Sonntag, 11. September 2011

Wider die solaren Vorurteile

Der ehemalige Basler Ökonomieprofessor Silvio Borner ist einer der erbittertsten Gegner der Förderung erneuerbarer Energien (EE). Insbesondere die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) ist ihm ein Dorn im Auge – Zeit, wieder einmal die immer noch grassierenden Vorurteile gegen die Förderung der EE im allgemeinen und die Solarenergie im Besonderen ins rechte Licht zu rücken.

Borners’s wiederkehrende Leier von der unsinnigen Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) macht seine Kritik nicht einleuchtender. Er sieht als einzige und richtige Alternative die Förderung der Energieforschung, natürlich inklusive der nuklearen. Und verkennt dabei, dass auch andere grosse Industriezweige in ihren Anfängen immer wieder gefördert wurden, wie etwa der TGV in Frankreich – und nicht zuletzt die Atomenergie überall, so auch in der Schweiz mit mehr als zwei Milliarden Franken seit anfangs der 50er Jahre. In heutigem Geld wären das gut und gern das Drei- bis Fünffache wegen der seither eingetretenen Inflation.

Den Erneuerbaren im Allgemeinen und der Solarenergie im Speziellen gehört die Zukunft der Energieerzeugung - bis hin zu einer 100prozentigen Vollversorung und dem baldigen und völligen Verzicht auf die Atomenergie. Die Aufnahme stammt von der Dachanlage der Familienheimgenossenschaft in Zürich-Friesenberg - die im November ans Netz geht. (Bild: Guntram Rehsche).







Die Kritik an der KEV schrammt weit an einer offensichtlichen Tatsache vorbei: Sie ist im Gegensatz zur Behauptung von deren Unwirksamkeit sehr hilf- und erfolgreich bei der Einführung der Erneuerbaren – und wird bereits in über 60 Staaten weltweit angewandt. Das wirkliche Problem dabei ist die unstete Politik, die sich in einem Hüst und Hott der Förderung ausdrückt und den Markt immer wieder verunsichert. Nichts desto trotz ist sie erfolgreich und verantwortlich für das gewaltige Marktwachstum sowohl der Solar- wie der Windendergie – und schliesslich auch wegen des stark wachsenden Markts für stetig und innert kürzester Zeit enorm fallender Preise. Denn die KEV – und das erwähnen Kritiker wie Borner nie – hat einem gesetzlich vorgeschriebenen Rhythmus zur Senkung der Vergütung. Was deren Höhe innert der vergangenen zwölf Jahre schlicht gedrittelt hat.

Von wegen Märkten und Preisen: die Kosten betragen auch hierzulande für Strom aus mittelgrossen Photovoltaik-(PV)-Anlagen eben nicht mehr 50 Rappen pro Kilowattstunde, sondern nur noch deren 30 bis 40. Erneut ficht die Kritikerschar bereits nicht mehr zutreffenden Argumenten, wie sie es auch vor Jahresfrist tat, als allgemein behauptet wurde, dieser Preis liege noch bei einem Franken – dabei vergütete die bundeseigene KEV nur noch 50 bis 60 Rappen pro Kilowattstunde – und dieser Preis ist ja, wie der Name sagt, ein kostendeckender. Der Solarmarkt, um beim Beispiel der Sonnenenergie zu bleiben, entwickelte sich derweil rasant, weltweit mit einem Plus von rund 80 Prozent im Jahre 2010 (in der Schweiz mit plus 41 installierten Megawatt von deren 71 auf 112 – gemäss neuesten Bundesangaben, siehe Solarmedia vom 5. September 2011). Trotz Angst vor einer Marktschrumpfung wird der Weltmarkt auch im laufenden Jahr wachsen, von 17 Gigawatt an neu installierten PV-Anlagen auf voraussichtlich deren 22 (siehe Solarmedia vom 2. September 2011).

Entsprechend wird auch die KEV im kommenden Jahr allerorten deutlich sinken . Soeben hat der deutsche Grünenpolitiker Hans-Josef Fell in Aussicht gestellt, dass sie in Deutschland 2012 auf noch 24 Euro-Cent für Anlagen unter 30 kWp-Leistung abnimmt (siehe Sonnenseite vom 9. September 2011). Wenn da dann KritikerInnen finden, Solaranlagen seien scheusslich, sind wir im Bereich der Ästhetik, über die sich bekanntlich immer streiten lässt. Viele Solaranlagen scheinen vielen Menschen aber immer noch schöner als ein AKW-Klotz, möglicherweise mit mehreren Reaktorblöcken. Vor allem aber sind viele Solaranlagen schöner als eine über Dutzende von Quadratkilometern zerstörte Tschernobyl- oder Fukushima- Mondlandschaft. Was übrigens auch im Vergleich zu grossen Windkraftanlagen gilt, die sich ebenso schnell wieder demontieren lassen, wie sie aufgestellt wurden - ohne bleibende Umweltschäden. Wäre da noch die Speicherproblematik der Erneuerbaren... aber das ist eine andere Frage, die sich mit den Millionen für die Atomforschung ganz sicher lösen liesse - und für die bereits viele Antworten vorliegen (siehe unter anderem Solarmedia vom 24. Juni 2011).

© Solarmedia

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1 Kommentar:

  1. Offensichtliche Tatsachen sind manchmal auch Ansichtssache...KEV heisst kostendeckend und suggeriert das die Kosten in etwa gedeckt sind. Aber 10% Rendite pa, die mit KEV möglich sind, ist halt etwas anderes.
    PV wird in 2 Jahren auch finanziell marktreif - dann kann man in der CH mit PV loslegen. Im Moment bringen Energiespar - Investitionen mE noch einen besseren ökologischen Return of Invest, da wären wir wieder bei Ansichtssachen.

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