch wie unsicher solche Prognosen sind, zeigt sich anhand der Erwartungen, die die Analysten im vergangenen Jahr für 2011 formulierten. Damals erwartete IHS iSuppli für Deutschland in diesem Jahr einen Zuwachs von etwa neun Gigawatt bei der Photovoltaik, wie Analyst Henning Wicht einräumt. Die reale Größe wird wohl etwa bei der Hälfte liegen. Grund dafür sei auch die Preisspirale, die sich in Gang gesetzt habe und viele Käufer wohl zum Abwarten motiviert habe. Dennoch erwartet Wicht von IHS iSuppli ein gutes viertes Quartal für die Photovoltaik in Deutschland. Er forderte ein Signal von der Politik, die wieder für eine positive Wahrnehmung der Photovoltaik sorgen müsse. Eine Forderung, die seine Kollegen Fischbeck und Morbitzer allerdings nicht teilten. „Die Unternehmen sollten nicht auf die Politik warten, sondern aktiv neue Märkte eröffnen“, sagte Analyst Fischbeck. Morbitzer ergänzte, dass sich angesichts der stark gefallenen Systempreise Photovoltaik mittlerweile in vielen Ländern auch schon ohne staatliche Förderung rechne. Allerdings müsse sich der Vertriebsprozess der Unternehmen ändern, um ihre Photovoltaik-Anlagen besser zu verkaufen.

Die Preisspirale dürfte sich auch noch im kommenden Jahr weiterdrehen. Wahrscheinlich aber nicht mehr so rasant wie in diesem Jahr. Dennoch müssen gerade die deutschen und europäischen Modulhersteller ihre Preise weiter senken, um auch international wettbewerbsfähig zu bleiben. Mittelfristig wird sich auch der Photovoltaik-Markt weltweit massiv verändern. So erwartet Morbitzer, dass Deutschland auch im kommenden Jahr noch der wichtigste Absatzmarkt bleiben könnte.

Bis 2015 dürfte sich aber das heutige Verhältnis weltweit gedreht haben und Europa nur noch 20 Prozent des Photovoltaik-Marktes ausmachen, sagt auch Götz Fischbeck. Allerdings werden dann auch deutlich weniger Hersteller aktiv sein. Dirk Morbitzer rechnet, dass im Zuge der nun beginnenden Konsolidierung des Marktes, in fünf Jahren nur noch etwa ein Viertel der heutigen Firmen existieren wird. Gerade die europäischen Hersteller müssten ihre Produktionskosten im kommenden Jahr auf unter 70 Cent pro Watt drücken, um weiter mitmischen zu können, so Morbitzer. Allerdings gebe es auch noch andere Märkte, in denen Margen deutlich höher lägen als in Deutschland und die Firmen ihre Module noch zu höheren Preisen absetzen könnten. Daher sei es wichtig, international präsent und als Qualitätsmarke etabliert zu sein. Aus Sicht von Hennig Wicht ist der Photovoltaik-Markt noch nicht gesättigt – auch nicht in Deutschland. „Neue Dynamiken werden sich ergeben“, so sein Fazit.

Quelle: Photovoltaik / Sandra Eckhardt

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